Mann sammelt Pilze im Wald, kniend mit einem Korb, in einer grünen, bewaldeten Umgebung.

Pilze sammeln in Berlin: Wo man fündig wird und was es zu beachten gilt


Die Pilzsaison ist eröffnet – und gefühlt schmeckt jedes Pilz-Gericht doppelt so gut, wenn man die Zutaten selbst gesammelt hat. Was es dabei zu beachten gilt? Experte Victor Grönke gibt hilfreiche Tipps fürs Pilze sammeln in Berlin und verrät vielversprechende Fundstellen.

Echte Pilz-EnthusiastInnen gehen schon seit Mitte/Ende August auf die Suche, doch der Höhepunkt der Pilzsaison steht erst noch bevor – nämlich im Herbst. Und klar: Champignons, Steinpilze und Pfifferlinge lassen sich auch im Supermarkt kaufen, aber der ganzheitlichere Genuss findet sich in der Natur. Wie wär’s also mit einem herbstlichen Spaziergang in Berlin und Umgebung, um dabei selbst auf die Suche zu gehen?

Die große Frage: Wo genau findet man eigentlich essbare Pilze? Und wie erkennt man sie? Antworten darauf weiß Victor Grönke. Der Pilzsachverständige bietet im Rahmen seiner Arbeit beim Berliner Verein Waldsamkeit im Tegeler Forst regelmäßig Pilz-Führungen an und gibt wertvolle Hinweise fürs Pilze sammeln in Berlin.

Mann im Wald betrachtet einen Pilz, während er neben einem moosbewachsenen Baumstamm steht. Frühlingstag im Freien.
Victor Grönke bringt Menschen in seinen Führungen bei, Speisepilze zu bestimmen. Bild: Waldsamkeit.de

Herr Grönke, wo in Berlin kann man Pilze finden?

Prinzipiell ist jede Parkanlage geeignet, aber nicht überall ist es erlaubt, Pilze zu entnehmen. Man sollte sich also vorher informieren, wo man Pilze sammeln darf. Die klassischen Speisepilze sind sogenannte Symbiose-Pilze. Sie brauchen einen Baum-Partner, um zu wachsen. Deswegen lohnt es sich, die Umkreise von Bäumen abzusuchen. In der Nähe von Lindenbäumen wächst sehr häufig der Netzstielige Hexenröhrlich, ein typischer Pilz, den man mitten in der Stadt finden kann. In meinem Lieblingspark im Wedding habe ich auch schon Steinpilze entdeckt, unter Buchen.

Welche Sorten findet man sonst noch in Berlin?

Den Maronenröhrling, oft einfach nur Marone genannt, kann man in der Nähe von Kiefern finden, genauso wie den sogenannten Edelreizker. Aus diesem Pilz tritt eine orangefarbene Milch aus, wenn man ihn aufbricht. Für viele Leute wirkt das abschreckend, deswegen bleibt er sehr oft stehen. Aber wenn man ihn kennt, kann man ihn sammeln.

Steinpilze sind besonders beliebt – man findet sie oft in der Nähe von Buchen. Bild: Getty Images

Was sollte man bei einer Pilzexkursion dabeihaben?

Ganz wichtig ist das korrekte Sammelbehältnis. Der Korb ist da nicht nur ein Klischee, sondern tatsächlich sehr praktisch, weil er luftig ist. Dadurch ist das Sammelgut belüftet und schwitzt nicht. Idealerweise sollte der Korb auch recht breit sein, damit man die Pilze hauptsächlich nebeneinander legen kann und sie nicht übereinanderstapeln muss, sodass sie sich gegenseitig zerdrücken. Außerdem braucht man eine Bürste, weil viele Pilze Schmutzstoffe aufnehmen oder sich auf dem Hut Schmutz und Staub absetzen können. Auch ein Pilzmesser sollte man im Gepäck haben.

Worauf muss man beim Sammeln der Pilze achten?

Ich würde prinzipiell dazu raten, den Pilz vorsichtig durch Drehen zu entnehmen. Weil nämlich auch die Stilbasis potenziell bestimmungsrelevante Merkmale aufweisen kann. Die entstandene Kuhle sollte man am besten mit etwas Laub oder Erde zudecken, damit der eigentliche Pilzorganismus, der im Boden lebt, nicht austrocknet. Wenn man ein bisschen Erfahrung hat und zum Beispiel bei Wandlitz durch die Steinpilze watet und sicher ist, um welche Pilze es sich handelt, kann man auch aus Zeitersparnisgründen zum Schneiden übergehen.

Die besten Pilz-Fundstellen in der Berliner Umgebung

Tegeler Forst: Nicht umsonst bietet Victor Grönke in diesem wunderschönen Waldgebiet seine Pilz-Führungen an. Hier gibt es Steinpilze, Pfifferlinge & Co. zuhauf.
Anfahrt: S-Bahn bis Waidmannslust oder Tegel, dann mit der M222 bis Haltestelle Försterweg.

Wandlitz: Rund um den Liepnitzsee gibt es viele Gebiete, in denen man Steinpilze und noch viele weitere Sorten entdecken kann. Victor Grönke empfiehlt den Ort zwar, macht aber darauf aufmerksam, dass er kein Geheimtipp ist – und an herbstlichen Wochenenden von vielen Berliner Pilzfans besucht wird.
Anfahrt: Mit dem RE30 bis Bernau, dann mit dem Bus 894 bis Wandlitzsee, oder mit der S2 bis Karow, dann mit der Regionalbahn RB27 bis Wandlitzsee.

Grunewald: Wer sich abseits der bekannten Wege bewegt und mit offenen Augen die Bodenbereiche rund um die Kiefern inspiziert, wird hier zum Beispiel mit leckeren Maronen belohnt.
Anfahrt: Mit der S7 bis Haltestelle Grunewald.

Tiergarten: Auch mitten in der Stadt gibt es leckere Pilze zu finden, zum Beispiel im Tiergarten. Besonders viele Exemplare sollen sich auf den Wiesen zwischen der Spanischen Botschaft und dem Großen Stern finden lassen.
Anfahrt: Die Buslinie 187 fährt direkt bis zur Haltestelle Großer Stern. Hier kann man den Spaziergang starten.

Plänterwald: Noch eine Adresse für alle, die nicht ganz so weit fahren wollen. Im Plänterwald, dem Waldgebiet des Bezirks Treptow-Köpenick, gibt es ebenfalls einige Orte, an denen man Pilze finden kann.
Anfahrt: Starten kann man die Pilz-Suche zum Beispiel ausgehend vom S-Bahnhof Plänterwald (S85) oder Baumschulenweg (S45, S46, S47).

Empfehlen Sie zur Pilzbestimmung eher ein Buch oder eine App?

Von Apps rate ich dringend ab, wenn man Pilze zu Speisezwecken sammeln möchten. Da würde ich es eher mit den Büchern halten und auch da ist es wichtig, dass es ein aktuelles Buch ist. Bitte nicht mit Opas Pilzbuch in den Wald gehen! Da stehen teilweise Arten als „essbar“ drin, die heute als tödlich giftig eingestuft werden. Weil die Wissenschaft natürlich voranschreitet. Selbst in Arten, die lange Zeit als essbar galten, hat man mittlerweile Stoffe entdeckt, die krebserregend oder sogar erbgutschädigend sind. Deswegen muss man immer auf dem neuesten Stand sein.

Wie kann man für Sicherheit beim Pilze sammeln sorgen?

Es ist unfassbar hilfreich, wenn man bestimmte Merkmale und Gerüche, die in den Büchern erwähnt werden, einmal unter fachkundiger Führung gezeigt bekommen hat. Erst dann kann man nachvollziehen, was die Bücher mit den jeweiligen Begriffen meinen. Nur nach einer ersten Einführung kann man Speisepilze zuverlässig identifizieren. Und auch dann sollte man sich wirklich nur auf die konzentrieren, die man zu 100 Prozent sicher erkennt. Zum Glück gibt es in Deutschland Pilzgruppen, bei denen man relativ wenig falsch machen kann. Bei den Röhrlingen, also Steinpilz und Co., kann man sich in Mitteleuropa zumindest nicht tödlich vergiften.

