Kurze Wege, große Auswahl – Endlich wieder einkaufen am Mehringplatz 12. November 2024Lesedauer: 5 Min. Artikel anhören Player schließen „So einen Laden haben wir uns immer gewünscht“, sagt eine Anwohnerin: Seit Juli 2023 fehlte dem Kreuzberger Quartier ein vollwertiger Supermarkt – eine Lücke, die nun erfolgreich geschlossen ist. Wie aus einer ungenutzten Gewerbefläche ein neuer Dreh- und Angelpunkt wurde. Mohammed gibt alles. Mit ausgestrecktem Arm hüpft der Junge am Supermarktregal hoch, greift beherzt zu und landet grinsend wieder auf dem Boden. Geschafft. In der rechten Hand hält er eine Tüte seiner Lieblingschips, mit der er seiner Mutter zuwinkt. Mama Nadine winkt lächelnd zurück, während sie den mit Toilettenpapier und einigen Grundnahrungsmitteln gefüllten Einkaufswagen durch den Gang schiebt. Alles bekommen, alles so schön einfach. Endlich wieder. Seit 14 Jahren wohnt Nadine mit ihrer Familie in der Lindenstraße, dicht am Kreuzberger Mehringplatz. Eigentlich ist das Areal am Halleschen Tor eine belebte Gegend, doch zuletzt musste sie zum Einkaufen 600 Meter bis zum nächsten Discounter laufen, oder noch weiter bis zur Kochstraße, wenn sie türkische Spezialitäten brauchte. Das Sortiment des „Baskent Supermarkts“ ist vielfältig. Foto: Andreas Labes Das Sortiment des „Baskent Supermarkts“ ist vielfältig. Foto: Andreas Labes Das Sortiment des „Baskent Supermarkts“ ist vielfältig. Foto: Andreas Labes Das Inhaber-Paar Nigar und Gökhan Alkis. Foto: Andreas Labes Neue Anlaufstelle im Quartier Mehringplatz: der „Baskent Supermarkt“. Foto: Andreas Labes Vielfältiges Angebot am Mehringplatz Seit Ende September 2024 kann sie im neuen „Baskent Supermarkt“ in der Friedrichstraße 4 einkaufen, fast vor ihrer Haustür. „Wir haben uns immer gewünscht, dass so ein Laden hier öffnet“, sagt Nadine. Mit vier Kindern, darunter ein acht Monate altes Baby, ist sie froh über jeden Weg, den sie einsparen kann. „Baskent“ heißt auf Deutsch „Hauptstadt“. Der Name passt zum Angebot von Familie Alkis, die bereits in der Föhrer Straße im Wedding eine Filiale betreibt. Es ist vielseitig und nationenübergreifend. Hier trifft Ayran auf Hafermilch, Kadayif auf mexikanische Chips und türkischer Käse auf deutsche Tiefkühlpizza. „Es ist uns wichtig, dass man nur zu einem Standort gehen muss und nicht wie früher zum türkischen Laden und dann noch extra zum deutschen Supermarkt“, sagt Inhaberin Nigar Alkis, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Ehemann Gökhan führt. An der Außenseite des Ladens findet sich auf gut 20 Metern eine vielfältige Auswahl an frischem Obst und Gemüse, drinnen gibt es eine Fleischtheke, klassische Milchprodukte, pflanzliche Milchalternativen und andere vegane und vegetarische Artikel, daneben Backzutaten, Tiefkühlkost, Teigwaren, Snacks, Getränke, Drogerieartikel und sogar Tiernahrung. „Wir legen Wert darauf, dass jede Klientel hier etwas findet“, sagt Füsun Tufan, die für Produktauswahl und Bestellungen zuständig ist. Ein Angebot, das sich viele AnwohnerInnen sehnlich gewünscht hatten. Jetzt Newsletter abonnieren und nichts mehr verpassen! E-Mail Ich stimme zu, dass die Gewobag mir per E-Mail den Newsletter zusendet und dabei die auf mich bezogenen Nutzungsstatistiken auswertet. Die Datenschutzerklärung habe ich gelesen. