Aufzugmonteur Maik Schumann begutachtet bei Wartungsarbeiten die Seilwinde eines Aufzugs. Foto: Ralph Maak

Liftmanagement bei der Gewobag: Wartung mit Weitblick

Dass Aufzüge funktionieren, gilt als selbstverständlich, doch um den reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, wird hinter den Kulissen kontinuierlich gearbeitet. Ein Blick in den Fahrstuhlschacht – und darüber hinaus. 

So kurios es auch klingt, eigentlich ist es bei Fahrstühlen ganz einfach: Ein gutes Zeichen, dass es läuft, ist, wenn niemand läuft. Oder vielmehr laufen muss, sondern stattdessen den Aufzug nehmen kann – vor allem in einer Metropole wie Berlin, in deren Häusern zum Teil beachtliche Höhenmeter warten.

Wie weit es in der Hauptstadt hinaufgeht, zeigt ein Ortsbesuch in der Storkower Straße 108 in Lichtenberg. Über 19 Etagen erstreckt sich der Lebensraum der dortigen BewohnerInnen, im 20. Stock sind diverse Technikräume untergebracht, so auch der Antrieb der Aufzugsanlagen. Der Blick aus dem Fenster ist spektakulär: gefühlte Augenhöhe mit dem Fernsehturm, Höhe, Weite, urbanes Panorama, ein echter Hingucker, den man sich ohne Fahrstuhl hart erarbeiten müsste.

Dass die MieterInnen auf schweißtreibendes Treppensteigen verzichten können, liegt auch an Menschen wie Maik Schumann. Der Aufzugsmonteur wartet die Fahrstühle im Auftrag der Gewobag, die die Betreuung von rund 1.500 Aufzugsanlagen der Hundt Consult GmbH und der Dr. Schönberger GmbH anvertraut hat. An einem kühlen Wintertag nimmt Schumann die Anlage in der Storkower Straße 108 in Augenschein. Motor, Bremsen, Stahlseile und Elektrik, Schachtwände, Grube und Ölwanne, integrierte Geschwindigkeitsbegrenzung und allgemeine Sauberkeit – der Wartungsprozess ist umfangreich. „Das ist zwar keine Raketenwissenschaft“, sagt Schumann, „aber es ist ein hohes Maß an Sorgfalt gefragt.“

Umfangreiche Modernisierung

Aufzugmonteur Maik Schumann steht in der Bodenwanne eines Aufzugsschacht und schaut durch die geöffnete Aufzugstür. Foto: Ralph Maak
Aufzugsmonteur Maik Schumann bei der Kontrolle in der Grube des Fahrstuhlschachts. Foto: Ralph Maak

Ähnliches gilt für die Instandhaltung generell. „Die Gewobag hat vor vier, fünf Jahren angefangen, einen siebenstelligen Betrag in ihre Aufzüge zu investieren“, sagt Alexander Wüllner, einer der Geschäftsführer von Hundt Consult. „Seither wird relevant modernisiert.“ In der Folge fahren Aufzüge nicht nur zuverlässiger und runder, sondern auch stromsparender.

Damit das so bleibt, setzt Maik Schumann in der Storkower Straße zum „Drahtseilakt“ im Fahrstuhlschacht an. Auf dem Dach des Aufzugkorbes fährt er mit prüfendem Blick von Etage zu Etage, gesichert durch ein Spezialgeschirr. Eines seiner wichtigsten Arbeitsutensilien ist dabei verblüffend unspektakulär. „Mit einem kleinen Besen kann man relativ viele Probleme beheben“, erklärt Schumann. Tatsächlich treten circa 80 Prozent der Störungen im Bereich der Türen auf, meist wegen Verschmutzungen in den Schließmechaniken.

Eines der großen Ziele der kontinuierlichen Wartungsarbeit: verhindern, dass es überhaupt zu Problemen an den Fahrstühlen kommt. In der Regel funktioniert das gut. Hundt Consult und die Dr. Schönberger GmbH verzeichnen bei den rund 1.500 Aufzügen, die sie im Gewobag-Bestand betreuen, pro Jahr 1,5 Störungen je Lift. Gemessen an der immensen Beanspruchung ein geringer Wert. Zur Orientierung: Pro Monat kommen die Fahrstühle im Gewobag-Bestand auf insgesamt etwa sieben Millionen Fahrten mit rund 15 Millionen Türbewegungen. Im Durchschnitt sind das täglich gut 160 Fahrten pro Aufzug.

