Gründer Adis Smajlagic und Mitarbeiter Timothy Fries-Cubunda vor ihrem Ladengeschäft für professionelle Sneakerreinigung. Foto: Ralph Maak.

Sneaker-Makeover made in Moabit: Reshoe verleiht alten Schuhen neuen Glanz

Für Turnschuhe ist die kalte Jahreszeit ein echter Härtetest – etliche Paare sind nach dem Winter so unansehnlich, dass sie entsorgt werden. Dass es auch nachhaltiger geht, zeigt das Berliner Unternehmen „Reshoe“ mit seinem innovativen Geschäftsmodell.

Wenn man so möchte, sind sie „typisch Berlin“ – Orte, in denen das Alte und das Neue nahtlos ineinander übergehen. Beispiele finden sich im Großen wie im Kleinen, etwa in der Lübecker Straße 39 in Moabit. Dort ist über dem Eingang eines Kellergeschäfts der verblasste Schriftzug „Wilh. Schuster“ zu lesen, und wenn der frühere Ladeninhaber wirklich Schuhmacher war, ist seine Nachfolge in guten Händen.

Heute befindet sich dort „Reshoe“, Berlins erste Sneakerreinigung. „Sneaker Cleaning Service“ steht auf den Werbebannern und -plakaten am Eingang, „re:fresh, re:use, re:love“. Frei übersetzt: „Turnschuhe aufzufrischen und sie wiederzuverwenden, heißt, sie wieder zu lieben.“ Schon ab knapp 20 Euro kann man hier seine alten Schuhe so reinigen lassen, dass sie aussehen wie neu. Eine innovative und nachhaltige Idee.

Inhaber Adis Smajlagic, jung, lässig, bärtig, mit umgedrehter Baseballkappe, im T-Shirt und natürlich in Sneakern – alles in den „Reshoe“-Farben Schwarz-Weiß gehalten –, empfängt im Laden und erklärt, wie alles anfing: „Wir saßen vor einigen Jahren zusammen im Café und haben uns über Geschäftsideen unterhalten“, erinnert er sich an ein Treffen mit seinem damaligen Mitgründer. „Er hat erzählt, dass sein Kumpel in den USA war und dort gesehen hat, dass es Sneaker-Reinigungen gibt und meinte: Das ist doch voll die geile Idee!“

Gründer Adis Smajlagic und Mitarbeiter Timothy Fries-Cubunda am Verkaufstresen ihres Ladengeschäfts für professionelle Sneakerreinigung. Smajlagic arbeitet am Computer, Cubunda packt einen Schuh ein. Foto: Ralph Maak.
Gründer Adis Smajlagic (r.) mit seinem Mitarbeiter Timothy Fries-Cubunda im Ladengeschäft in der Lübecker Straße. Foto: Ralph Maak

Die Gründer stoßen in eine Marktlücke

Zweifel gab es trotzdem. „Ich dachte mir, das gibt es bestimmt in Berlin, hier gibt es doch alles“, erzählt Smajlagic. Einen geschäftlichen Rundumblick später war klar: Tatsächlich kein Anbieter in Sicht – Marktlücke gefunden. „Da hat es bei mir Klick gemacht, dass wir das an den Start bringen müssen.“

Dass die Gründer, zu Hause in Charlottenburg, den Laden in Moabit eröffneten, war eher Zufall, genau wie die Tatsache, dass hier wohl früher ein Schuster tätig war. „Damals war uns die Lage noch nicht so wichtig, weil wir eigentlich den Fokus auf das Onlinegeschäft legen wollten. Wir brauchten 70, 80 Quadratmeter und haben berlinweit gesucht. Auf der Gewobag-Seite sind wir dann fündig geworden.“

Smajlagic zeigt seinen Laden, der mehrere Kellerräume umfasst, in denen Kistenweise Schuhe in Regalen stehen, einige gereinigt, andere noch dreckig. Sein Mitarbeiter Timothy Fries-Cubunda sitzt an einem Tisch, bürstet Sneaker und behandelt sie mit Pflegeprodukten. Gleich sehen sie sauberer aus. All die Bürsten, Tuben und Dosen, die Ventilatoren und Trocken-Geräte erfüllen also ihren Zweck.

