Vater und Sohn putzen zu Hause gemeinsam die Küchenarbeitsplatte

Frühjahrsputz leicht gemacht: 20 Prozent Aufwand, 80 Prozent Wirkung

Der Frühling ist da – und damit auch die Zeit für den Frühjahrsputz. Zugegeben, keine Vergnügungsveranstaltung, aber wer beim Wort „Grundreinigung“ einen Schweißausbruch bekommt, darf hoffen: Aufräumexpertin Rita Schilke verrät, wie man 80 Prozent der Arbeit mit nur 20 Prozent Aufwand erledigt.

Stapelweise Papierkram, eingestaubte Bücherregale, Chaos im Kleiderschrank: Der Frühling ist die Zeit, in der die Wohnung mal wieder gründlich ausgemistet und geputzt werden soll. Das Problem: Für viele ist allein der Gedanke an den Frühjahrsputz ein Graus. 

Eine Lösung kann das sogenannte Pareto-Prinzip sein – eine Technik, die helfen soll, beim Frühjahrsputz mit wenig Aufwand die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Rita Schilke arbeitet in Berlin als Aufräumcoach und erklärt, wie die 80-zu-20-Regel funktioniert.

Frau Schilke, was bedeutet Aufräumen nach dem Pareto-Prinzip?

Rita Schilke: Das Pareto-Prinzip – auch 80-zu-20-Regel genannt – besagt, dass wir mit 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent der Ergebnisse erzielen. Wenn wir also nur 20 Prozent unserer Wohnung aufräumen, erzielen wir ein Ordnungs-Ergebnis von 80 Prozent. Gleichzeitig bedeutet das, dass wir für die restlichen 20 Prozent – also die perfekte Ordnung – 80 Prozent des Aufwands benötigen. Das Pareto-Prinzip hilft uns somit dabei, dass wir unsere Energie effizient einsetzen.

Junge Frau beim Bettenmachen zu Hause. Sie trägt einen Pyjama. Macht ihre morgendliche Routine.
Dauert nicht mal eine Minute: Ein gemachtes Bett lässt das komplette Schlafzimmer viel ordentlicher aussehen. Foto: Getty Images

Warum ist das Pareto-Prinzip gerade beim Aufräumen eine hilfreiche Methode?

Rita Schilke: Als Aufräumcoach habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen schwer damit tun, überhaupt anzufangen. Sie sehen buchstäblich einen riesigen Berg an Dingen vor sich, die sie in ihrer Wohnung tun müssen. Das alles abzuarbeiten ist aber kaum zu schaffen. Wenn sie sich jedoch bewusst machen, dass sie mit nur 20 Prozent Energie bereits 80 Prozent der gewünschten Ordnung erzielen können, fällt es ihnen viel leichter, mit dem Aufräumen anzufangen.

Ist es wichtiger, den Spiegel zu putzen oder die Küche zu wischen? Woher weiß man, auf welche Aufgaben man sich fokussieren soll?

Rita Schilke: Erfahrungsgemäß fangen die meisten Menschen beim Frühjahrsputz mit den Fenstern an. Die Sonne scheint endlich wieder rein und zeigt, wie dreckig die Fenster über den Winter geworden sind. Ich schließe mich da ein: Wenn ich meine Fenster angucke, denke ich, dass ich die auch mal wieder putzen muss (lacht).

Bei allen Aufräumaktionen empfehle ich aber, zunächst allen Dingen, die wichtig sind, einen festen Platz zu geben. Das ist ganz wichtig! Denn wenn dem nicht so ist, geht die Sucherei los. Im Zweifel kaufen wir Sachen dann doppelt. So entsteht auch die Masse an Dingen in unseren Wohnungen. Unterm Strich: Struktur ist das A und O.

Junge Frau beim Fensterputzen
Der Frühjahrsputz beginnt bei vielen Menschen mit dem Fensterputzen. Foto: Getty Images

Welche weiteren Aufräum-Tricks haben eine große Wirkung, ohne viel Zeit in Anspruch zu nehmen?

Rita Schilke: Mein Tipp: mit Aufgaben beginnen, die mit wenig Aufwand zu bewerkstelligen sind – und Routinen schaffen. Zum Beispiel: Morgens nach dem Aufstehen wird das Bett gemacht, beim Zähneputzen über die Badarmatur gewischt und beim Verlassen der Wohnung der Müll rausgebracht. Das sind kleine Dinge, die wenig Zeit in Anspruch nehmen, aber eine große Wirkung haben. Wichtig ist auch, die Böden freizumachen, um wieder richtig durchwischen zu können.