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Abonnieren Viel positive Resonanz Tatsächlich füllt der „Baskent Supermarkt“ in der Friedrichstraße 4 eine Versorgungslücke, die im Juli 2023 durch die Schließung eines Supermarkts im Gebäude gegenüber entstanden war. Die dazugehörige Gewerbeeinheit zählt nicht zum Bestand der Gewobag – anders als die Gewerbefläche in der Friedrichstraße 4. Der Bedarf ist enorm: 1.147 Wohneinheiten der Gewobag verteilen sich rund um den Mehringplatz, die Lindenstraße, die Franz-Klühs- und Brandesstraße sowie die Friedrichstraße 4. Die Wohneinheiten benachbarter EigentümerInnen sind dabei noch nicht mitgerechnet, genauso wenig wie die Bedürfnisse der Menschen, die nicht im Quartier wohnen, sondern unterwegs einkaufen möchten. „Ein Supermarkt ist nicht nur ein Ort, an dem man seine Lebensmittel kauft. Für viele BewohnerInnen hier am Mehringplatz ist es auch ein Ort der Begegnung.“Merle Brüser, Quartierskoordinatorin der Gewobag Hannah ist vor fünf Monaten aus London nach Berlin gezogen. „Der Supermarkt hier ist sehr praktisch für mich. Ich wohne direkt gegenüber und kann mir jetzt schnell frische Lebensmittel kaufen und gesunde Snacks für die Arbeit zubereiten“, sagt sie. Sie riecht an einer Orange und legt sie in ihren Einkaufskorb, während Moritz sein Fahrrad vor dem Laden abstellt und an der Fleischtheke fündig wird. Im „Baskent Supermarkt“ ist er zum ersten Mal: „Ich wohne nicht in der Gegend, aber er liegt supergünstig auf meinem Weg zur Arbeit. Alles sieht sehr neu und sortiert aus. Ich komme auf jeden Fall wieder.“ Ausgewogener Gewerbemix im Quartier „Ich weiß, dass viele Leute auf die Nahversorgung angewiesen sind und Luftsprünge gemacht haben, als der Mietvertrag endlich unterschrieben war“, sagt Merle Brüser. Als zuständige Quartierskoordinatorin der Gewobag ist sie mit dem Mehringplatz bestens vertraut, auch mit dem langen Weg bis zur Vermietung der Fläche. „Viele hatten Interesse, weil die Lage sehr gut ist, sind dann aber in der Regel aufgrund der Flächengröße von 330 Quadratmetern abgesprungen“, erzählt sie. „Für die großen Super- und Biomarktketten ist das zu klein, für den normalen Einzelhändler viel zu groß.“ Neue Anlaufstelle im Quartier Mehringplatz: der „Baskent Supermarkt“. Foto: Andreas Labes Für seine KundInnen da: Geschäftsführer Yunus Cuhadar. Foto: Andreas Labes Das Sortiment des „Baskent Supermarkts“ ist vielfältig. Foto: Andreas Labes Das Sortiment des „Baskent Supermarkts“ ist vielfältig. Foto: Andreas Labes Mitarbeiter Ercan Akay. Foto: Andreas Labes Kurzzeitig war im Gespräch, die Räumlichkeiten an eine Senioren-Tagespflege zu vermieten. „Die hatten ein wirklich schönes Konzept, aber wir hatten uns an dem Standort etwas Belebendes für alle Generationen vorgestellt, eben einen Supermarkt der die Menschen im Kiez mit den Waren des täglichen Bedarfs versorgt“, erklärt Jacob Klöfer, Property Manager der Gewobag. Abzuwarten, bis der passende Gewerbemieter gefunden ist, war eine Entscheidung, die im Sinn der Nachbarschaft getroffen wurde. „Mit dieser Ansiedlung haben wir einen wichtigen Schlussstein in der Vermietung unserer Gewerbeflächen am Standort gesetzt. Insgesamt bewirtschaften wir am Mehringplatz zwanzig Gewerbeeinheiten und haben mit den aktuellen Gewerbetreibenden einen ausgewogenen Branchenmix zur Versorgung der AnwohnerInnen geschaffen“, sagt Jörg Schnorbus, Abteilungsleiter Gewerbe der Gewobag. „Wir haben dort einen weiteren kleinen Supermarkt, ÄrztInnen, Friseur- und Kosmetikangebote, gastronomische Betriebe, Dienstleistungsbüros sowie eine Kiezstube. Aktuell sind alle Gewerbeeinheiten vermietet.