Ein junger Mann sitzt auf einer Parkbank. In der linken Hand hält er einen wiederverwendbaren Kaffeebecher, neben ihm liegt ein gefülltes Gemüsenetz. Foto: iStock.

Abfallvermeidung: Neun Alltagstipps, um Müll zu reduzieren

Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht: Abfallvermeidung schont nicht nur Ressourcen, sondern schützt auch Mensch und Umwelt. Lösungsansätze für das große Müllproblem finden sich dabei oft schon im Kleinen. Neun einfache Tipps für den Alltag.

Bei der Arbeit oder in der Schule, zu Hause, beim Einkaufen oder unterwegs: Müll lässt sich fast überall einsparen, und das ohne großen Aufwand. Wie die Verkleinerung des persönlichen Müll-Fußabdrucks gelingt? Vor allem mit einem wichtigen ersten Schritt – der Entwicklung eines Bewusstseins für Abfall und Abfallvermeidung.

Hilfreich ist dabei das Wissen über alarmierende Abfall-Fakten, die sich fast so oft finden wie ausrangierte Matratzen auf den Straßen Neuköllns. Um das Ausmaß des Müllproblems zu verstehen, reicht jedoch oft schon eine Zahl: 20.000.

Wie Abfallvermeidung im Alltag gelingt

Jede Stunde (!) werden in Berlin rund 20.000 Einwegbecher verbraucht. 20.000 Einwegbecher, die erst produziert, dann transportiert und schließlich entsorgt oder recycelt werden müssen. Vorgänge, die neben Energie auch Ressourcen verbrauchen und zugleich Emissionen erzeugen. Das Gute: Das alles ließe sich vermeiden oder zumindest stark vermindern, etwa mit Mehrweglösungen und veränderten Alltagsroutinen.

Generell gilt: Gute Gewohnheiten können bei der Müllvermeidung enorm helfen. Mit ein wenig Weitblick, etwas Vorbereitung und ein paar smarten Entscheidungen kann jede einzelne Person das persönliche Abfallaufkommen reduzieren, sei es durch die Verwendung von Brotdosen, Trinkflaschen oder einem gezielten Griff am Einkaufsregal. Einsparpotenzial findet sich an jeder Ecke – für Müll, aber oft auch für den eigenen Geldbeutel.       

Stoffbeutel statt Tüten

Großaufnahme eine Stoffbeutels an einem Gemüsestand. Foto: AdobeStock
Wer Stoffbeutel bei sich hat, braucht keine Plastik- oder Papiertüten. Foto: AdobeStock

Eigentlich sind Plastiktüten in deutschen Supermärkten seit dem 1. Januar 2022 verboten, doch verschwunden sind sie an den Einkaufsbändern noch nicht. Warum das so ist? Das Verbot bezieht sich auf Plastiktüten, deren Wandstärke maximal 49 Mikrometer beträgt. Einige Supermärkte bieten seither Tüten mit einer Wandstärke von 50 bis 60 Mikrometern an. Ein Trick, der das Plastiktüten-Verbot umdribbelt und zu Lasten der Umwelt geht.

Umso mehr liegt die Verantwortung bei den KonsumentInnen, die sich bewusst gegen die Nutzung von Plastiktüten entscheiden können. Besser ist der Griff zur Tragetasche aus Papier, doch auch hier gilt: Selbst gut recycelbare Verpackungen benötigen Energie und Rohstoffe und hinterlassen einen CO2-Fußabdruck.

Besser ist daher die langfristige Verwendung von Stoffbeuteln, die sich über viele Jahre benutzen lassen. Alltagstipp: Einfach angewöhnen, im Rucksack, der Arbeitstasche oder im Auto immer einen Stoffbeutel dabei zu haben, um jederzeit für den Einkauf gerüstet zu sein.

Obst und Gemüse lose einkaufen

Eine Frau nimmt in einem Supermarkt Gemüse aus dem Gemüseregal. Foto: AdobeStock
Bewusste Entscheidung: An Gemüse- und Obstregalen empfiehlt sich der Griff zu Produkten ohne Plastikverpackung. Foto: AdobeStock

Brokkoli, Tomaten, Möhren und Co.: Etliche Gemüsesorten werden in Supermärkten in Plastikverpackung angeboten, dabei ist jene in vielen Fällen gar nicht nötig. Die Folge sind zehntausende Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr, die sich leicht reduzieren ließen.

Ja, in manchen Fällen haben Plastikverpackungen bei Gemüse und Obst einen praktischen Wert, weil sie – zum Beispiel bei Himbeeren – die Haltbarkeit spürbar verlängern. Oftmals kommen die Lebensmittel aber gut ohne (Plastik-)Verpackung aus, sodass sich der bewusste Griff zur unverpackten Variante empfiehlt.

Übrigens: Auch die Verwendung der dünnen Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung lässt sich leicht vermeiden. Als umweltschonende Alternative empfehlen sich wiederverwendbare Obst- und Gemüsenetze

Mehrwegflaschen sind Trumpf

Ein Mann zapft mit einer wiederverwendbaren Trinkflasche Wasser aus einem öffentlichen Wasserspender. Foto: AdobeStock
Die Verwendung von langlebigen Trinkflaschen und Leitungswasser ist wesentlich umweltfreundlicher als der Kauf von Wasser in Flaschen. Foto: AdobeStock

Bei Getränken schlummert ein enormes Potenzial zur Müllreduktion, wenngleich sich beim Recycling von PET-Flaschen schon viel verbessert hat. Nichtsdestotrotz: Der Leitsatz hat auch hier Bestand – der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.

Tatsächlich müssen in Bezug auf die Umweltbilanz von Getränkeflaschen viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden, zum Beispiel Flaschenformen oder Transportwege. Ein paar Grundregeln lassen sich trotzdem ableiten:

  1. Mehrwegflaschen sind umweltfreundlicher als Einwegflaschen, weil sie zigfach wiederverwendet werden können, ehe sie recycelt werden.
  2. Glasflaschen sind in der Regel umweltfreundlicher als PET-Flaschen, weil sie rund 50 Mal wiederverwendet werden können und damit etwa doppelt so oft wie ihr Plastik-Pendant. Nicht zu vergessen: Zur Herstellung von PET-Flaschen werden große Mengen des kritischen Rohstoffs Erdöl verwendet.
  3. Getränkedosen weisen die schlechteste Umweltbilanz auf und sollten daher vermieden werden.

Ein Thema für sich ist Wasser. Da das Leitungswasser in Deutschland sehr hohe Qualitätsstandards einhalten muss und engmaschig kontrolliert wird, kann es bedenkenlos getrunken werden. Die umweltschonendste Lösung ist daher der Mix aus Leitungswasser und nachfüllbaren Trinkflaschen – neben Müll werden so auch Transportwege gespart. Wer es spritzig mag, kann zu Hause einen Trinkwassersprudler nutzen. 

Brotdose statt Folien

Großaufnahme: Eine gefüllte Brotdose aus Edelstahl neben einem Laptop. Foto: AdobeStock
Brotdosen sparen Verpackungsmüll. Idealerweise sind sie nicht aus Plastik, sondern aus Edelstahl oder anderen gut recycelbaren Materialien. Foto: AdobeStock

Ob für die Schule oder für die Arbeit: Wer sich Frühstücks-, Snack- oder Lunchpakete mitnimmt, sollte auf eine Brotdose setzen, statt auf Plastik-Brotbeutel, Frischhalte- oder Alufolie. In der Masse lassen sich so über Jahre Unmengen an Verpackungsmaterial einsparen.

Für Menschen, die bislang eher auf die Devise „Ich kaufe mir irgendwas unterwegs“ setzen, kann es auch aus einem weiteren Grund lohnenswert sein, eine Mitnehm-Routine zu entwickeln: Neben Müll kann auf diesem Weg jede Menge Geld gespart werden.       

Spülmittel und Allzweckreiniger selbst machen

So gut wie jedes Reinigungs- und Spülmittel wird in Plastikverpackungen gekauft, auch Nachfüllverpackungen erzeugen viel Müll. Die Alternative: Reinigungsmittel lassen sich im Do-it-yourself-Verfahren leichter herstellen als man glaubt. Anleitungen finden sich im Internet zuhauf. Ausprobieren lohnt sich.    

Bildcollage mit Sprühflasche, Öl, Zitronen, Handtuch und Bürste.
Spart Plastikmüll: Putz- und Reinigungsmittel lassen sich leicht selbst herstellen. Foto: Lisa Ahrens

Nein zu Einwegbechern

Wie eingangs erwähnt: In Berlin werden pro Stunde 20.000 Einwegbecher verbraucht. Da der Kaffee to go für viele Menschen zu den kleinen Freuden des Alltags zählt, ist Verzicht bei Kaffee keine echte Option. Bei Einwegbechern hingegen schon, entweder durch vor Ort angebotene Mehrwegvarianten oder selbst mitgebrachte Thermobecher. Gewöhnung und Routine wirken hier Wunder – der Stoffbeutel lässt grüßen.

Mülltrennung

Großaufnahme von vier festinstallierten Mülleimern in einem Berliner U-Bahnhof, beschriftet mit den Worten Papier, Verpackung, Glas und Restmüll. Foto AdobeStock
Gute Mülltrennung ist die Grundlage für funktionierende Recycling-Systeme. Foto AdobeStock

Völlig klar: Müll lässt sich nur bedingt vermeiden. Gelingt dies nicht, sollte er allerding bestmöglich entsorgt, recycelt oder anderweitig genutzt werden. Der erste Schritt ist eine intakte Mülltrennung, um ein bestmögliches Recycling zu ermöglichen. Wer Papier, Plastik und Glas sauber trennt, hilft, richtig viel Energie zu sparen.

Sharing is caring

Es gibt etliche Produkte, die man selten oder nur sporadisch benutzt. Bohrmaschinen und andere Werkzeuge, Koffer, Bücher oder Spiele zählen genauso dazu wie Isomatten und andere Campingutensilien. Anders ausgedrückt: Nicht alles muss extra angeschafft werden, vieles lässt sich teilen – entweder mit den liebgewonnenen Nachbarn oder über digitale Tauschbörsen.

Wer es einmal ausprobiert hat, kommt schnell auf den Geschmack und wird Teil der „Sharing Economy“. Das große Ziel: eine effizientere – und damit ressourcenschonendere Nutzung einzelner Produkte.

Großaufnahme einer jungen Frau, die mit einem Akkuschrauber eine Schraube in einer Wand befestigt. Foto: iStock.
Nicht jeder Haushalt muss über Akkuschrauber, Bohrmaschine und Co. verfügen. Vieles lässt sich leihen. Foto: iStock.

Reparieren statt neu kaufen

Das Stuhlbein wackelt, der Staubsauger zieht das Kabel nicht mehr ordentlich ein und der Tretmülleimer tut’s auch nicht mehr? Tatsächlich sind Neuwaren oft derart günstig, dass eine Reparatur alter Gegenstände nicht mehr lohnenswert scheint. Vom Ressourcen-Standpunkt aus lohnen Reparaturen jedoch allemal. In Berlin finden sich inzwischen jede Menge Repair-Cafés, in denen man fachkundige Hilfe erhält. Neben TüftlerInnen und BastlerInnen freut sich dabei vor allem: die Umwelt.

Titelbild: iStock

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