Inhaberin Stefanie Klein in der geöffneten Eingangstür ihres Lakritzfachgeschäfts "La Kritzeria"

La Kritzeria – Schwarzes Gold in Prenzlauer Berg

Mehr Lakritz-Leidenschaft geht nicht: Stefanie Klein hat in ihrem Fachgeschäft in Prenzlauer Berg ihren Kindheitstraum verwirklicht. In der Nachbarschaft zählt sie zu den beliebtesten Adressen überhaupt – und längst nicht nur dort.

Wer den Film „Forrest Gump“ kennt, kennt auch Bubba, jenen „besten guten Freund“ der Hauptfigur, der mit so ziemlich jeder Zubereitungsart von Shrimps vertraut ist, die man sich vorstellen kann. Eine ähnlich versierte Expertin ist Stefanie Klein, allerdings nicht für Meeresfrüchte, sondern für Lakritz.

Weitere Vergleiche verbieten sich jedoch, denn erstens ist Klein (45) weitaus charmanter als der Kino-Charakter, und anders als bei Bubba wirken ihre Ausführungen keineswegs monoton. Nein, wenn die gebürtige Kielerin über Lakritz spricht, weckt sie Neugier. Und Lust aufs Naschen.

Gelegenheit dazu gibt es in ihrer „La Kritzeria“ mehr als genug. Das Ladengeschäft in der Erich-Weinert-Straße 82 in Prenzlauer Berg beheimatet rund 500 verschiedene Lakritz-Produkte, darunter eine komplette Wand mit offenen Gläsern für die beliebten Pick-and-Mix-Leckereien.

Lakritz in all seiner Vielfalt

„Hier gibt es natürlich alles von süß bis salzig“, erklärt Stefanie Klein, ehe sie zu einem Ritt durch das Sortiment ansetzt. „Kombinationen von Lakritz mit Frucht oder Schokolade, Bonbons, zuckerfreies Lakritz, Lakritz zum Backen in Form von Sirup oder Pulver, Salz mit Lakritz, Lakritz-Kaugummis, Lakritz-Liköre, ein Lakritz-Bier – da ist für jeden Geschmack etwas dabei.“ Wobei das mit den Geschmäckern so eine Sache ist…

Denn mit Lakritz verhält es sich ja ähnlich wie mit Koriander. „Entweder man liebt es oder man hasst es“, sagt Klein und lacht, „aber die, die es lieben, die brauchen es teilweise auch.“ So wie ihre zahlreichen StammkundInnen, von denen einige Berlin längst verlassen haben, aber nicht auf die „La Kritzeria“ verzichten wollen. Kein Problem: Nach Bestellung per Telefon oder Mail erhalten die Fans in der Ferne ihre Lieblingslakritze auf dem Postweg.

Das noch schönere Einkauferlebnis findet sich freilich im Laden, wo die Augen der KundInnen schnell zu leuchten beginnen. Wer sich als Erwachsener noch mal fühlen möchte wie das vielzitierte „Kind im Süßigkeitenladen“, ist hier an der richtigen Adresse.   

Prägung und Inspiration in Dänemark

Mit strahlenden Kinderaugen hat auch die Lakritz-Biografie von Stefanie Klein begonnen. „Von Kiel aus sind wir in den Ferien häufig nach Dänemark gefahren“, erzählt sie, „das ist ja ein echtes Lakritz-Land. Für mich war schon damals das Wichtigste: Taschengeld zusammenhalten und in Dänemark sofort zum Lakritz-Regal.“ Eine Prägung mit Folgen, wenngleich die Idee vom eigenen Lakritz-Laden vorerst eine kleine Spinnerei im Hinterkopf bleiben sollte.

Stattdessen setzt sie zunächst auf Ökotrophologie, doch als sich ihre Studienzeit im Rheinland dem Ende neigt, gestaltet sich die berufliche Perspektive schwierig. „Ich habe während des Studiums in Köln gelebt, wo es das Lakritz-Spezialitätengeschäft Bärendreck-Apotheke gibt“, erinnert sie sich „Da war ich Stammkundin, und irgendwie habe ich mir gedacht: Wenn die das können, warum soll ich das nicht auch können?“

Süßigkeit und Heilmittel

Ursprünglich wurde Lakritz als Medizin eingesetzt, denn Süßholz wird eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen. Auch heute noch ist Süßholz Bestandteil in Husten- und Bronchialtees oder Hustensäften, zudem wirkt es beruhigend auf den Magen. Auch, dass einige Menschen Lakritz als Mittel gegen einen Kater schätzen, kommt nicht von ungefähr. Ökotrophologin Stefanie Klein weiß: „Lakritz kurbelt den Stoffwechsel an.“ Ein Nachteil der Süßigkeit: Sie kann den Blutdruck in die Höhe treiben.

Im September 2011 wurde der vage Kindheitstraum dann Realität. Ihren ersten Standort eröffnete Stefanie Klein in der Stubbenkammerstraße im Helmholzkiez, ehe sie die Räumlichkeiten im Februar 2022 verlassen musste. Rückblickend eine glückliche Fügung. „Es war eigentlich gut, dass ich da raus musste“, sagt sie heute, „denn der Laden war schon lange viel zu klein.“

Ihr neues Reich zwischen Prenzlauer Allee und Dunckerstraße passt indes „perfekt“ – und wohl fühlt sie sich dort ohnehin. „Hier ist es noch etwas bodenständiger als im Helmholzkiez“, sagt Stefanie Klein.

Beliebte Anlaufstelle im Kiez

Dass sie zu den beliebtesten Adressen ihrer Nachbarschaft zählt, versteht sich fast von selbst. Nicht wenige AnwohnerInnen machen auf dem Nachhauseweg noch einen Stopp in der „La Kritzeria“, halten einen kurzen Schnack und fischen ein paar Teilchen aus dem Pick-and-Mix-Regal.

Wer seine Leckereien nicht selbst zusammenstellen möchte, kann übrigens auf vorbereitete, von der Lakritz-Expertin zusammengestellte Tütchen zurückgreifen. Eine Variante, die nicht nur geschmacklich reizvoll ist, sondern auch vom Überraschungseffekt lebt. Um es in Anlehnung an Forrest Gump zu sagen: Das Leben ist wie eine Tüte Lakritz, man weiß nie, was man kriegt. Nur eines ist in der „La Kritzeria“ sicher. Qualität steckt immer drin.      

Inhaberin Stefanie Klein beim Zusammenstellen einer gemischten Tüte mit unterschiedlichen Lakritzteilchen.
Inhaberin Stefanie Klein hat sich auferlegt, pro Tag nicht mehr als fünf Stück Lakritz zu essen. Klar ist für sie allerdings auch: „Ohne könnte ich nicht.“ Foto: Felix Seyfert

La Kritzeria
Erich-Weinert-Straße 82, 10439 Berlin
www.la-kritzeria.de
Telefon: 030-21807806
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 11-19 Uhr; Sonnabend, 11-16 Uhr.

Titelfoto: Felix Seyfert

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