Szene auf einem Bolzplatz voller Kinder. Im Fokus: Zwei Jungs, die sich springend umarmen und lachen. Foto: City-Press GmbH

Neuer Raum für Zauber

Ein Fußballplatz, ein Basketballcourt und viele strahlende Gesichter: In der Reinickendorfer Rollbergesiedlung haben Kinder und Jugendliche seit Oktober neue Anlaufstellen. Über einen Volltreffer fürs Quartier.

Jubelnde Kinderstimmen füllen die Schluchseestraße in Reinickendorf mit Leben. Etwa 100 Kids, Jugendliche und Erwachsene haben sich zur feierlichen Eröffnung des neuen Sportplatzes auf der Anlage hinter dem Jugendtreff Streethouse versammelt. „Es ist cool, dass es hier jetzt diesen Platz gibt“, sagt der zehn Jahre alte Zakaria, der in der Rollbergesiedlung wohnt. Mit seinem Team, den „Soccers“, ist er einer der ersten, die das neue Fußballfeld bespielen dürfen.

Das Eröffnungsfest samt Fußballturnier, Alba Berlins ALBAmobil und kleinen Mitmachspielen haben die Gewobag, der TSV Wittenau und die Gewobag-Stiftung Berliner Leben organisiert. Unterstützt wurden sie dabei von lokalen AkteurInnen wie dem FACE-Familienzentrum, dem Jugendclub Streethouse und dem Quartiersmanagement.

„Es freut mich sehr, dass wir in diesem Jahr bereits die dritte Einweihung feiern“, sagt Gewobag-Quartierskoordinatorin Karoline Kirschner. „Neben dem Sportplatz ist ein neuer Bewegungsparcours entstanden, außerdem wurde der Spielplatz hinter dem Scharoun-Hochhaus erneuert und kürzlich mit einer Spielplatz-Rallye eröffnet. Das hebt nicht nur die Aufenthaltsqualität für unsere MieterInnen, sondern bietet auch Angebote für verschiedene Zielgruppen.“

Gleich sieben Mannschaften nehmen am Eröffnungsturnier auf dem Bolzplatz teil, es wird gekämpft und gelacht. „Wir haben gerade 1:1 gespielt gegen Jungs, die bei Hertha sind“, ruft der 14 Jahre alte Noel. Die magische Wirkung vom Kräftemessen auf Berliner Bolzplätzen hat der ehemalige Hertha-Profi Maximilian Mittelstädt kürzlich in der ZDF-Reportage „Vom Berliner Jungen zum DFB-Nationalspieler“ beschrieben. Mittelstädt hat einen Großteil seiner Jugend auf Berliner Bolzplätzen verbracht. „Du musst Kindern die Möglichkeit geben, rauszugehen und gute Plätze organisieren“, sagt er.

Erfolgreicher Doppelpass verschiedener AkteurInnen

Genau das ist in der Rollbergesiedlung passiert. Auf 500 Quadratmetern Fläche sind ein neuer Fußballplatz und ein neuer Basketballcourt entstanden. „Solche Projekte leben durch die Menschen, die das machen. Es war nur gemeinsam in einer großen Aktion möglich, heute diese Veranstaltung zu feiern und ich danke allen Akteuren, die nicht nur heute und auf dem Weg hierhin, sondern auch täglich das Leben im Quartier gestalten“, sagt Gewobag-Vorstandsmitglied Malte Bädelt. „Letztendlich haben wir hier eine Sportfläche geschaffen, die Gemeinschaftsfläche bietet, wo man spielerisch in Kontakt kommt.“

250.000 Euro sind in den neuen Bolzplatz und den Basketballcourt geflossen. Die Sanierung wurde über Fördermittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen aus dem Programm „Stärkung des sozialen Zusammenhalts in angekauften Beständen der Landeseigenen Wohnungsunternehmen Berlin“ finanziert. „Für mich war das eine Herzensangelegenheit. Diese Siedlung hatte ein Problem im Umfeld. Alles aus den Sechzigern und Siebzigern ist in die Jahre gekommen und war nicht mehr so für euch geeignet, dass ihr euren Spaß dran habt“, sagt Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz zu den Jugendlichen.

Rollbergesiedlung: Trainingsangebot vom TSV Wittenau

2023 äußerten die Kinder in der Rollbergesiedlung bereits ihre Wünsche nach mehr Möglichkeiten zum Fußballspielen. Über das Streethouse als Anlaufstelle für die Jugendlichen und das Projekt „Sag Mal!“ für Kinder- und Jugendbeteiligung ist der Bedarf deutlich geworden. Durch eine Kooperation mit dem TSV Wittenau und eine Förderung der Stiftung Berliner Leben wurde deshalb zunächst ein kostenfreies Fußballtraining ins Leben gerufen, das einmal pro Woche freitags stattfinden sollte.

„Am Anfang hatten wir große Mühe, einen Platz zu finden, dadurch hat sich das Training lange verzögert“, sagt Dr. Anne Schmedding, Vorstandsbeauftragte der Stiftung Berliner Leben. Über die Grundschule Rollberge ergab sich im Herbst 2024 endlich eine Option auf eine Hallenzeit. „Und jetzt ist auch der neue Bolzplatz da, insofern kann das Training auch nach dem Fußballturnier weitergehen“, sagt Anne Schmedding. Auch Fußball-Coach Piri Sivaharan vom TSV Wittenau betont: „Die Kids brauchen dieses Angebot. Manchmal hatten wir über 20 Kinder im Training.“

Das Eröffnungsturnier auf dem neuen Bolzplatz ist gleichzeitig der Abschluss des einjährigen Trainingsprojektes und der Auftakt für die Weiterführung. „Im kommenden Jahr finanzieren wir das Training als Teil des Programms ‚Fit im Quartier‘ über den Projektfonds des Quartiersmanagements Titiseestraße“, sagt Stephanie Panzig, Vorständin des TSV Wittenau.

Auch Alba Berlin mischt mit

400 Tonnen Material haben Ronny und Christian Lange von der LCR Erd-, Garten- und Landschaftsbau GmbH auf die Fläche bewegt, nachdem sie zunächst die Überreste des alten Bolzplatzes zurückgebaut hatten. Ende Juni begonnen, waren sie Ende September fertig, doch dann mussten sie noch einen Monat warten, um den Bodenbelag zu befestigen. „Teppichvlies muss trocken verlegt werden“ erklärt Christian Lange, doch der Herbstbeginn zeigte sich zunächst von seiner nassen Seite.

Inzwischen ist klar: Der Aufwand hat sich gelohnt. „Es ist so cool hier, man kann Basketball und Fußball spielen und es gibt Essen und gesunde Snacks“, ruft Berat, der mit dem Team „Ottomann FC“ am Turnier teilnimmt. Berat spielt beim TSV Wittenau Fußball und verrät, dass er auch gern in der Wohnung Ball spielt, selbst, wenn er dann Ärger bekommt. Mutter Hedie lächelt, als sie das hört und sagt: „Ja, es ist gut, dass es jetzt den Platz hier gibt. Berat will sich immer gern bewegen.“ Da greift ihr Sohn sie auch schon am Arm: „Mama, komm, da drüben gibt es ein Reaktionsspiel, das macht Spaß.“

Eltern begrüßen die neuen Bewegungsflächen

Während Hedie und Berat ihre Reaktionsfähigkeit an sogenannten Blazepods trainieren, durchlaufen Noel und sein Teamkollege Ayman den Basketball-Parkour. Wer sich im Dribbeln und an der Koordinationsleiter beweist, das Passziel und die Körbe in unterschiedlichen Höhen trifft, gewinnt Tickets für ein Bundesligaspiel von Gewobag-Kooperationspartner Alba Berlin. Noel und Ayman haben es beide geschafft. „Wir versuchen, viele Jugendveranstaltungen durchzuführen, damit die Kinder auch andere Vereine und Bezirke kennenlernen. Wir freuen uns immer, wenn wir die Kids dann in der Halle sehen“, sagt Jannis Schmachtenberg von Alba Berlin.

„Ich hoffe, dass ihr diesen Platz nicht nur heute beim Fußball-Turnier und heute beim Basketball-Contest nutzt, sondern auch regelmäßig hier seid und Freude daran habt, in dieser Siedlung euren Lebensmittelpunkt zu finden“, sagt Staatsekretär Stephan Machulik. Mit den Worten „Wir versuchen dann auch mal, das Tor zu treffen“ greift er dann selbst zum Ball. Machulik schießt, doch der 14 Jahre alte Noel reagiert blitzschnell und hält. Die Kinder jubeln, der Staatssekretär lacht – ein Moment, der perfekt zum Geist des neuen Platzes passt.

Titelfoto: City-Press GmbH

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