Kinder in gelben Bauhelmen und Warnwesten beobachten an einem Tisch, wie Erwachsenenhände etwas bearbeitet. Foto: Ralph Maak

Tag der kleinen Bauprofis 2025: „Solche Veranstaltungen sind großartig!“

Das Gewobag-Event steht nicht nur für Spiel und Spaß, sondern weckt auch Interesse für handwerkliche Arbeit und schafft prägende Erfahrungen. Entwicklungspsychologe Claus Koch erklärt, wie wertvoll das „Baustelle spielen“ für Kinder sein kann.

Am Tag der kleinen Bauprofis fangen Kinderaugen an zu strahlen – und das seit mehr als 15 Jahren. Am 16. Juli war das traditionelle Gewobag-Event im Quartier Tegel Süd zu Gast. Jungs und Mädchen im Alter von vier bis acht Jahren konnten unter Anleitung von BauexpertInnen mauern, Fliesen legen, Bagger fahren und vieles mehr – eine Veranstaltung, die nicht nur die kleinen, sondern auch die großen TeilnehmerInnen begeisterte.

Warum Kinder von Baustellen so fasziniert sind und was sie beim „Baustelle spielen“ fürs Leben lernen? Das hat Psychologe Claus Koch erforscht. Im Interview gibt er Einblicke in die positiven Effekte auf die Kreativität, das Selbstwertgefühl und die Entwicklung.

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Herr Koch, was macht Baustellen für Kinder so faszinierend?

Claus Koch: Die Faszination kommt von der immensen Kraft der großen Baumaschinen. Aus der Perspektive kleiner Kinder wirken diese Maschinen gewaltig und erinnern sie an menschliche Bewegungen. Sie sehen in ihnen fast lebendige Wesen, was durch das sogenannte magische Denken verstärkt wird. Die lauten Geräusche von Presslufthammern und anderen Maschinen ziehen Kinder an, auch wenn sie sich oft die Ohren zuhalten.

Gibt es eine Verbindung zum Spiel in der Sandkiste?

Claus Koch: Ja, das Sandkastenspiel spiegelt die Aktivitäten auf Baustellen wider. Kinder imitieren die Bewegungen der Bagger und lernen dabei etwas über physikalische Gegebenheiten wie Schwerkraft und Gewicht. Diese Nachahmung fördert ihr Selbstwertgefühl, da sie durch eigenes Handeln etwas bewirken können.

Wie bewerten Sie eine Veranstaltungen wie den Tag der kleinen Bauprofis?

Claus Koch: Solche Veranstaltungen sind großartig, um Kindern die Welt des Bauens näherzubringen. Sie können aktiv mit kindgerechten Werkzeugen arbeiten und die Faszination des Bauens hautnah erleben.

Ist es sinnvoll, Kinder frühzeitig mit handwerklichen Tätigkeiten vertraut zu machen?

Claus Koch: Ja, auch wenn nicht alle Kinder später Handwerker oder Handwerkerinnen werden, sensibilisiert es sie dafür, wie kreativ und wertvoll handwerkliche Fähigkeiten sind.

Welche Rolle spielt das Geschlecht? Ist es nicht so, dass sich Jungs generell mehr für Baustellen interessieren als Mädchen?

Claus Koch: Nein, Jungs werden von Eltern nur mehr auf Baustellen hingewiesen als Mädchen. Zudem sehen Kinder auf Baustellen meist männliche Arbeiter, was Jungs die Identifikation oft erleichtert.

Es kommt also auch hier auf den Einfluss der Eltern an?

Claus Koch: Eltern sollten ihren Kindern Raum geben, um selbstständig zu experimentieren, sie nicht immer korrigieren, sondern eigene Lösungen finden lassen. Wenn sie zudem handwerkliche Tätigkeiten vorleben und einfache Werkzeuge zur Verfügung stellen, fördern sie das Interesse ihrer Kinder. Gemeinsame Projekte, wie das Bauen eines Vogelhauses, stärken zudem die Bindung zueinander.

Welche langfristigen Vorteile hat es, wenn Kinder frühzeitig mit handwerklichen Tätigkeiten in Berührung kommen?

Claus Koch: Kinder entwickeln praktische Fähigkeiten, ein besseres Verständnis für technische Zusammenhänge und lernen, Probleme kreativ zu lösen. Diese Kompetenzen sind in vielen Lebensbereichen wichtig und fördern ihre Selbstständigkeit und ihr Selbstbewusstsein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

Dr. Claus Koch ist Mitgründer des Pädagogischen Instituts Berlin, wo er sich auf die Entwicklungspsychologie von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat. Zuvor lehrte der Diplompsychologe an der Universität Bielefeld. Als Publizist und Autor veröffentliche er zahlreiche Bücher und Fachartikel. Koch lebt in Heidelberg und Berlin und hat vier Kinder.

Foto: Stefan Gelberg

Titelfoto: City-Press GmbH

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