Neue Reinigungsverfahren entwickelt

„Wir reinigen die Schuhe schonend von Hand, bieten den Service deutschlandweit über unsere Website und über Versand an“, erklärt Smajlagic. Dazu habe man den Store in Moabit, wo man die Schuhe persönlich abgeben und abholen kann. „Und zudem haben wir Pick-Up-Locations in Berlin verteilt, wo die Schuhe von uns abgeholt, gereinigt und wieder dorthin zurückgebracht werden.“

Knapp 35 Euro kostet das Standardpaket einer Komplettreinigung, die 60 Minuten Arbeit erfordert. Für 50 Euro werden auch Farben erneuert, bei eher leichten Verschmutzungen nur 20 Euro fällig. Die Reinigungsverfahren dafür mussten sich die Macher teilweise erst ausdenken und entwickeln. „Diese Art von Dienstleistung war neu für uns, so etwas gab es ja vorher in Deutschland gar nicht.“

Einfache Pflegetipps für zu Hause

Der 34-Jährige, der mit vier Jahren aus Bosnien nach Berlin zog und dessen Familie im Autohandel tätig war, konnte kaum Erfahrungen in die Selbstständigkeit übertragen. Nur einige Geräte, wie den Ozon-Generator für Trocknung und Geruchsbeseitigung, wie sie auch bei Autos eingesetzt werden. Ansonsten setzen sie auf Pflegeprodukte von Collonil, eine Berliner Firma, mit der sie kooperieren.

Davon, die Schuhe zu Hause in der Waschmaschine zu waschen – so, wie oft im Internet geraten wird –, rät Smajlagic ab. „Die Schuhe sind an vielen Stellen geklebt, der Kleber löst sich ab und die Sohlen verformen sich.“

Als Tipp gibt er eher: sofort imprägnieren, Schuhspanner nutzen und Schuhe häufiger wechseln. Und auf die Schnelle hilft ein Feuchttuch für Babys zum Reinigen.

Gründer Adis Smajlagic und Mitarbeiter Timothy Fries-Cubunda am Verkaufstresen ihres Ladengeschäfts für professionelle Sneakerreinigung. Auf dem Tresen stehen drei transparente Boxen, in denen sich gereinigte Schuhe befinden. Foto: Ralph Maak.
Lassen abgetragene Sneaker in neuem Glanz erstrahlen. Adis Smajlagic (r.) und Timothy Fries-Cubunda von „Reshoe“. Foto: Ralph Maak

Längere Lebenszeit für Schuhe

Seine Reinigung, die im Schnitt eine Woche dauert, verlängere die Lebensdauer von Sneakern um das Fünffache, schätzt Smajlagic. „Oft kann man sie sonst nach einem Jahr wegschmeißen.“ Bei ihm im Regal stehen Turnschuhe im Wert von 15 bis 800 Euro, und bei seinen KundInnen – mehrheitlich Männer – nicht nur High-Fashion-Sneaker hoch im Kurs. Er weiß: „Das Äußere spielt gerade auf Social Media eine immer größere Rolle.“

Besonders in einem mitunter rauen Stadtteil wie Moabit sind Sneaker ein Teil der Straßen- und Hip-Hop-Kultur. Smajlagic, der den Laden seit 2018 alleine führt, hat das verstanden. Er veranstaltet oft Events, putzt Schuhe auf Messen und Festivals, gibt Tipps, macht Foto-Shootings für Social Media und kooperiert mit dem Rapper Marvin Game, der seinen Heimatbezirk immer wieder in Songs würdigt.

„Wir haben deutschlandweit Kundinnen und Kunden, aber viele kommen hier aus der Gegend“, sagt Smajlagic. Auch im Internetzeitalter scheint persönlicher Kontakt gefragt, daher will er in Zukunft weitere Abgabeorte und einen weiteren Laden in Charlottenburg eröffnen, Hilfskräfte werden gesucht. Wer also nicht gleich Schuster werden will, aber ein Herz für Sneaker und Handarbeit hat, muss nicht bei alten Leisten bleiben, sondern kann in Moabit vorbeikommen.

Reshoe
Lübecker Straße 39
10559 Berlin

Öffnungszeiten und Kontakt
Webseite

Titelfoto: Ralph Maak

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