Reza Mohammadi steht vor seiner Pastamanufaktur Pasta e Più und lächelt in die Kamera. Er trägt einen weißen Kittel und eine Brille. Foto: Felix Seyfert

Pasta, die das Herz zum Lachen bringt

Am Nollendorfkiez in Berlin-Schöneberg verbirgt sich ein Juwel: „Pasta e Più“. In seiner Manufaktur knetet und formt Reza Mohammadi, ein Meister seines Handwerks, täglich mehr als 200 Kilo Pasta. Über ein besonderes Produkt – und einen besonderen Lebensweg.

Es ist gar nicht so leicht, Reza Mohammadi in seiner Pastamanufaktur in der Alvensleben Straße 7 in Schöneberg zu treffen. Wer Einblick hinter die mit dem Schriftzug „Pasta e Più“ abgeklebten Schaufenster möchte, braucht ein Gesundheitszeugnis und Schutzkleidung, bestehend aus Kittel und Haarnetz, wie der Inhaber und seine MitarbeiterInnen sie selbst beim Zubereiten des Nudelteiges tragen.

Dazu pflegt Mohammadi seine Betriebsgeheimnisse: Welches Mehl und welche Zutaten er verwendet, gerade für die beliebten Füllungen, soll nicht jeder gleich ausspionieren können.

Man könnte den Deutsch-Iraner an einem seiner acht Stände auf Berliner Wochenmärkten treffen, wo er seine bekannten Pastakreationen feilbietet, aber die sind in der Stadt verstreut und der 62-Jährige ständig unterwegs, um Restaurants zu beliefern. Seine Tage dauern gern mal 18 Stunden.

Höchste Qualität ohne Zusatzstoffe

Am Ende findet er an einem freien Montag aber Zeit, um seine Nudelproduktion zu zeigen. Mohammadi führt vorbei an Mehlsäcken, die sich stapeln, um ja gewappnet zu sein, falls die Lieferketten wieder einmal unterbrochen sind, zu metallenen Maschinen, die Teig anrühren und in Form bringen. Beides, Mehl und Maschinen, kommt natürlich aus Italien, soviel darf verraten sein.

Hier zu sparen kommt für Mohammadi nicht infrage, auch in Zeiten steigender Einkaufspreise nicht, ebenso wenig wie bei den Zutaten für seine Füllungen, die zu kreativen Kreationen führen wie Ravioli mit Feige und Ziegenkäse oder Gnocchi mit Kürbisaroma. Aber auch „einfache“ Nudelvarianten wie Maccheroni, Tagliatelle und Spaghetti gibt es im Angebot.

Keine Konservierungs-, keine Zusatz- oder künstlichen Farbstoffe werden hier verwendet, alles wird natürlich hergestellt, alle Nudeln und Füllungen sind vegan oder zumindest vegetarisch. Mit fünf Personen wird an zwei Tagen die Woche produziert, weit über 200 Kilo Pasta am Tag, die an Märkte oder Restaurants gehen, dazu werden in einer kleinen Küche Füllungen gekocht.

Mohammadi schaut dabei jeder und jedem über die Schulter. „Ich bin sehr streng, wenn es um die Qualität geht“, sagt er. „Es muss immer gleich gut schmecken.“ Gerade die Füllungen sind seine Leidenschaft, da ist er besonders kritisch. Wenn der Geschmack einmal nicht getroffen ist, wirft er lieber eine ganze Produktionscharge weg, als sie auszuliefern, dafür aber seinen guten Ruf zu riskieren.

Ein Foto der Pastamanufaktur. Im Hintergrund sind Maschinen zu sehen. Foto: Felix Seyfert
Die Pastamanufaktur „Pasta e Più“ ist mit italienischen Spezialmaschinen ausgestattet. Foto: Felix Seyfert

Vielfältiger Weg: vom Iran bis nach Berlin

„Da ich kein Italiener bin, musste ich mich von Anfang an beweisen“, berichtet Mohammadi von seinen Anfängen. Im Iran geboren, musste er 1986 das Land verlassen, um nicht im Krieg mit dem Irak eingezogen zu werden. Auch seine Arbeitserlaubnis als Selbstständiger war gefährdet, der junge Mohammadi dem Regime zu kritisch.

Mit 25 Jahren zog er nach Niedersachsen, wo seine Schwester lebte und arbeitet sich dort in der Gastronomie hoch, bis er ein eigenes Restaurant besaß. Ein italienisches natürlich. „Weil das Essen weltweit bekannt und beliebt ist“, beschreibt er die Motivation vieler Migranten, die gar nicht aus Italien sind, sich dieser Landesküche zu widmen.

Irgendwann wollten er und seine Frau Mitra, die ebenfalls aus dem Iran stammt, in die große Stadt und zogen 2000 nach Berlin, wo Mohammadi zunächst einen persischen Imbiss betrieb. Ein harter Job mit ungewissen Einnahmen, der ebenso wie der Restaurantbetrieb bis spät in die Nacht geht.

Also gründeten er und seine Frau 2004 „Pasta e Più“ (Pasta und mehr) und fanden vor 13 Jahren das Ladenlokal in der Alvensleben Straße, das nicht weit von ihrer Wohnung entfernt war und zuvor einen türkischen Gemüseladen beherbergte. Hart war die Arbeit auch hier, oft steht Mohammadi am Samstag immer noch um 3 Uhr morgens auf, um alles vorzubereiten. Doch mittlerweile läuft das Geschäft, 80 Prozent sind StammkundInnen, selbst ein chinesisches Restaurant bezieht Nudeln von „Pasta e Più“.

Reza Mohammadi steht an einer Maschine gelehnt in seiner Pastamanufaktur Paste e Piu. Er trägt eine Haube und einen weißen Kittel und lächelt in die Kamera.
Reza Mohammadis Pasta-Kreationen sind so vielfältig wie schmackhaft — mit Zutaten wie Maronen und Birnen oder Pfifferlingen und Kartoffeln. Foto: Felix Seyfert

„Pasta e Più“ zeigt soziales Engagement

Ein gut laufender Betrieb, den Mohammadi aber wohl eher nicht seinen Kindern vermachen wird. „Sie wollen beide studieren und werden etwas machen, das auch nützlich, aber weniger anstrengend ist“, sagt der 62-Jährige, der seine übrig gebliebene Pasta an Organisationen wie die Berliner Tafel und Foodsharing verschenkt. „Es wäre zu schade, sie wegzuschmeißen.“

Das gilt besonders für seine Kreationen, die von den Wurzeln im Orient beeinflusst sind: Ravioli mit Safran-Ricotta, Dattel-Kokos oder Granatapfelsirup-Walnuss gefüllt. Zutaten, die im Zusammenhang mit Pasta eher unkonventionell klingen, aber wer seit fast 20 Jahren konstant Qualität abliefert, darf ohne Zweifel experimentieren und die klassisch-italienischen Pfade verlassen. Der Rest bleibt: Produktionsgeheimnis.

Titelfoto: Felix Seyfert

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