Ein Gewobag-Mitarbeiter von hinten mit ausgestrecktem Arm. Per Fingerzeig erklärt er auf einem Monitor die Darstellung eines digitalisierten Heizungssystems.

Start der Heizperiode: „Wir wollen Ausfälle aufspüren, ehe MieterInnen etwas merken“

Digital, transparent, effizient: Die Heizanlagen der Gewobag werden mit smarter Technik für die Zukunft gerüstet. Dominik Unger aus der Gewobag ED erklärt, wie MieterInnen davon profitieren – und wieso es in Zukunft weniger Heizungsausfälle geben soll. 

Das Ziel ist ambitioniert. „Wir wollen Heizungsausfälle schon aufspüren, ehe die Mieterinnen und Mieter etwas merken“, sagt Dominik Unger. Der Prokurist und Leiter des Technischen Service der Gewobag Energie- und Dienstleistungsgesellschaft (Gewobag ED) hat eine klare Vision: Die Zeiten, in denen defekte Heizungen in einzelnen Wohnungen vorübergehend mehr Frust als Wärme produzierten, sollen bald der Vergangenheit angehören.

Wie das funktionieren kann? Vor allem mit Hilfe digitaler Technik. Mittlerweile sind im Gewobag-Bestand weite Teile des Heizsystems mit Sensoren ausgestattet, die herstellerübergreifend Daten erfassen und so die Kontrolle aus der Ferne ermöglichen – in einigen Fällen sogar die Steuerung. 

Digitale Technik spart Zeit und Ressourcen

Detailaufnahme eines Heizkessels, der auf einem Monitor als Symbol innerhalb einer digitalisierten Heizungsanlage angezeigt wird.
Feuer frei! Die digitale Technik wird am Bildschirm sichtbar, ob und wie ein Heizkessel arbeitet. Foto: Felix Seyfert.  

Ob Heizkessel, Pumpen, Stellventile oder Leitungen samt darin auftretenden Temperaturen: Durch die Digitalisierung werden die Heizanlagen im Gewobag-Bestand zunehmend gläsern, denn fast alle Komponenten des Systems können inzwischen Messwerte liefern. Ein Fortschritt, der nicht nur der Gewobag ED hilft, sondern auch konkreten Nutzwert für MieterInnen liefert.

Der zeitliche und personelle Aufwand, um den reibungslosen Betrieb einer Heizanlage zu gewährleisten, verringert sich durch die smarte Gebäudeleittechnik (GLT) immens. Früher mussten sich HeizungsmonteurInnen bei jeder Störung vor Ort auf Fehlersuche begeben – heute lässt sich ein Großteil des Heizsystems am Bildschirm überprüfen. Nicht zu vergessen: Bei Auswertung und Interpretation der Daten hilft erneut die Technik. 

Energie aus erster Hand

Die Gewobag ED ist als Tochtergesellschaft der Gewobag unter anderem mit der Wärmeversorgung und dem Betrieb der Heizanlagen betraut. Insgesamt befinden sich knapp 1.300 Hauptstationen und 2.500 Unterstationen in Betreuung des Unternehmens. Von gut 500 Brennstoffanlagen sind mittlerweile mehr als 200 mit moderner Gebäudeleittechnik ausgestattet, Tendenz steigend.

Tritt ein gravierender Störungsfall auf, erfolgt die Beauftragung der TechnikerInnen automatisch via Software. „Im Idealfall nutzen wir so die Zeit, ehe die Mieterinnnen und Mieter merken, dass es kalt wird“, erklärt Olaf Nestler, der bei der Gewobag ED für das „Internet der Dinge“ (Internet of Things, kurz IoT, Anm. d. Red.) verantwortlich ist, also für die direkte Kommunikation zwischen digitalen Komponenten.

Schnellere Fehlererkennung, kürzere Ausfallzeiten 

So simpel dieses Konzept auch scheint: Hinter den kleinen Symbolen auf den GLT-Bildschirmen verbirgt sich eine größere Problematik aus der Praxis. „Der Fachkräfte- und Materialmangel ist ein Riesenthema für uns“, sagt Dominik Unger, „und diese Herausforderung dürfte in Zukunft noch größer werden.“

Detailaufnahme einer digitalen Berlin-Karte, auf der die digitalisierten Heizungsanlagen der Gewobag verzeichnet sind.
Ein Überblick über die Heizanlagen im Gewobag-Bestand, die bereits mit digitaler Technik ausgestattet sind. Foto: Felix Seyfert  

Schon jetzt sind die Engpässe weithin spürbar, knappes Personal und fehlende Teile führen bei Wartung und Reparaturen zu Wartezeiten. Hinzu kommt: Nicht jede/r TechnikerIn ist mit allen Fabrikaten vertraut. Ein Umstand, dem das digitalisierte System Rechnung trägt.

„Je früher ich weiß, wo in der Anlage das Problem ist, desto zielgerichteter kann ich einen Monteur dorthin schicken“, erklärt Unger einen der großen Vorteile. Durch die richtigen Informationen lässt sich auf Anhieb jemand beauftragen, der neben dem nötigen Know-how auch die passenden Bauteile mitbringt, allerdings müssen die bestehenden Prozesse hierfür sukzessive umgestellt werden.

Stetige Verbesserung

Abgeschlossen ist die Digitalisierung der Heizanlagen noch nicht, doch ein gutes Stück des Weges ist absolviert. Für die Heizperiode 2023/24 erhofft sich Unger den nächsten wichtigen Schritt, denn einige Probleme, die vorwiegend zu Beginn der Heizperiode auftreten, hält er für vermeidbar.

Porträtfoto von Dominik Unger, Prokurist und Leiter des Technischen Service der Gewobag ED.
Energieexperte: Dominik Unger ist Prokurist und Leiter des Technischen Service der Gewobag ED. Foto: Felix Seyfert

„In der warmen Jahreszeit sind die Heizkreise geschlossen, und aus Erfahrung wissen wir, dass manche Regler nicht mehr auffahren, wenn man die Anlage im Winter wieder anschaltet“, erklärt der Diplom-Ingenieur für Umwelt- und Energieprozesstechnik. Die Folge: In der Vergangenheit blieben zum Start der Heizsaison einige Heizkörper kalt.

Künftig sollen die besagten Regler schon während der Sommermonate regelmäßig in Bewegung versetzt werden, sodass sie ihre Funktion erhalten oder im Schadensfall frühzeitig reagiert werden kann. Ohne Anfahrtswege und aufwendige Fehlersuche, sondern vom Bildschirm aus. Digital, transparent und effizient. 

Nachhaltige Wärmeversorgung

Die Weiterentwicklung der Wärmeversorgung wird bei der Gewobag kontinuierlich vorangetrieben. Aktuell betreibt die Gewobag ED bereits 18 Blockheizkraftwerke, die mittels fortschrittlicher Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Strom und Wärme erzeugen. Direkt in den Quartieren, mit geringem CO2-Ausstoß, hohem Wirkungsgrad und dadurch vergleichsweise geringen Betriebskosten für die MieterInnen.

Titelfoto: Felix Seyfert

Das könnte Sie auch interessieren: