Bürgermeister Kai Wegner, Gewobag-Vorstandsmitglied Markus Terboven, Treucon-CEO Thomas Doll und Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (v. r.) stehen bei einem Ortstermin im Freien vor einem Bauzaunbanner und schauen in die Kamera. Foto: City-Press GmbH

Mit der „Alten Schäferei“ in eine neue Zukunft

Bezahlbar, klimaneutral, smart: In Pankow realisiert die Gewobag ein nachhaltiges Stadtquartier mit mehr als 2.000 neuen Wohnungen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner spricht von einem „Vorzeigeprojekt“.

Man braucht schon etwas Fantasie – das gilt für die Planung großer Bauprojekte genauso wie für einen Besuch auf dem Gelände der „Alten Schäferei“. Wer sich auf dem knapp 30 Hektar großen Areal im Pankower Norden umschaut, sieht keine Baugruben, Bagger oder Kräne, sondern Grünland, Weite und Bäume. Dass hier in Französisch Buchholz eines der fortschrittlichsten Stadtquartiere Berlins entstehen soll? Kaum zu glauben.

Um die Vorstellungskraft zu beflügeln, haben VertreterInnen des Berliner Senats und des Bezirks Pankow im Januar einen Ortsbesuch unternommen. Empfangen wurden die Gäste um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner von Gewobag-Vorstandsmitglied Markus Terboven und Thomas Doll, CEO von Projektpartner Treucon. „Wir stehen zwar noch auf Wiesen“, sagte Doll zur Begrüßung, „aber wir arbeiten schon seit 2018 an diesem Projekt. Und wir merken, dass jetzt viel Bewegung in die Sache kommt.“

„Alte Schäferei“: über 2.000 bezahlbare Wohnungen

Bewegung zählt zu den zentralen Themen, Stichwort Mobilitätskonzept, aber Cornelius Bechtler teilt Dolls Eindruck. Große Wohnungsbauvorhaben benötigten in Deutschland nun mal Zeit, sagte der Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, doch die Projektentwickler könne man für das vorgelegte Tempo und die Qualität nur loben. „Damit setzen sie uns auf positive Art und Weise unter Druck.“

Auf dem Papier sind die Eckpfeiler des Projekts längst errichtet. Neben knapp 2.500 Wohnungen (größtenteils mietpreis- und belegungsgebunden) sollen eine Gemeinschaftsschule und zwei Kitas entstehen. Hinzu kommen 45.000 Quadratmeter an öffentlichen Grünflächen samt Spielplätzen und weiteren Nutzungsmöglichkeiten – eine Größenordnung von sechs Fußballfeldern. Und die eingangs erwähnten Bäume, die auf dem Gelände stehen? Die bleiben. „Sämtliche Baumbepflanzung, die Sie hier sehen, ist in das Quartier integriert worden“, freute sich Architekt Christoph Kohl.

Die soziale Infrastruktur und die
Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr
wurden mit sehr konkreten
Lösungsmöglichkeiten mitgedacht.
Der Berliner Senat wird alles dafür tun,
damit die soziale und verkehrliche Anbindung
sehr schnell gut funktionieren.

Kai Wegner,
Regierender Bürgermeister

Ein Teil der Vergangenheit ist somit Baustein einer neuen Zukunft, die zwischen Schönerlinder Straße und Autobahn 114 aus vielen fortschrittlichen Technologien und Konzepten besteht.

Die serielle und modulare Bauweise sorgt zum Beispiel dafür, dass kostenbewusst gebaut werden kann und gewährleistet zugleich eine hohe Qualität. „Wir haben im Grunde ein Baukastenprinzip mit verschiedenen Wohnungstypen, die wir seriell anordnen können“, sagte Jonas Kröber von der Gewobag Entwicklungs- und Betreuungsgesellschaft (Gewobag EB). Trotzdem werde das Quartier ein organisches Gesamtbild abgeben, da sich sechs verschiedene Haustypen auf unterschiedliche Art und Weise kombinieren lassen.

Energetisch selbstversorgend und klimaneutral

Besonders zukunftsfähig ist die Wärme- und Stromversorgung der „Alten Schäferei“ geplant, denn: Energetisch wird das Quartier selbstversorgend und klimaneutral sein. Ermöglicht wird dies durch die Nutzung von Geothermie, Abwässerwärme und thermischer Photovoltaikmodule auf den Hausdächern. Markus Terboven betont: „Wir bauen hier nach modernsten Standards.“ Die intelligente Nutzung von Regenwasser zählt ebenfalls dazu. Ein Schwammstadt-Konzept verspricht den künftigen MieterInnen nachhaltiges und klimaresilientes Wohnen.

Schlüsselpunkt Verkehrsanbindung

Als Zukunftsquartier ist das Großprojekt an der „Alten Schäferei“ autoarm angelegt. Umso wichtiger ist eine gute Anbindung an der Öffentlichen Personennahverkehr – eine Voraussetzung, die aktuell noch nicht geschaffen ist.

Vor allem der Bau zweier weiterer S-Bahnhöfe an der Schönerlinder Straße und der Bucher Straße wären für die Entwicklung des Pankower Nordens essenziell, zumal hier neben weiteren Wohngebieten auch ein großes Gewerbegebiet entsteht.

„Wir sind im guten Austausch mit der Deutschen Bahn, um auch vom Senat aus noch mal sehr deutlich zu machen, dass diese Bahnhöfe kommen müssen“, betonte Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.

Apropos Mieterschaft: An der Schönerlinder Straße soll – typisch Gewobag – die ganze Vielfalt Berlins ein Zuhause finden. Ob Ein- oder Fünf-Zimmer-Wohnung, jung oder alt, Singles, Paare oder Familien – das Quartier wird lebendig und bunt, auch in Bezug auf die Einkommensstruktur. „Wir werden alle Förderwege nutzen, sodass hier eine breite Mischung der Bevölkerung leben kann“, sagte Markus Terboven.

Bleibt die Frage, wann die Vision für die „Alte Schäferei“ Wirklichkeit wird. Noch ist aufgrund der Planungsprozesse zur sozialen und verkehrlichen Infrastruktur etwas Geduld gefragt. Als Baustart ist 2028 anvisiert, die Fertigstellung soll 2032/33 erfolgen.

Der Ortsbesuch des Berliner Senats hat jedoch gezeigt: Vor dem geistigen Auge ist die Zukunft schon sichtbar. „Ich wünsche mir, dass hier in 15 Jahren viele Mieterinnen und Mieter zufrieden in einem gemischten Quartier leben, wo sie sich wohlfühlen“, sagt Kai Wegner – „dass sie nachhaltig leben in einem Stadtquartier, das zwar mobilitätsarm ist, aber trotzdem für ideale Mobilität eines jeden Einzelnen sorgt.“ Für den Regierenden Bürgermeister steht fest: „Die ‚Alte Schäferei‘ ist ein absolutes Vorzeigeprojekt. Und beispielgebend für die Berliner Stadtentwicklungspolitik.“

Schlüsselpunkt Schulbau

Klar ist: Große, ganzheitlich gedachte Stadtquartiere benötigen eine entsprechende soziale Infrastruktur. Für das Vorhaben „Alte Schäferei“ ist der Bau einer Gesamtschule unabdingbar – gerade in einem so kinderreichen Bezirk wie Pankow, der dringend weitere Schulplätze benötigt.

„Die Schule mit Großsportfeld ist extrem wichtig“, betonte Treucon-CEO Thomas Doll, „daher der Appell an die Politik: Wir brauchen diese große Schule!“ Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hat entsprechende Unterstützung signalisiert.

Titelfoto: City-Press GmbH

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