„Zeller Tanzschuhe“ – Der geheime Star der Berliner Tanzszene 15. Februar 2025Lesedauer: 4 Min. Artikel anhören Player schließen Hier tanzen Tradition und Fortschritt perfekt im Einklang: „Zeller Tanzschuhe“ verbindet geschichtsträchtige Wurzeln mit zukunftsorientiertem Wandel. Ein Mix, der bestens zum Kreuzberger Umfeld des Geschäfts passt. Wer die Worte „Berlin“ und „Tanzen“ hört, denkt vermutlich zuerst an die berühmte Club-Szene, schließlich zählen Berghain und Co. zu den legendärsten Feierspots der Welt. Jenseits der großen Namen werden an der Spree aber auch etliche kleine Parkette betanzt, sei es in traditionellen Ballhäusern, modernen Tanzkompanien oder zahllosen Ballett-, Salsa- oder Hip-Hop-Gruppen. Die solide Sohle dieser Tanzszene – wenn nicht gar ihr heimliches Herz – findet sich in einem kleinen Ladegeschäft in Kreuzberg, am südlichen Rand des Bergmannkiezes. Im typischen Berlin-Mix aus prachtvollen Altbauten und zeitgemäßen Neubauprojekten liegen nicht nur mehrere Tanzschulen auf engsten Raum, sondern auch ein Geschäft, auf dem vieles fußt: „Zeller Tanzschuhe“, der erste Laden in Deutschland, der Tanzschuhe importierte und vertrieb. Spot on: das große Schuhregal im Ladengeschäft von „Zeller Tanzschuhe“. Foto: Ralph Maak Pioniere des Tanzschuh-Vertriebs Seit 2015 residiert das Geschäft, das 1956 in Bamberg gegründet wurde, in der Fidicinstraße 16. Im Laden steht Uli Zeller, Sohn von Firmengründer Hans Zeller, mit Ehefrau Gisela Günther-Zeller. Das elegante Paar berät seine KundInnen montags bis freitags zwischen bestens ausgeleuchteten Schuhregalen, wenngleich längst 90 Prozent des Geschäfts über den Online-Versand laufe, wie Uli Zeller sagt. Das wiederum passt zum Mix aus Alt und Neu im Kiez: eine traditionsreiche Basis trifft auf fortschrittliche Weiterentwicklung und erreicht dadurch nicht nur eine lokale, sondern eine internationale Kundschaft. Auch das hat eine Tradition: Denn Vater Zeller erfand quasi den Tanzschuh-Versand in Deutschland. „Die Ballhaus- und Turniertanz-Kultur kommt ja aus England, in Deutschland hat man vorher mit Straßenschuhen getanzt“, erzählt Sohn Uli, „die Schuhe hat dann mein Vater aus England bezogen.“ Das Geschäft blieb in Familienhand, läuft aber inzwischen unter www.tanzschuhe.de und danceshoes.com. „Es wird überall getanzt, doch es gibt nicht an jeder Ecke Tanzschuhläden.“Uli Zeller Dabei war Uli Zeller eigentlich Fotograf. Aber als sein Bruder, der Kaufmann gelernt hatte, kniff, übernahmen er und seine Frau 1995 den Laden, mit dem das Paar 2015 nach Berlin umzog, den Kindern nach. Über die Gewobag fand man das Ladengeschäft in der Fidicinstraße, ehemals die „Fidicin-Klause“. Statt einer Kneipe gibt es hier nun Tanzschuhe für Standard, Latein, Jazz, Swing, Tango und Salsa. Wobei ihr Hauptfokus immer der Fernhandel war und blieb. „Dafür ist die Tanzszene doch zu klein, gerade in Bamberg“, sagt Gisela Günther-Zeller. Ihr Mann ergänzt: „Es wird überall getanzt, doch es gibt nicht an jeder Ecke Tanzschuhläden.