Ein Polaroidfoto, das an einem Band von der Decke des Jugendkulturorts "Blocklab 447" hängt. Darauf zu sehen: Der Zustand der Räumlichkeit während des Umbaus.

Neuer Jugendkulturort in Neukölln: Wenn die Waschküche zum „Blocklab“ wird

Mit dem Jugendkulturort „Blocklab 447“ hat das Neuköllner Quartier Buckower Höfe eine neue Anlaufstelle für junge Menschen bekommen. Neben dem Freizeitangebot steht in der ehemaligen Waschküche die Verwirklichung eigener Ideen im Fokus. Die Effekte sind beachtlich.

Wer sich bei der Eröffnungsfeier des „Blocklab 447“ eine Erfrischung holte, wurde überrascht. Mit einer schlichten Getränkeausgabe war es im neuen Jugendkulturort der Buckower Höfe nicht getan, stattdessen fanden sich hinter dem Tresen BarkeeperInnen in weißen Kitteln, die ihren Gästen alkoholfreie Drinks in Reagenzgläsern servierten. Kreativer Laborlook statt Nullachtfünfzehn-Ideen – ein klarer Fingerzeig, wofür die neue Location steht.

Sich etwas einfallen lassen, unkonventionelle Wege gehen, kulturell experimentieren und vor allem „einfach mal machen“: Auch die Räumlichkeiten des „Blocklabors“ im Erdgeschoss des Hochhauses Ringslebenstraße 84 passen in dieses Muster. Dort war einst eine schmucklose Waschküche untergebracht, doch inzwischen hat ein Team engagierter Jugendlicher dem Ort ein neues, frisches Gesicht verpasst.

Die vormals weiß gekachelten Wände wurden mit reichlich Farbe aufgepimpt, statt Waschmaschinen prägen mittlerweile Kickertisch, DJ-Pult und Tresen das Bild. Nüchterner Funktionsraum ade, hallo Wohlfühlatmosphäre – mit Unterstützung von Tischlern und Architekten haben die Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 23 Jahren eine attraktive Anlaufstelle geschaffen. Einerseits für sich selbst, klar, zugleich aber auch für andere Interessierte, nicht zuletzt für die Teenager von morgen.

Jugendliche gestalten selbst

Einer der „Macher“ ist Ahmad (17). „Ich bin mindestens zweimal pro Woche hier“, sagt er, „denn das hier ist echt besonders.“ Gemeinsam mit einer Kerngruppe aus gut 15 Personen hat er das „Blocklab 447“ (die 44 steht in Anlehnung an die früheren Berliner Postleitzahlen für Neukölln, die 47 für Buckow, Anm. d. Red.) maßgeblich mitgestaltet. Ideenentwicklung, Teamsitzungen und demokratische Abstimmungsprozesse, Planung einzelner Projekte und deren Umsetzungen – zu tun gab und gibt es genug.   

„Wir arbeiten selbst daran“, betont Ahmad, „wir haben eine Vision und versuchen, sie zu verwirklichen. Deshalb klaut hier niemand etwas, niemand macht etwas kaputt. Wir haben diesen Ort selbst erschaffen, dadurch gibt es eine andere Wertschätzung.“

Nachhaltige Quartiersentwicklung

Die Wohnanlage Buckower Höfe ist in den 1970er-Jahren entstanden, bis 2027 wird sie von der Gewobag modernisiert, neu gestaltet und erweitert. Um die Quartiersentwicklung auch in sozialer Dimension zu fördern, unterhält das Unternehmen unter anderem eine Kooperation mit dem Jugendamt Neukölln. Die Räumlichkeiten des „Blocklab 447“ werden mietfrei zur Verfügung gestellt – die Betriebskosten zahlt das Bezirksamt. Gewobag-Quartierskoordinatorin Karoline Kirschner: „Wir sind sehr froh, dass im Quartier endlich ein Ort für Jugendliche geschaffen wurde, der Raum für ihre Ideen lässt und den sie mitgestalten können.“

