Zwei junge Frauen nehmen in einem Spiegelraum ein Selfie auf

Kultur kurios: Abenteuerliche Museen in Berlin 

Darf’s ein bisschen freakig sein? Abseits der etablierten Adressen hat Berlin ein paar außergewöhnliche Museen mit großem Unterhaltungswert zu bieten. Ein Guide für Kuriositäten-Kammern, lebendige Kunst und bleibende Mitmach-Erlebnisse.

Es muss nicht immer Hochkultur sein: Unter den knapp 200 Berliner Museen finden sich besondere Ausstellungen, die es so wohl nur in der Hauptstadt gibt – meist klein, manchmal versteckt, aber immer spektakulär.

Wer keine Lust auf klassische Kunst hat und von Geschichte eher gelangweilt ist, kann in Berlin anderweitig fündig werden, etwa in Museen zu Computerspielen, Selfies oder Graffitis. Ein Überblick über außergewöhnliche Museen, in denen es interaktiv, partizipativ und mit Sicherheit nicht langweilig zugeht.

Museum der Unerhörten Dinge

Das Museum der Unerhörten Dinge in der Schöneberger Crellestraße ist das meistbesuchte Museum in Berlin – wenn man die BesucherInnenzahl mit den Quadratmetern des Museums verrechnet. Auf 20 Quadratmetern begegnet man in dieser kleinen Wunderkammer allerlei kuriosen Raritäten, sei es ein Fernrohr von Kolumbus, ein Horn eines Auerochsen oder der Kugelschreiber eines Militärseelsorgers.

Museumsbetreiber Roland Albrecht erzählt in seinem Museum zu jedem der über 400 Exponate Geschichten, die in unserem stressigen Alltag oft ungehört bleiben. Wie kam das Stück hier her, was ist seine Vergangenheit und wem gehörte es zuvor?  

Ob wahr oder erfunden, diese literarischen Geschichten sind es, die den Objekten ihren Zauber verleihen. So ist das Museum der Unerhörten Dinge ein wunderbarer Ort, um für ein paar Augenblicke der Realität zu entfliehen. 

Museum der Unerhörten Dinge, Crellestraße 5-6, 10827 Berlin. 
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 15:00 – 19:00 Uhr.
Tickets: kostenlos.

Urban Nation Museum

Außergewöhnliche Museen: Blick auf urbane zeitgenössische Exponate im Urban Nation Museum
Urbane zeitgenössische Kunst im Urban Nation Museum ermutigt die BesucherInnen, ihre eigene Perspektive zu hinterfragen. Foto: Nika Kramer

Das Urban Nation in Schöneberg ist der Beweis, dass Kunstmuseen keineswegs trocken sein müssen. Zu sehen ist hier urbane zeitgenössische Kunst, deren Wirkungsfeld sich nicht nur auf die Museumsräume beschränkt.

Die regelmäßig wechselnden Ausstellungen bringen bunte, lebendige Graffitis, Installationen, Performances, Video- und Multimediakunst sowie Skulpturen von der Straße in das Museum. So zeigt das Urban Nation, dass der Stil der flüchtigen, wilden Street Art auch ohne ihre Stadt-Umgebung funktionieren kann.

Auch Werke im öffentlichen Raum sind Teil der Kuration. Die Außenfassade des vierstöckigen Gebäudes in der Bülowstraße wird regelmäßig neu bemalt und verwandelt das Haus selbst in ein riesiges Kunstwerk. Und weil die BetreiberInnen des Museums Streetart und Urban Art für alle zugänglich machen wollen, ist der Eintritt im Urban Nation kostenfrei. 

Urban Nation Museum, Bülowstraße 7, 10783 Berlin. 
Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch von 10:00 – 18:00 Uhr; Donnerstag bis Sonntag von 12:00 ­– 20:00 Uhr.
Tickets: kostenlos.

Kulturpass: 200 Euro für Volljährige

Der Kulturpass ist eine Initiative des Deutschen Bundestags: Alle, die im Jahr 2023 18 Jahre werden oder geworden sind, bekommen mit dem Kulturpass ein Budget von 200 Euro. Das Geld kann sowohl für Museen, Theater, Konzerte und Kinobesuche als auch für den Kauf von Büchern und Platten genutzt werden. Um das Geld freizuschalten, müssen sich Berechtigte die Kulturpass-App runterladen. Das Budget von 200 Euro steht dann zwei Jahre zur Verfügung.

Hier geht’s zum Kulturpass

Buchstabenmuseum

Außergewöhnliche Museen: Ausstellungsstück im Buchstabenmuseum in Berlin
Außergewöhnliche Museen in Berlin: Das Buchstabenmuseum ist das erste Museum, das Typografie aus dem öffentlichen Raum präsentiert. Foto: Franziska Schoenberner

Seit 2005 retten die Gründer dieses Museums Buchstaben und Schriftzüge aus Berlin und dem Rest der Welt vor dem Verfall, indem sie sie im Buchstabenmuseum im Hansaviertel restaurieren und ausstellen. Das können filigrane Buchstaben aus Bugholz sein oder massive Objekte aus Neon, die von Schriftzügen großer Marken stammen.

Zu sehen ist hier unter anderem die berühmte „Zierfische“-Reklame vom Frankfurter Tor und der Schriftzug des ehemaligen Hauptbahnhofs in Berlin (heute Ostbahnhof).

Buchstabenmuseum, Stadtbahnbogen 424, 10557 Berlin.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 13:00 – 17:00 Uhr.
Tickets: 12 Euro Erwachsene, ermäßigt 6,50 Euro
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Illuseum

Das Illuseum ist ein Ort voller optischer Täuschungen und Perspektivveränderungen: Mal scheint man den Boden unter den Füßen zu verlieren, wird Teil eines Kaleidoskops oder hängt plötzlich wie Spider-Man von der Decke.

Die interaktiven Ausstellungsstücke sorgen nicht nur für Spaß und Überraschungen, sie bringen auch den einen oder anderen Kopf zum Qualmen. Aber nicht verzagen: Die Erklärungstafeln beschreiben alle optischen Illusionen und Effekte – quasi wie im Physik- und Mathematikunterricht, nur unterhaltsamer.

Illuseum Berlin, Karl-Liebknecht-Straße 9, 10178 Berlin.
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 10:00 – 20:00 Uhr.
Tickets: 12 Euro für Erwachsene, ermäßigt 10 Euro. 

Lippenstiftmuseum 

Der Visagist René Koch hat in seinem außergewöhnlichen Privatmuseum in Wilmersdorf eine einzigartige und zugleich skurrile Sammlung an Lippenstiften zusammengetragen. Lippenstifte aus den unterschiedlichsten Epochen, von Barock bis heute, werden den BesucherInnen bei privaten Führungen vorgestellt. Zudem gibt es historische Plakate, Kussabdrücke von Diven wie Mireille Mathieu oder Hildegard Knef und die eine oder andere Prominentenstory zu entdecken.

Lippenstiftmuseum, Helmstedter Straße 16, 10727 Berlin. 
Öffnungszeiten: nach vorheriger Terminvereinbarung.
Tickets: 30 Euro.

Disgusting Food Museum

Außergewöhnliche Museen: Schlangenschnaps im Disgusting Food Museum
Außergewöhnliche Exponate wie diesen Schlangenschnaps zeigt das Disgusting Food Museum. Foto: DFM Berlin

Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte dieses Museum besser nicht betreten: Im Disgusting Food Museum werden außergewöhnliche Lebensmittel wie gegrillter Hund, Frosch-Smoothie oder Kuhblut ausgestellt. Dabei geht es sowohl darum, sich mit Ekel auseinanderzusetzen, als auch die eigenen Vorlieben zu hinterfragen und andere Esskulturen kennenzulernen. Wer mutig ist, kann die ausgefallenen Leckereien direkt vor Ort an der Tasting Bar kosten. 

Disgusting Food Museum, Schützenstraße 70, 10117 Berlin.
Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag von 12:00 – 18:00 Uhr.
Tickets: Erwachsene 16 Euro, Kinder und Jugendliche 8 Euro.

Hanf Museum

Das Hanf Museum im Nikolaiviertel ist das einzige Museum in Deutschland, das sich ausschließlich der Hanfpflanze widmet und dabei Hanf als Nutzpflanze für verschiedene Kulturen in den Mittelpunkt stellt.

Wie kann man Hanf als Bau- und Isolierstoff nutzen? Wo dient die Pflanze zur Textil- und Papierherstellung? Und welche medizinischen Möglichkeiten hat sie zu bieten? Zum Ende der Ausstellung können im Hanf-Café THC-freie Spezialitäten wie Hanftee probiert werden. 

Hanf Museum, Mühlendamm 5, 10178 Berlin.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10:00 – 20:00 Uhr, Samstag und Sonntag von 12:00 – 20:00 Uhr. 
Tickets: 6 Euro für Erwachsene, ermäßigt 4 Euro. Kinder bis 10 Jahre haben freien Eintritt.

Museumswohnung

Eine alte Küche mit weiß-beigen Möbel ist zu sehen. Eine Kommode, ein Tisch und drei Stühle stehen im Raum. Eine Lampe scheint von der Decke. Vor dem Fenster sind Gardinen.
Die Museumswohnung Haselhorst mit Möbeln im Stil der 1930er-Jahre. Foto: Sabine Dobre

Die Reichsforschungssiedlung ist eine Wohnanlage im Spandauer Ortsteil Haselhorst und wurde zwischen 1930 und 1935 errichtet. Damals entstanden hier um die 3500 Kleinwohnungen für ArbeiterInnen, von denen die meisten in den nahegelegenen Siemens-Werken beschäftigt waren.

Die Gewobag hat eine dieser Wohnungen mit Originalmobilar im Stil der 1930er-Jahre rekonstruiert. Dazu passend wurden Gebrauchsgegenstände aus der Bauzeit beschafft, darunter eine historische Kochmaschine, eine Kurzbadewanne, ein Badeofen und sogar Vorhangstoffe und Bettwäsche.

Museumswohnung, Burscheider Weg 21, 13599 Berlin.
Öffnungszeiten: Jeweils am letzten Sonntag im Monat von 14:30 – 16:30 Uhr. Individuelle Führungen durch Haselhorst und die Museumswohnung auf Anfrage.
Tickets: 150 bis 250 Euro pro Gruppe, je nach TeilnehmerInnenzahl und Dauer.

The WOW! Gallery Berlin – das Selfie-Museum

Außergewöhnliche Museen: Fotoshootings in einem pinken Bällebad im Selfie Museum The WOW! Gallery
Smartphone nicht vergessen! The WOW ist das erste Selfie Museum in Berlin. Foto: The WOW! Gallery

Auch „The WOW! Gallery“ gehört zu den außergewöhnlichen Museen der Stadt, denn hier werden die BesucherInnen selbst zur Kunst. Das Selfie-Museum präsentiert auf 750 Quadratmetern über 30 interaktive und bunt leuchtende Installationen, die als Fotokulisse für das perfekte Selfie dienen. Alle, die Spaß an ausgefallenen Fotos und Videos haben, werden auf diesem Multimedia-Spielplatz mit Sicherheit nicht enttäuscht. 

The WOW! Gallery Berlin, Tamara-Danz-Straße 11, 10234 Berlin. 
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 12:00 – 20:00, Samstag von 10:00 – 20:00 Uhr, Sonntag von 12:00 – 17:00 Uhr.
Tickets: Erwachsene 29 Euro, Kinder (bis 13 Jahre) 19 Euro.

Trabi Museum

Früher noch als „Rennpappe“ verhöhnt, heute das Nostalgieobjekt schlechthin: Direkt am Checkpoint Charlie hat das Trabi Museum eine beachtliche Sammlung an exotischen Trabanten zusammengesellt.

Auf 600 Quadratmetern kann man hier einige Modelle der berühmten Zweitakter bestaunen. Zudem werden Trabi-Safaris angeboten, also Stadtrundfahrten, bei denen man selbst mit einem Trabi auf den Spuren der Berliner Mauer durch die Stadt fahren kann. 

Trabi Museum, Zimmerstraße 14-15, 10969 Berlin.
Öffnungszeiten: Täglich von 11:00 – 16:00 Uhr.
Tickets: Erwachsene 9 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt.

Computerspielemuseum

Außergewöhnliche Museen: Zwei Personen mit aufgesetzten VR-Brillen spielen eine Videospiel im Computerspielemuseum.
Zocken erwünscht: Im Computerspielemuseum können einige Exponate gleich ausprobiert werden. Foto: Computerspielemuseum

PacMan, Lara Croft und Donkey Kong: Die Exponate dieses Museums klingen eher nach einer Zeitreise in eine vergnügte Jugend, statt nach verstaubter Ausstellung. Dem ist auch so. Das Computerspielemuseum in Friedrichshain führt uns durch 70 Jahre Gaming-Geschichte. Hier können Raritäten und originale Computerspiele aus der Pionierzeit bis heute nicht nur bestaunt, sondern auch ausprobiert werden. 

Computerspielemuseum, Karl-Marx-Allee 93a, 10234 Berlin.
Öffnungszeiten: Täglich von 10:00 – 20:00 Uhr.
Tickets: Erwachsene 11 Euro, ermäßigt 7 Euro.

Titelbild: The WOW! Gallery

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