Ein lächelndes paar in einem Beratungsgespräch. Foto: AdobeStock

Mietschuldnerberatung: „Je eher sich MieterInnen melden, desto besser“

Mit dem Erhalt der Betriebskostenabrechnung sind für einige MieterInnen teils hohe Nachzahlungen fällig geworden – eine Mehrbelastung, die zu finanziellen Engpässen führen kann. Hilfe bietet die Gewobag-Mietschuldnerberatung.

Die Energiekrise ist noch einmal schlagartig spürbar geworden: Ende 2023 haben die MieterInnen der Gewobag ihre Betriebskostenabrechnung für 2022 erhalten, also für jenen Zeitraum, in dem die Energiekosten infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine drastisch gestiegen sind.

MieterInnen, die damals keine Anpassung ihrer Betriebskostenvorauszahlung vorgenommen haben, sind nun zum Teil mit empfindlichen Nachforderungen konfrontiert, die zu Zahlungsschwierigkeiten führen können. Unterstützung bietet in derartigen Fällen die Mietschuldnerberatung der Gewobag.

Gruppenleiterin Melahat Konak und ihr zehnköpfiges Team verstehen sich als Krisen- und LösungsmanagerInnen. Dabei sind sie sich ihrer sozialen Verantwortung als Teil eines landeseigenen Wohnungsbauunternehmens bewusst. Vor allem aber macht Melahat Konak den Betroffenen Mut. Sie ist überzeugt: Der richtige Ansatz ist Hilfe zur Selbsthilfe.

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Frau Konak, warum hat ein landeseigenes Wohnungsunternehmen ein eigenes Team für die Mietschuldnerberatung?

Melahat Konak: Die Antwort liegt in der Frage. Als landeseigenes Wohnungsbauunternehmen haben wir einen sozialen Auftrag. In allererster Linie geht es um den Erhalt der Wohnungen für die MieterInnen und um die Wiederherstellung ihrer Zahlungsfähigkeit. Als unternehmenseigenes Team gilt es, der Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin gerecht zu werden und auch dafür zu sorgen, dass das Unternehmen wirtschaftlich und wettbewerbsfähig bleibt.

„Wichtig ist,
den MieterInnen Mut zu machen,
sich bei uns zu melden, um den
passenden Weg zu ermitteln.“

Melahat Konak

Wie genau unterstützen Sie und Ihr Team die MieterInnen?

Melahat Konak: Wir bieten eine individuelle Beratung entsprechend der finanziellen Lebensbedürfnisse und zeigen Wege auf, die in der jeweiligen Situation greifen können. Das können Hinweise auf bestimmte staatliche Hilfen, periodische Unterstützungen oder auch Transferleistungsmöglichkeiten sein. Sollten diese nicht greifen, sind wir zumeist kulant in den internen Stundungsvariablen. Wichtig ist, den MieterInnen Mut zu machen, sich bei uns zu melden, um den passenden Weg zu ermitteln.

Schon in der Pandemiezeit sind einige MieterInnen in finanziell schwierige Situationen geraten, ohne dies selbst verschuldet zu haben.

Richtig, und ähnlich kann es jetzt bei den drastisch gestiegenen Energiekosten passieren – umso wichtiger ist es mir, zu signalisieren: Kommen Sie rechtzeitig auf uns zu!

Warum spielt das Timing eine so wichtige Rolle?

Viele Abläufe und Hilfen sind an bestimmte Fristen gebunden, zum Beispiel bei den Antragsstellungen der Ämter oder staatlicher Hilfen. Je später Anträge gestellt werden, umso später wirkt der Anspruch darauf. Und je eher sich die MieterInnen melden, umso leichter fällt es, den Rückstand gegebenenfalls in kleineren Raten zu begleichen. Wir behandeln alles diskret und nach den Vorgaben der Datenschutzrichtlinien.

Welche Auswege können Sie und Ihr Team aufzeigen?

Melahat Konak: In manchen Fällen sind staatliche Hilfen eine Möglichkeit, in anderen Fällen können wir hausintern eine Ratenzahlung anbieten. All diese Punkte können wir aber nur nach Kenntnis der Auslöser, also der finanziellen Hintergründe aufzeigen. Wichtiger Hinweis: Wir sind keine Rechtsberatung. Wir können Möglichkeiten anbieten und Wege aufzeigen.

Melahat Konak hält eine Präsentation. Sie trägt ein dunkles Oberteil, einen Blazer und einen Zopf. Sie lächelt und schaut dabei zu Seite.
Melahat Konak, Gruppenleiterin der Gewobag Mietschuldnerberatung. Foto: Aurelio Schrey

Wie kommunizieren Sie mit den MieterInnen?

Melahat Konak: Vorwiegend telefonisch, daneben vor allem über E-Mail-Verkehr und den Postweg. Die Einverständniserklärung zur Nutzung der Kontaktdaten der MieterInnen ist hier unabdingbar. In Ausnahmesituationen, wenn kein anderer Kontaktweg möglich ist, sind wir auch über den persönlichen Kontakt aktiv.

Was bringen Sie und Ihr Team mit, um MieterInnen in Krisensituationen beraten zu können?

Melahat Konak: Die Kolleginnen und Kollegen der Mietschuldnerberatung sind vor allem miet- und sozialrechtlich sehr gut geschult. Zudem haben wir darauf geachtet, dass wir für diese Beratungstätigkeit Personen auswählen, die eine hohe soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Diese Faktoren sind wichtig, um zum einen den passenden Lösungsweg aufzeigen und zum anderen Menschen erreichen zu können, die sich in Krisensituationen befinden. Eine finanzielle Krise kann nicht abgekoppelt von einer schwierigen Situation auf persönlicher Ebene betrachtet werden. Daher ist gegenseitiges Vertrauen der Grundbaustein für eine Zusammenarbeit. Wir können keine einheitlichen Lösungsmöglichkeiten anbieten, das ist individuell – wie die Mietschuldengründe eben auch.

„Wir können nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Die MieterInnen müssen mitwirken.“

Melahat Konak

Worin liegen die größten Herausforderungen in der Mietschuldnerberatung?

Melahat Konak: Wir versuchen, MieterInnen zu erreichen, die sich in Krisensituationen befinden und oftmals den Kopf in den Sand stecken. Wir wollen ihnen helfen, aus dieser Situation wieder herauszufinden, aber klar ist auch: Wir können nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Die Mitwirkung der MieterInnen ist zur Lösungsfindung ausschlaggebend!

Der wichtigste Ratschlag für MieterInnen, die in Zahlungsverzug kommen?

Melahat Konak: Dass sie sich so schnell wie möglich bei uns melden und vor allem bei den einzelnen Prozessschritten mitwirken. Ich würde sagen: Zeigen Sie Geduld. Die Anträge bei den Ämtern – und auch unsere hausinternen Prozesse – sind an bestimmte Vorgaben geknüpft, die richtig und wichtig sind, aber eben auch Zeit kosten. Lassen Sie sich davon nicht abhalten, sich zeitnah bei uns zu melden, um letztendlich möglichen rechtlichen Schritten Einhalt zu gebieten.

Frau Konak, was mögen Sie an Ihrem Beruf?

Melahat Konak: Ich glaube, dass ich da auch für mein Team spreche: zu sehen, dass man auf Lebenssituationen und Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden, positiv einwirken kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Titelfoto: AdobeStock

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