Sabina Menottiová (28) muss lächeln, als sie diese Worte hört. Die gebürtige US-Amerikanerin arbeitet für das Kulturnetzwerk Neukölln, das vom Bezirksamt als Träger beauftragt wurde. Seit 2020 ist sie im Quartier in der Jugendarbeit tätig, seit 2022 in leitender Position und damit auch verantwortlich für das „Blocklab 447“. Eines ihrer großen Ziele: „Wir wollen ein Gemeinschaftsgefühl schaffen. Und einen Ort, an dem sich die Jugendlichen verwirklichen und weiterentwickeln können.“

Neues Gemeinschaftsgefühl

Mit dem „Blocklab 447“ scheint sie auf dem besten Weg dorthin, denn der Tatendrang der Jugendlichen ist ungebrochen. „Es fehlen noch ein paar Sachen“, weiß Ahmad, schließlich soll den Kids nie langweilig werden.

Wie wichtig sinnvolle Freizeitangebote sind, zeigt die Erfahrung der Vergangenheit. Rund um die Großwohnsiedlung Buckower Höfe, dort, wo Neukölln an Brandenburg grenzt, sind Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen rar geworden. Die Folge: wenig Aktivität und kaum Interaktion – und wenn, dann selten harmonisch. Ein Zustand, der sich durch die Arbeit des Kulturnetzwerks geändert hat.

Bis die alte Waschküche zur Verfügung stand, brauchte es allerdings Geduld, doch einfallsreich waren Sabina Menottiová und Co. schon zuvor. Aus dem vermüllten Parkplatz eines stillgelegten Supermarkts erschufen Jugendliche mithilfe von KünstlerInnen einen Freizeit- und Nachbarschaftsort im Freien, den „Blockpark 447“.

Auch Ahmad hat damals schon mitgewirkt und seither einen bemerkenswerten Wandel beobachtet. „Durch das Projekt und jetzt durch die Waschküche hat sich der ganze Block geöffnet“, sagt er, „Leute, die früher nicht miteinander geredet haben, arbeiten nun zusammen oder nutzen denselben Raum.“

Vielfältiges Freizeitangebot

Nationalitäten, Glaubensrichtungen und andere Unterschiede sind in den Hintergrund gerückt, stattdessen ist ein neuer Zusammenhalt spürbar. Auffällig: Auch viele Mädchen nutzen die neuen Strukturen, daneben kommen auch Jugendliche aus anderen Teilen Neuköllns nach Buckow. 

Wie es im „Blocklab 447“ weitergeht? Auf jeden Fall bunt, denn das Angebot wird ähnlich vielfältig sein wie seine BesucherInnen. Bauchtanz, Graffiti, und Musikproduktion stehen genauso auf dem Wochenplan wie Schauspielkurse, Kochabende oder Textildesign.

„Wir sind noch lange nicht fertig und müssen gerade noch viel improvisieren“, sagt Sabina Menottiová, aber die Momentaufnahme stimmt positiv. Ahmad nimmt’s locker. „Was ist schon fertig?“, fragt er, „Berlin ist doch eh eine einzige Baustelle.“ Wer wollte ihm da widersprechen? 

YouTube
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGRpdiBjbGFzcz0iX2JybGJzLWZsdWlkLXdpZHRoLXZpZGVvLXdyYXBwZXIiPjxpZnJhbWUgdGl0bGU9IldpciB2ZXLDpG5kZXJuOiBkaWUgQnVja293ZXIgSMO2ZmUgendpc2NoZW4gaGV1dGUgdW5kIG1vcmdlbiIgd2lkdGg9IjUwMCIgaGVpZ2h0PSIyODEiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvTGx2cUhuMFFiTzA/ZmVhdHVyZT1vZW1iZWQiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvdz0iYWNjZWxlcm9tZXRlcjsgYXV0b3BsYXk7IGNsaXBib2FyZC13cml0ZTsgZW5jcnlwdGVkLW1lZGlhOyBneXJvc2NvcGU7IHBpY3R1cmUtaW4tcGljdHVyZTsgd2ViLXNoYXJlIiByZWZlcnJlcnBvbGljeT0ic3RyaWN0LW9yaWdpbi13aGVuLWNyb3NzLW9yaWdpbiIgYWxsb3dmdWxsc2NyZWVuPjwvaWZyYW1lPjwvZGl2Pg==

Titelfoto: Ralph Maak

Das könnte Sie auch interessieren: