Ein Mitarbeiter der BEGSpo posiert auf einem BMX-Rad. Neben ihm posiert ein Junge, der eine Spraydose in der Hand hält. Foto: Felix Seyfert

Netzwerk-Event für Kids und Jugendliche: Mit Bikes und bunter Botschaft

Fahrrad-Parcours + Graffiti-Aktion = jede Menge Spaß! Das Event „Kunst + Bewegung“ am Jugendclub Heckerdamm mobilisiert Kinder nicht nur körperlich, sondern auch in puncto Kreativität. Ein Beispiel, das zeigt: Wenn sich verschiedene AkteurInnen eines Quartiers vernetzen, können alle voneinander profitieren.

Die Szenerie erinnert fast an ein großes Wimmelbild: Egal, wohin man beim „Kunst + Bewegung“-Event auf dem Vorplatz des Jugendclubs Heckerdamm schaut – überall ist etwas los. In der einen Ecke tastet sich ein Mädchen auf einem BMX durch einen Fahrrad-Parcours, ein paar Meter weiter zeigt ein Bike-Coach, wie spektakulär man mit einem Fahrrad springen kann. Gegenüber werden gesunde Snacks verteilt, daneben wuseln Kinder umher, albern, quasseln und lachen.

Am buntesten ist das Treiben vor dem großen Schiffscontainer, der als Lagerraum für Fahrräder dient und am Rand des Areals steht. Hier hat Künstler Christian Rothenhagen etliche Kids unter seine Fittiche genommen, um gemeinsam mit den Kleinen ein großes Wandbild zu erschaffen.

„Im Moment sieht das noch ziemlich chaotisch aus“, sagt er, während die Kinder mit Spraydosen drauflos malen, doch Rothenhagen weiß: Am Ende werden sich die vielen Farben, Formen und Schichten zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. Genau so kommt es. Mit gekonnten Handgriffen verleiht der Profi dem Chaos schlussendlich Struktur – schon ist aus einem schmucklosen Container ein kunterbuntes Unikat geworden.

Gewobag fördert Projekt zu 100 Prozent

Das Ganze passiert an einem Donnerstag Ende August, an dem die Sonne über Berlin noch mal mit voller Kraft strahlt. Unter ihr, am nordöstlichsten Zipfel der Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg-Nord, leuchten derweil die Augen der Kinder, die der Einladung zum „Kunst + Bewegung“-Event in den Jugendclub gefolgt sind.

„Cool, dass es diese Veranstaltung gibt“, sagt Malik (11), der gerade aus dem Fahrrad-Parcours kommt. Auch Seyit (12) ist begeistert: „Es macht Spaß, Graffiti an die Wand zu malen, das habe ich vorher noch nie gemacht!“ Neues kennenlernen, Anreize bekommen, sich ausprobieren dürfen und Spaß haben – genau darum geht es bei diesem Event, das eine Co-Produktion verschiedener KooperationspartnerInnen ist.

Die Berliner Gesellschaft für Gesundheit durch Sport (BEGSpo), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen mit niedrigschwelligen Angeboten in Bewegung zu versetzen, hat Räder, den Fahrrad-Parcours und qualifizierte Betreuung zur Verfügung gestellt. Der Jugendclub Heckerdamm, ohnehin eine beliebte Anlaufstelle bei Kids und Jugendlichen aus dem Quartier, fungiert als räumlicher Gastgeber.

Die Gewobag, Vermieterin von rund 4.800 Wohneinheiten in der Paul-Hertz-Siedlung, fördert die Veranstaltung zu 100 Prozent. Die Idee, Bewegung und Kunst miteinander zu verknüpfen, hatte Quartierskoordinatorin Janine Drechsler, die auch den Kontakt zwischen der BEGSpo, dem Jugendclub und Künstler Christian Rothenhagen herstellte. Eine Kombination, aus der bemerkenswerte Synergieeffekte entstanden sind. Das Ergebnis: ein tolles Event für Kids, eine Aufwertung des Jugendclub-Geländes durch die Verschönerung des Schiffscontainers und die Schaffung einer neuen Attraktion, denn gesprayt werden soll hier auch in Zukunft.

„Heute ist es ein Happening, bei dem wir einmal gezeigt haben, wie das mit dem Sprayen geht“, sagt Rothenhagen. „Im Nachgang können die Kids hier aber immer wieder malen, diese Fläche ist offiziell dafür vorgesehen. Wir lassen die restlichen Spraydosen hier im Jugendclub.“

Fahrrad fahren mit Spaß und Sicherheit

Neben den Kindern und Jugendlichen freut sich auch Marco Dames über die neue, bunte Wand. Der Leiter des BEGSpo-Projekts „zweirad fun“ ist seit Jahren in und um Berlin unterwegs, um Kinder zwischen 3 und 13 Jahren für das Radfahren zu begeistern. Den Container auf dem Jugendclub-Gelände nutzen er und die BEGSpo seit 2022 als gut gelegenen Lagerraum, der „in seiner Funktion sehr wichtig für uns ist, aber bislang leider nicht besonders schön war. Dass sich das jetzt mit professioneller Unterstützung geändert hat, ist großartig.“

Großartig findet Asmin (11), dass sie beim „Kunst + Bewegung“-Event die Chance hat, das zu tun, was zu Hause gerade nicht mehr richtig geht. „Mein eigenes Fahrrad ist für mich zu klein geworden“, sagt sie. Mit einem Fahrrad und einem Helm von der BEGSpo hat sie am Jugendclub schon zahlreiche Runden durch den Rad-Parcours gedreht und gelernt: „Wenn eine Rampe kommt, muss man schneller fahren.“

„Wir merken immer wieder,
dass es Kinder in den vierten Klassen gibt,
die zum Teil noch nicht Rad fahren können.“

Marco Dames

Ein jüngeres Mädchen hat auf dem Gelände kurz zuvor „quasi das Fahrradfahren gelernt“, erzählt Marco Dames. Ein Meilenstein – nicht nur für die ganz Kleinen. „Bei unseren Aktionen in Schulen merken wir immer wieder, dass es Kinder in den vierten Klassen gibt, die zum Teil noch nicht Rad fahren können.“ Ein Zustand, den er und sein Team ändern möchten, auch und gerade vor dem Hintergrund der angestrebten Verkehrswende, bei der das Fahrrad eine wichtige Rolle spielt.    

Aktiv sind Dames und die BEGSpo vor allem „in Gegenden, in denen für Kinder und Jugendliche nicht so viel passiert“. Die Erfahrungen sind durchweg positiv: „Die Kinder saugen unsere Angebote regelrecht auf“, erzählt er, „man merkt, dass sie dankbar sind, wenn in ihrer Umgebung etwas für sie stattfindet.“

Gelungene Vernetzung

Womit sich der Kreis zur Außenfassade des Containers und Christian Rothenhagen schließt. Dort prangt mittlerweile ein großes „DANKE“ – eine Botschaft, die vorerst bleibt. „Gemeinsam mit den Kids haben wir uns eine einfache Grundidee für das Projekt ausgedacht“, erklärt der Künstler. „Jedes Kind sollte sich überlegen, wofür man gern mal Danke sagen möchte.“

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Künstler Christian Rothenhagen schreibt in großen Buchstaben das Wort "Danke" auf eine noch weiße Wand, ein paar Kinder schauen zu. Foto: Felix Seyfert
Die von Kindern und Künstler Christian Rothenhagen bunt bemalte Fassade eines Schiffscontainers, der als Lagerraum auf dem Gelände des Jugendclubs Heckerdamm fungiert. In großen Buchstaben ist das Wort "Danke" zu lesen. Foto: Felix Seyfert
Einfach mal „Danke“ sagen: Der Container am Jugendzentrum Heckerdamm, der von der BEGSpo als Lagerraum genutzt wird, hat durch Kinder, Jugendliche und Künstler Christian Rothenhagen einen neuen Look erhalten. Foto: Felix Seyfert

Die Resultate sind vielfältig. „Mama“, „Jugendclub Heckerdamm“ und die Namen von besten FreundInnen sind an der Wand zu lesen, daneben sind eine Weltkugel und viele andere Motive zu sehen. Wenn man so möchte, ist es ein Wimmelbild im Wimmelbild, denn auch hier gilt: In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.

Quartierskoordinatorin Janine Drechsler lässt ihren Blick noch mal über den Vorplatz des Jugendclubs schweifen und lächelt zufrieden. „Die Kombination aus Bewegungsangebot und Kunstaktion kommt sehr gut an“, sagt sie. „Das ist gelebte Vernetzung.“  

Titelbild: Felix Seyfert

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