Eine junge Frau räumt Käseprodukte in die große Kühltheke eines Supermarkts und lächelt dabei in die Kamera. Foto: Ralph Maak

Neuer „Ledo“-Markt: Noch mehr Vielfalt für Schöneberg

Blini, Kaviar und vieles mehr: In der „Ledo“-Filiale an der Goebenstraße gibt es osteuropäische Delikatessen, die man sonst selten findet. Über einen Supermarkt, der Neugier weckt – und zugleich Begegnungsort ist.

Der Mix ist charmant: Zwischen Bülow- und Yorkstraße, dort wo Kreuzberg in Schöneberg übergeht, existieren nicht nur Alt- und Neubauten nebeneinander, sondern auch etliche kulinarische Strömungen. Ob arabische, asiatische oder italienische Küche – hier findet sich fast alles. Nur Kaviar und andere osteuropäische Spezialitäten suchte man lange Zeit vergeblich. Doch das hat sich inzwischen geändert.

Seit Oktober 2024 ist in der Gewobag-Gewerbefläche in der Goebenstraße 24 eine neue Filiale der Supermarktkette „Ledo“ zu Hause. Jene glänzt mit einer Frischetheke voller Fleisch- und Fischdelikatessen aus eigener Herstellung und Produkten aus ganz Osteuropa. Alexei Wahnsiedler, Division-Manager bei „Ledo“, empfängt hier zwischen bunt gefüllten Regalen und erklärt das Konzept: „Wir sind eine Mischung aus einem Discounter und einem Feinkostladen.“

Der Blick durch das Sortiment weckt Neugier: Blini-Pfannkuchen aus der Ukraine, koschere eingelegte Gurken aus Israel, lettischer Rollmops oder armenischer Brandy, das alles neben vertrauten Marken aus Deutschland.

„Ledo“ beweist: Kaviar muss kein Vermögen kosten

Ein Hingucker sind die vielen Kaviarsorten, zu Preisen von fünf bis 1000 Euro die Dose. Wahnsiedler hebt hervor, dass Kaviar kein reines Luxusgut und hier im Laden erschwinglich sei. „Kaviar ist bekannt und beliebt – nicht nur in Osteuropa. Man isst ihn nicht unbedingt täglich, aber definitiv zu Feierlichkeiten.“

Die Fischrogen passen zu „Ledo“. Das Mutterunternehmen ist Kaviar- und Räucherfisch-Produzent, der einen weiteren Verkaufsweg suchte. Auch im Gewobag-Quartier Quäkerstraße in Reinickendorf gibt es mittlerweile eine der insgesamt sieben Filialen in Berlin und Potsdam. Ein achtes Geschäft soll bald in Marzahn eröffnen. „Wir sind auf Wachstumskurs“, sagt Wahnsiedler. Stolz ist man auf regionale Produktion in und um Berlin, eine Fischfabrik liegt zum Beispiel im Spreewald.

Gewobag findet passende Räumlichkeiten

Es hilft, dass viele BerlinerInnen Ostprodukte aus DDR-Zeiten kennen, auch solche Spezialitäten wie „Auerhuhnnestsalat“ (Kartoffelsalat mit Hähnchen). Aber nicht nur erfahrene Kenner kaufen hier. Die Kundschaft habe sich längst gewandelt. „Früher hatten wir 70 Prozent Kunden osteuropäischer Herkunft und 30 Prozent, die hier geboren sind“, schätzt Wahnsiedler. „Heute ist es genau umgekehrt.“

Viele kämen wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, man werbe dazu viel mit Prospekten. Auch die türkische und arabische Community der Nachbarschaft kaufe gern ein. „Die Ecke passt zu uns“, sagt Wahnsiedler über die multikulturelle Umgebung in Schöneberg. Gemeinsam mit dem Gewerbeteam der Gewobag fand man eine geeignete Immobilie, in der bis dahin ein türkischer Supermarkt lag.

„Viele haben zuvor in unseren anderen Märkten eingekauft, die weiter weg sind“, sagt Wahnsiedler. So etwa ein älterer Mann aus der Ukraine, der am Regal trotz Sprachbarriere ins Schwärmen gerät. „Sehr gutes Geschäft, gute Auswahl, gute Qualität“, lobt er, er kaufe gern osteuropäische Produkte. Er ist nicht der einzige Ukrainer hier. Viele Geflüchtete haben hier eine Anstellung gefunden, da es kaum Sprachbarrieren gibt. Denn die Belegschaft hier spricht größtenteils Ukrainisch und Russisch.

„Ledo“-Filiale steht für Vielfalt und Austausch

Ein Mann und eine junge Frau vor einer beklebten Außenwand mit dem Logo der Supermarktkette Ledo. Foto: Ralph Maak
„Ledo“-Division-Manager Alexei Wahnsiedler mit Filialleiterin Nataliia Melnyk. Foto: Ralph Maak

So wie Filialleiterin Nataliia Melnyk. Die 23-Jährige kam noch vor dem Ukraine-Krieg nach Deutschland. „Ich habe den Job über unsere andere Filiale gefunden und mich dort bewährt“, sagt sie. „Ich bin für alles zuständig, vom Kontakt mit Lieferanten bis zur Kundenbedienung.“ Sie und ihre Landsleute sind froh, dass es hier Wurst ukrainischer Art gebe, wenn auch hergestellt in Polen.

Die Pralinen, die man sich – wie in Osteuropa üblich – selbst abfüllen kann, zählen ebenfalls zu den Verkaufsschlagern. Selbst vegane Produktvarianten findet man hier, wenngleich sie weniger gefragt sind als andernorts. Und auch wenn es manchmal still wirkt, sagt Wahnsiedler: „Unsere Läden sind auch Begegnungspunkt, die Leute treffen sich, tauschen sich aus.“ Wobei Krieg und Konflikte möglichst außen vor bleiben.

Doch die Supermarktkette importiert mittlerweile auch viele Produkte direkt aus der Ukraine selbst. Da schon zuvor die Mehrheit der Produkte nicht aus Russland kam, änderte sich ansonsten wenig.

Gute Preise und besondere Qualität

Verändert hat sich derweil die Wahrnehmung von Märkten mit exotisch anmutenden Lebensmitteln. In Berlin gibt es zahlreiche asiatische, afrikanische oder lateinamerikanische Läden, die nicht nur Menschen mit Wurzeln in diesen Regionen anlocken. Einige Kunden suchen einfach etwas Neues, gute Preise oder besondere Qualität. Die Gesellschaft wird insgesamt diverser und offener.

Auch die Vielfalt in der Belegschaft hebt Wahnsiedler hervor, der selbst vor 25 Jahren nach Deutschland gekommen ist. „Bei uns arbeiten Menschen jeder möglichen Herkunft“, sagt der Manager. So wie auch die Waren etwa aus Polen, Rumänien, der Ukraine, Georgien, Moldau, Tschechien, den Baltischen und den Balkanstaaten sowie Bulgarien kommen, aber auch aus Sri Lanka oder Spanien.

„Wir sind stolz auf unsere Produktion und unsere Leute und wollen weiter wachsen“, sagt Wahnsiedler. Das Beispiel der Filiale an der Goebenstraße beweist: Osteuropäische Spezialitäten passen zur Vielfalt Berlins wie Blini zum Kaviar.

Titelfoto: Ralph Maak

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