Zu einem klassischen Frühjahrsputz gehört auch, den Kleiderschrank auszumisten. Hilft das Pareto-Prinzip auch hier?

Rita Schilke: Absolut. Wenn wir uns bewusst machen, dass wir 80 Prozent unserer Kleidung nur zu 20 Prozent tragen, fangen wir automatisch an zu überlegen, was wir wirklich brauchen. Wann habe ich dieses Kleid zuletzt getragen? Die Frage kann man sich natürlich auch bei anderen Dingen in der Wohnung stellen: Wann habe ich dieses Küchengerät das letzte Mal benutzt? Wann diese CD angehört? Und was hat sich eigentlich im Vorratsschrank alles angesammelt? Was wird gebraucht und was nicht? Allein stellen sich die Leute diese Frage selten. 

Junge Frau in grauem T-Shirt legt gefaltete saubere Kleidung auf verschiedene Holzregale eines Kleiderschranks.
Wer bedenkt, dass 80 Prozent der Kleidung nur zu 20 Prozent getragen wird, dem fällt das Ausmisten des Kleiderschranks gleich viel leichter. Foto: Adobe Stock

Welche Aufgaben kann man getrost vernachlässigen?

Rita Schilke: Wenn man wirklich schnell aufräumen muss, beispielsweise, weil sich spontan Besuch angekündigt hat, sollte man auf jeden Fall die Finger vom Papierkram lassen. Also von den Unterlagen, die sich so mit der Zeit anhäufen. Wir alle wissen: Das dauert lange und hat nach außen hin kaum eine Wirkung.

„Wer sich vornimmt,
die ganze Wohnung aufzuräumen,
fängt gar nicht erst an.
Viel effektiver ist es,
nur Kleinigkeiten
in den Blick zu nehmen.“

Aufräumcoach Rita Schilke

Warum haben viele Menschen eigentlich gerade im Frühjahr das Bedürfnis, die Wohnung gründlich zu putzen und zu entrümpeln?

Rita Schilke: Wenn die Tage wieder länger werden, die Temperaturen steigen und die Sonne scheint, dann schauen wir mit einem neuen Blick in unsere Umgebung. Der Neubeginn draußen in der Natur macht Lust auf einen Neuanfang in unserem Zuhause. Dann sind wir endlich motiviert, die Ordnung zu schaffen, nach der wir uns schon so lange sehnen.

Wie viel Zeit sollte man für den Frühjahrsputz einplanen?

Rita Schilke: Das hängt natürlich vom Ausgangszustand der Wohnung ab. Und auch davon, welche Ordnung eine Person sich wünscht – das ist sehr unterschiedlich. Als Aufräumcoach empfehle ich, nicht länger als drei Stunden am Stück aufzuräumen. Diese Zeitspanne ist nicht allzu anstrengend und erste Ergebnisse werden definitiv sichtbar.

Jemand saugt den Fußboden während ein kleines Kind auf allen Vieren spielt.
Kleiner Aufwand, große Wirkung: Schnell das Spielzeug wegräumen und den Boden frei machen. Foto: Getty Images

Abseits des Frühjahrsputzes: Wie gelingt es, Aufräumen in den Alltag zu integrieren?

Rita Schilke: Weil wir das Aufräumen gern vor uns herschieben, empfehle ich, sich feste Termine in den Kalender einzutragen, beispielsweise mittwochs 15 bis 17 Uhr. Dieser Termin sollte dann wirklich eingehalten werden, wie ein Zahnarzttermin. 

Und: Wichtig ist auch, sich Ziele zu setzen, was man im Haushalt schaffen will. Viele arbeiten hier mit To-do-Listen. Aber die Ziele sollten nicht zu hoch gesteckt sein. Wer sich vornimmt, die ganze Wohnung aufzuräumen, fängt gar nicht erst an. Viel effektiver ist es, nur Kleinigkeiten in den Blick zu nehmen. Heute säubere ich die drei Schubladen in der Küche, nächste Woche ist die linke Hälfte des Kleiderschranks dran. Wer das einhält, verbucht schnell Erfolge.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person

Die Berlinerin Rita Schilke arbeitet seit zwölf Jahren als Aufräum- und Ordnungscoach und unterstützt Menschen in ganz Deutschland dabei, systematisch aufzuräumen und auszumisten. Zu ihren KundInnen gehören oft Menschen, die bemerken, dass sie zu viele Dinge besitzen und es nicht schaffen, sich von ihnen zu trennen. Auch auf ihrem Blog gibt Rita Schilke Tipps zum Ausmisten und erklärt, wie man sich von liebgewordenen Dingen richtig trennt.

Titelbild: Adobe Stock

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