Drei junge Frauen, die einen defekten Drucker begutachten und reparieren.

Berlins Reparatur-Plattform Repami: „Es ist oft so leicht, Dinge zu reparieren“

Das Netzwerk Repami hilft dabei, defekte Dinge wieder nutzbar zu machen. „Oft ist nur ein Kabel locker“, sagt Frieder Söling, einer der Macher hinter der Plattform. Im Interview erklärt er, wie die BerlinerInnen von den Angeboten profitieren – und warum kleine Reparaturen große Wirkung haben können.

Neu ist besser? Längst nicht immer, denn wer defekte Produkte repariert, wählt auf jeden Fall den nachhaltigeren Weg. Warum sich Reparaturen in mehrerlei Hinsicht lohnen, wie sich dabei Geld sparen lässt und welche Möglichkeiten das Berliner Reparatur-Netzwerk Repami bietet, erklärt Frider Söling von der Berliner Stadtreinigung (BSR).

Herr Söling, warum braucht Berlin eine Plattform wie Repami?

Frieder Söling: Wir von Repami, dem Netzwerk Qualitätsreparatur, wünschen uns, dass mehr Sachen repariert und nicht gleich weggeschmissen werden. Deswegen fördern wir Reparaturen in Berlin. Dafür haben wir eine Plattform geschaffen, auf der man sowohl Handwerksbetriebe als auch Repair-Cafés findet. Das hat es so in Deutschland bisher noch nicht gegeben.

Was genau ist ein Repair-Café? 

Frieder Söling: Bei Repair-Cafés oder Reparaturcafés kommen Menschen zusammen, die unter Anleitung von meist ehrenamtlichen Fachleuten, beispielsweise ehemaligen Elektrikern, Geräte reparieren. Man bringt sein defektes Gerät einfach hin und bekommt Hilfe bei der Reparatur. Meist gibt es dazu noch Kaffee und Kuchen. Ganz wichtig sind dabei die soziale Komponente und der Austausch. Dann erzählen die Ehrenamtlichen noch ein bisschen was zum Hintergrund und warum Reparaturen wichtig sind. Und um sich erkenntlich zeigen zu können, gibt es meistens eine Spendenbox.

Mann untersucht eine geöffnete Platine mit Kabeln und Schaltkreisen, während zwei andere ihm zuschauen
In Repair-Cafés helfen ehrenamtliche HelferInnen bei den Reparaturen, hier in Berlin-Spandau. Foto: picture alliance/dpa Themendienst

Angenommen, die Kaffeemaschine ist kaputt. Welche Möglichkeiten bietet Repami in diesem Fall?

Frieder Söling: Sie gehen auf die Repami-Webseite und können dort auswählen, dass Sie eine Kaffeemaschine reparieren wollen. Auf einer Karte bekommen Sie dann einige Vorschläge in Ihrer Nähe, darunter Handwerksbetriebe oder auch Repair-Cafés, die Ihnen bei der Reparatur helfen können. Sie haben dann die freie Auswahl. Inzwischen finden sich auf unserer Webseite auch Reparatur-Tipps und Links zu Ersatzteilen. Wichtig ist aber zu wissen, dass wir nur Vermittler sind und nicht selbst die Reparaturen übernehmen.

„Wenn die Menschen in Berlin
etwas reparieren wollen,
sollen sie zuerst
an Repami denken.“

Frieder Söling,
Innovationsmanager bei der BSR

Warum sollte ich meine Kaffeemaschine überhaupt reparieren lassen? Manchmal ist es günstiger, eine neue zu kaufen … 

Frieder Söling: Das stimmt, da gebe ich Ihnen Recht. Es gibt aber Gründe, die nicht nur wirtschaftlicher Natur sind. Es geht bei Repami um Rohstoffe und Ressourcenschonung, um Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Es ist aber auch eine Frage der Mentalität. In einem Repair-Café lernen wir zum Beispiel, dass die Reparatur manchmal ganz einfach ist und keine zehn Minuten dauert. Häufig ist nur ein Kabel locker oder es muss irgendwas kurz gelötet werden. Vielleicht probieren wir kleinere Reparaturen beim nächsten Mal selbst und idealerweise räumen wir Produkten mit der Zeit einen größeren Stellenwert ein.