Aufzugsmonitoring mit KI

Aufzugmonteur Maik Schumann steht, ausgerüstet mit Spezialgeschirr, während Wartungsarbeiten im Aufzugschacht auf dem Dach des Aufzugskorbs. Foto: Ralph Maak
Auf dem Dach des Aufzugkorbes fährt der Monteur bei der Kontrolle von Etage zu Etage. Foto: Ralph Maak

Die meisten der auftretenden Defekte sind binnen 48 Stunden behoben, doch zur Wahrheit gehört auch: Manchmal gestaltet sich die Reparatur äußerst schwierig. Zu den größten Herausforderungen zählt in solchen Fällen die Beschaffung von Ersatzteilen. Gerade bei älteren Aufzugsanlagen sind die dazugehörigen Komponenten kaum noch verfügbar. Auch bei Modellen neueren Datums hatte die Branche zunehmend mit Lieferengpässen zu kämpfen, abgesehen davon fehlt es mitunter an Fachkräften. Engpässe, aus denen längerer Stillstand resultieren kann – zum Leidwesen der MieterInnen. 

„Unser System erkennt einen Fehler
nicht nur dann, wenn er aufgetreten ist,
sondern im besten Fall schon vorher.“

Peter Burgfried
Leiter kaufm. Bestandsmanagement

Die Folgen sind vor allem für BewohnerInnen von Hochhäusern spürbar, wo es an den verbleibenden, noch intakten Aufzügen schnell zu längeren Wartezeiten kommt. Und die Treppe? Ist längst nicht für alle eine Alternative. Sicher, ein paar Etagen können die meisten Menschen zu Fuß erklimmen, aber die Stufen von 19 Stockwerken können zur Tortur werden. Gerade ältere Personen oder Menschen mit Beeinträchtigungen sind in diesem Fall auf Hilfe angewiesen. MieterInnen der Gewobag können in diesem Fall auf den Tragedienst Sophia zurückgreifen, der Einkäufe, Arzt- oder Apothekenbesuche ermöglicht.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sind neben Maik Schumann gut ein Dutzend weitere Aufzugmonteure im Einsatz. Insgesamt arbeiten rund 20 Personen in Vollzeit daran, die Fahrstühle im Gewobag-Bestand am Laufen zu halten – inzwischen mit digitaler Hilfe: Etwa 80 Prozent der Personenaufzüge sind heute mit Internet-of-Things-Technologie (IoT) ausgestattet. Sensoren in und an den Aufzügen können somit Fahrstuhlaktivitäten und -stillstände messen. Die daraus gewonnenen Daten werden in Echtzeit an ein Monitoringsystem gesendet und mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) analysiert.

Wartung mit neuer Systematik

Wie der neue virtuelle Weitblick funktioniert? Noch effektvoller als der Ausblick aus dem 20. Stock an der Storkower Straße. Kommt es zum Beispiel zu Störungsmeldungen durch MieterInnen, kann aus der Ferne überprüft werden, ob wirklich ein technischer Defekt vorliegt oder die Türen nur vorübergehend blockiert wurden – etwa für längere Be- und Entladevorgänge. In Zukunft soll die IoT-Technik durch die stetig wachsende Datenbasis noch wirkungsvoller werden. „Das System erkennt einen Fehler nicht nur dann, wenn er aufgetreten ist, sondern im besten Fall schon vorher“, sagt Peter Burgfried, Prokurist und Leiter Bestandsmanagement bei der Gewobag.

Aufzugmonteur Maik Schumann steht während Wartungsarbeiten vor einer geschlossenen Aufzugstür im 20. Stock. Foto: Ralph Maak
Oben angekommen: Der Aufzugsmonteur in der 20. Etage im Hochhaus Storkower Straße 108. Foto: Ralph Maak

Ein Selbstläufer wird das Liftmanagement trotzdem nicht werden, allein schon wegen der Vielzahl der Anlagen, die es zu warten gilt. „Die Frage ist ja, managt man die Aufzüge oder wird man von den Aufzügen gemanagt“, sagt Hundt-Consult-Manager Wüllner und lächelt. Um die Prozesse zu optimieren, wird die Wartung sukzessive umgestellt und nicht mehr nach festgelegtem Zeitplan durchgeführt, sondern je nachdem, wie viel die Aufzüge benutzt werden.

Klar ist allerdings auch: Ausfälle oder Störungen werden sich nicht vollends vermeiden lassen. Aber reduzieren. „Ärgerlich wäre nur, wenn sich niemand kümmert“, sagt Wüllner. „Da können wir mit Fug und Recht sagen: Das passiert bei uns nicht.“

Titelfoto: Ralph Maak   

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