“ Mehr als ein Supermarkt Die Räumlichkeiten für den „Baskent Supermarkt“ hatte Familie Alkis bereits am 1. April 2024 übernommen. Wo damals noch Rohbau-Charme herrschte, entstand in den folgenden Wochen und Monaten ein komplett neuer Look. „Wir haben etwa 800.000 Euro in den Innenausbau investiert“, sagt Gökhan Alkis. Wer auf einer der vielen Sitzgelegenheiten rund um den „Baskent Supermarkt“ Platz nimmt und sich eine Weile lang umsieht, sieht vor allem Vielfalt: eine elegant gekleidete Dame mit Kurzhaarschnitt, die sich eine Wasserflasche kauft. Zwei Mädchen, die monströse Schulranzen schleppen, sich erst verabschieden, dann aber doch noch in den Laden gehen und sich Süßigkeiten holen. Eine Familie, die vier große Packungen Waschmittel im Einkaufswagen über den Platz schiebt. Eine ältere Dame, die mehrere Wasserflaschen auf ihrem Rollator balanciert. Oder drei Männer, die sich angeregt in der Sonne unterhalten. Engagiertes Netzwerk Als Quartierskoordinatorin der Gewobag ist Merle Brüser im Quartiersrat, im Sanierungsbeirat und im Netzwerk Friedrich & Mehr aktiv, einem Kiezverbund für gewerbliche und soziale Organisationen der südlichen Friedrichstadt. Überhaupt engagieren sich vielfältige AkteurInnen vor Ort für die Menschen im Quartier. Zum Netzwerk zählen unter anderem das Quartiersmanagement Mehringplatz, das Stadtteilzentrum F1, Stadtbienen e.V., das HAU, Spielwagen e.V., das interkulturelle Familienzentrum tam, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Outreach.Berlin für mobile und sozialräumlich orientierte Jugendarbeit sowie MINA e.V., eine Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Migrationserfahrung und Behinderung und deren Angehörige. „Uns ist wichtig, welchen Mix aus Gewerbeeinheiten wir vor Ort haben und daran zu arbeiten, wie wir den Standort im Einklang mit den Bedürfnissen der AnwohnerInnen weiterentwickeln können“, sagt Quartierskoordinatorin Merle Brüser. Die Herausforderungen des Areals sind bekannt, sei es in Bezug auf das soziale Klima, Vandalismus, Drogenhandel oder die Gebäudesubstanz. „Ein Supermarkt ist nicht nur ein Ort, an dem man seine Lebensmittel kauft. Für viele BewohnerInnen hier am Mehringplatz ist es auch ein Ort der Begegnung“, weiß Merle Brüser. „Wir hoffen, dass sich Familie Alkis an dem Standort wohlfühlt, der ‚Baskent Supermarkt‘ gut angenommen wird und viel Erfolg hat.“ Baskent SupermarktFriedrichstraße 4, 10969 BerlinTelefon: 030-21807806Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 8 – 20 Uhr. Titelfoto: Andreas Labes
Engagiertes Netzwerk Als Quartierskoordinatorin der Gewobag ist Merle Brüser im Quartiersrat, im Sanierungsbeirat und im Netzwerk Friedrich & Mehr aktiv, einem Kiezverbund für gewerbliche und soziale Organisationen der südlichen Friedrichstadt. Überhaupt engagieren sich vielfältige AkteurInnen vor Ort für die Menschen im Quartier. Zum Netzwerk zählen unter anderem das Quartiersmanagement Mehringplatz, das Stadtteilzentrum F1, Stadtbienen e.V., das HAU, Spielwagen e.V., das interkulturelle Familienzentrum tam, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Outreach.Berlin für mobile und sozialräumlich orientierte Jugendarbeit sowie MINA e.V., eine Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Migrationserfahrung und Behinderung und deren Angehörige.
35 Jahre Mauerfall: Wie Berlin nach der Wende zusammenwuchs Die Maueröffnung stellte die Berliner Wohnungswirtschaft nicht nur vor neue Chancen, sondern auch vor gewaltige Aufgaben – nicht zuletzt durch den riesigen Sanierungsbedarf. Über das Zusammenwachsen der Stadt und die Rolle, die die Gewobag dabei spielte.
nüchtern.berlin: Die Null-Prozent-Pioniere Ob Sekt, Wein, Gin oder Wodka – das alles lässt sich inzwischen auch alkoholfrei genießen. Eine Vorreiterin dieser Entwicklung ist Isabella Steiner von „nüchtern.berlin“. Was ihren Kreuzberger Shop so besonders macht und warum sie immer mehr Fans findet.