Könnte man auch eine Waschmaschine mit ins Repair-Café bringen? Würde mir Repami auch hierfür Adressen liefern?

Frieder Söling: Bei uns geht es um alles Mögliche, von Elektrogeräten über Kleidung bis hin zu Möbeln. Die Waschmaschine würde man aber eher nicht mit ins Reparaturcafé bringen, da lohnt sich der Aufwand nicht. Anders als bei kleinen Geräten, wo die Reparaturkosten den Neupreis übertreffen, kann es sich bei der Waschmaschine aber rentieren, einen Handwerksbetrieb in die Wohnung zu bestellen. Und die gibt es bei Repami auch.

Woher weiß ich, dass ich als Laie nicht übers Ohr gehauen werde?

Frieder Söling: Schwarze Schafe gibt es immer – deshalb lassen wir bei Repami nur eingetragene Handwerksbetriebe zu. Dafür arbeiten wir mit der Handwerkskammer zusammen. Zudem verpflichten sich die Betriebe, bestimmte Qualitätskriterien einzuhalten. Zum Beispiel, dass sie einen Kostenvoranschlag machen und dass Reparaturen bei ihnen einen hohen Stellenwert haben.

Seit September 2024 gibt es den sogenannten ReparaturBONUS. Merken Sie davon schon etwas?

Frieder Söling: Davon profitieren natürlich am meisten die Bürgerinnen und Bürger, die ihn auch nutzen können, wenn sie über Repami einen Handwerksbetrieb beauftragen. Allerdings nur bei Reparaturen von Elektrogeräten, denn nur dafür gilt der Bonus. Wichtig ist zu wissen, dass Repami und der ReparaturBONUS nicht dasselbe sind, auch wenn sie beide vom Land Berlin gefördert werden. Unsere Produktpalette geht über Elektrogeräte hinaus. Beides verfolgt aber das gleiche Ziel, und zwar Reparaturen zu fördern. Und ich finde beide Instrumente wichtig.

Geld sparen mit dem ReparaturBONUS

Seit September 2024 können BerlinerInnen den ReparaturBONUS zur Förderung der Reparatur von Elektrogeräten aus Privathaushalten in Anspruch nehmen. Reparaturen, die mindestens 75 Euro kosten, werden dadurch mit einer Förderhöhe von 50 Prozent (aber höchstens 200 Euro) bezuschusst.

Details zum ReparaturBONUS

Repami läuft zunächst bis Ende 2025. Und dann?

Frieder Söling: Genau, so lange läuft das Förderprojekt. Es wäre schön, wenn es auch danach weitergeht. Deshalb möchten wir in dieser Zeit weitere Reparaturbetriebe auf unsere Seite bekommen und letztendlich nachweisen können, dass dadurch mehr Dinge repariert werden. Wenn die Menschen in Berlin etwas reparieren wollen, sollen sie zuerst an Repami denken.

Kann Repami dazu beitragen, dass Berlin eine nachhaltigere Stadt wird?

Frieder Söling: Auf jeden Fall! Ich hoffe, dass die Menschen merken, wie leicht sich manche Dinge reparieren lassen. Und dass sie dann offener gegenüber gebrauchten Sachen werden und mehr Second-Hand-Ware kaufen. Außerdem lernt man hochwertige Qualität zu schätzen und gibt für gewisse Produkte beim nächsten Kauf vielleicht mehr Geld aus, weil man weiß, dass es dann wahrscheinlich auch länger hält. Im Idealfall schätzen die Menschen das Handwerk am Ende auch mehr. Das könnte sogar dabei helfen, Nachwuchs für das Handwerk und dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen.

Zur Person

Frieder Söling ist Innovationsmanager bei der Berliner Stadtreinigung (BSR), die am Netzwerk Qualitätsreparatur Repami beteiligt ist. Als CEO der NochMall GmbH, dem Gebrauchtwarenkaufhaus der BSR, kennt er sich mit der Wiederverwendung von Produkten aus verschiedenen Bereichen bestens aus.

Titelbild: picture alliance/dpa Themendienst

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