Vater und Kind mit Körben beim Pilzesammeln im Wald, von hinten fotografiert, in herbstlicher Umgebung.
Pilze sammeln schweißt zusammen – und auf die gemeinsame Wanderung folgt eine leckere Mahlzeit. Bild: Getty Images

Welche Pilze sind besonders gefährlich?

Die extrem starken Vergiftungen, die in Deutschland auftauchen, sind in der Regel Vergiftungen mit dem Grünen Knollenblätterpilz. Der wird aber nicht mit einer anderen Sorte verwechselt, sondern aus Ignoranz und Unkenntnis von Menschen mitgenommen. Zu eigentlichen Verwechslungen kommt es eher in Gruppen mit Magen-Darm-giftigen Pilzen, zum Beispiel innerhalb der Champignons, von denen es auch giftige Arten gibt.

Worauf muss man bei der Verarbeitung achten – und darf man die Pilze auch roh essen?

Vom Rohverzehr rate ich dringend ab. Denn Pilze sind immer schwer verdaulich und wir können sie nur leichter verdaulich machen, indem wir sie erhitzen und anschließend gut kauen. Zudem sollte man darauf achten, dass man nur frische und knackige Exemplare nutzt.

Kostenlose Pilzberatung in Berlin

Wer sich nicht sicher ist, welche Pilze im Korb gelandet sind, kann es bei einer kostenlosen Pilzberatung herausfinden. Damit werden möglicherweise aufkommende Magen-Darm-Beschwerden sowie gefährliche Vergiftungen verhindert.
In Berlin findet im Museumsgebäude des Botanischen Gartens eine Pilzberatung statt. Man erreicht die Pilzberatung mit den Bussen M48 und 188 (Haltestelle Unter den Eichen/Botanischer Garten) sowie vom Bahnhof Rathaus Steglitz mit einem kurzen Fußweg. Zudem bietet die Pilzkundliche Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V. in den Räumen der Stiftung Naturschutz in der Potsdamer Str. 68 Pilzberatungen an.

Für den Notfall: Der Giftnotruf-Berlin ist unter der Telefonnummer (030) 19240 rund um die Uhr erreichbar.

Wie kann man die Pilze am besten lagern?

Das hängt ein bisschen von der Art ab. Es gibt relativ weichfleischige Arten, die man am besten direkt essen sollte und relativ festfleischige, wie zum Beispiel den Edel-Reizker. Solche Pilze lassen sich ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren. Idealerweise lagert man sie vollständig zubereitungsfertig, also gereinigt, so dass keine Insektenlarven oder Dreck mehr an den Pilzen haften. Aber generell gilt: So schnell wie möglich verbrauchen.

Verschiedene Waldpilze in Nahaufnahme, frisch gesammelt mit erkennbarer Textur der Stiele und Hüte.
Welche Pilze sind essbar – und welche nicht? Hier ist Know-how gefragt. Bild: Getty Images

Bei welchen Symptomen nach dem Verzehr sollte man den Giftnotruf anrufen?

Prinzipiell schadet es nicht, den Giftnotruf sofort anzurufen. Denn es kann sein, dass man ein Mischpilzgericht gegessen hat, wo sowohl Pilze drin sind, die eine sehr schnelle Wirkung haben, als auch eben diese potenziell tödlich giftigen Knollenblätterpilze, die eine sehr lange Latenzzeit haben. Es gibt relativ viele Pilze, die giftig für den Magen-Darm-Trakt sind. Da treten die Symptome nach 20 Minuten bis zwei Stunden auf. Ganz besonders gefährlich ist es, wenn die ersten Symptome erst ungefähr sechs, acht oder zehn Stunden nach Verzehr auftreten. Dann liegt nämlich der Verdacht auf Knollenblätterpilz-Vergiftung vor.

Sollte man sicherheitshalber vor der Zubereitung ein Foto von den gesammelten Pilzen machen?

Das ist eine sehr gute Idee. Es wäre wunderbar, wenn das jeder täte, weil es die Arbeit beim Giftnotruf erheblich vereinfacht. Noch besser ist es, wenn man ein Exemplar zur Seite legt. Man kann sich natürlich auch, bevor man die Pilze verzehren möchte, an eine Pilzberatungsstelle wenden und den Korb kontrollieren lassen.

Titelbild: Getty Images

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