“ Im Bergmannkiez aber liegt beides fast nebeneinander. Die Tanzschule „Walzerlinksgestrickt“ samt großem Ballhaus ist gerade einmal 500 Meter entfernt. Schuhe, die bewegen „Walzerlinksgestrickt“ verlinkt auf den Schuhladen, der zwei weitere Tanzschulen in der Nähe hat, „Maxixe“ und „Traumtänzer“. Auch Ballett, Tango, Swing und selbst Hula wird im Kiez angeboten. „Wir haben die Karte nicht auf Tanzschul-Akkumulationen durchforstet“, sagt Uli Zeller und lacht, aber der Kiez passt zum Hobby Tanz: alternativ-bürgerlich, Schuhe können sich hier einige leisten. Im Sortiment führt das Paar fast 400 Modelle, die preislich zwischen 80 und 200 Euro liegen. „Normale Straßenschuhe mit Ledersohle gehen auch zu Anfang, sind aber rutschig“, sagt Uli Zeller. „Tanzschuhe haben Grip, aber lassen drehen und gleiten, sind stabil, aber flexibel. Das ist fast High-Tech.“ Ihr Laden vertreibt nur die Traditions-Marke Werner Kern, mit der man seit Jahrzehnten kooperiert. Jetzt Newsletter abonnieren und nichts mehr verpassen! E-Mail Ich stimme zu, dass die Gewobag mir per E-Mail den Newsletter zusendet und dabei die auf mich bezogenen Nutzungsstatistiken auswertet. Die Datenschutzerklärung habe ich gelesen. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Abonnieren Mittlerweile verschicke man weltweit, sagt Uli Zeller, bis nach Nigeria und Neuseeland, aber vor allem innerhalb Deutschlands. Wer online bestellt, erhält erst einmal eine E-Mail mit Beratung, fast wie im Laden. „Wir telefonieren viel mit Kunden, viele bestellen die Schuhe zu groß“, sagt Gisela Günther-Zeller. Dann muss sie sich um eine Kundin kümmern, die hereinkommt, obwohl Laufkundschaft selten ist. Alice Fiedler arbeitet in Treptow, wohnt in Grünheide und ist auf dem Heimweg vorbeigekommen. „Ich tanze für mein Leben gern und habe jetzt einen passenden Tanzpartner gefunden“, erzählt sie. Er habe neuerdings Tanzschuhe, habe er geschrieben, sie müsse nachziehen, deshalb sei sie da. Tanzschuhe für Jung und Alt Gehört zum zum Standard: die fachkundige und freundliche Beratung bei „Zeller Tanzschuhe“. Foto: Ralph Maak Ihr Eindruck ist positiv. „Gleich freundliche Gesichter, ein schönes Ambiente“, sagt Alice Fiedler, die am Ende glitzernde Schuhe in Silber wählt. Das motiviere, ähnlich wie ein guter Sportschuh beim Laufen. Tanzsneaker sind ohnehin im Trend, die kann man auch draußen tragen, sagt Gisela Günther-Zeller. Ansonsten läuft das Geschäft konstant, trotz Inflation hat Tanz in Berlin Konjunktur bei Jung und Alt. .„Viele Junge kommen zum Abiball, wofür sie extra in der Tanzschule waren“, berichtet Uli Zeller. Aber es kämen auch 70- und 80-Jährige, Kunden aus Nachbarländern wie Polen oder Dänemark. Dauerbrenner bleibt Berlins Tangoszene, „man sagt nach Buenos Aires die zweitgrößte der Welt“, so Zeller. Trotzdem ist die Zukunft des Zellergeschäfts offen, die Kinder werden es wohl nicht übernehmen. Wer Lust auf Online- und Offline-Handel für die Tanzwelt hat, kann sich also melden. „Wenn man selber tanzt, ist es nicht von Nachteil. Geduld und Empathie helfen auch“, sagt Uli Zeller. Und erzählt zum Abschluss einen Witz seines Vaters. „Eine Dame probiert Schuhe, aber nichts passt und die Kartons stapeln sich. Irgendwann sagt sie: Der hier ist bequem! Da sagt der Verkäufer: Sie stehen im Schuhkarton.“ Zeller TanzschuheFidicinstraße 16, 10965 Berlinwww.tanzschuhe.deÖffnungszeiten: Montag bis Freitag, 11 bis 17 Uhr. Titelfoto: Ralph Maak
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