44. Christopher Street Day Parade 2022 unter dem Motto United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung vom Spitte

CSD Berlin 2023: Auf die Straße für mehr Vielfalt

Am Samstag steht mit dem Christopher Street Day ein Highlight des Berliner Sommers bevor, bei dem rund 500.000 Menschen für mehr Toleranz und eine vielfältige Gesellschaft demonstrieren. Eine gute Gelegenheit, um selbst ein Zeichen zu setzen – und einfach mal mitzufeiern. Was man dazu wissen muss? Hier gibt’s die Antworten.

Bunte Vögel, imposante Outfits und ausgelassene Partystimmung? Ja, all das findet man beim Berliner Christopher Street Day (CSD) zuhauf. Tatsächlich geht es bei der Großveranstaltung aber um noch viel mehr, nämlich um ein gesellschaftliches Signal: die Sichtbarkeit von queeren Menschen.

Wer sich schon immer gefragt hat, wie es sich anfühlt, wenn Hunderttausende gemeinsam durch Berlins Straßen ziehen, schaut sich das Spektakel am besten selbst an. Und setzt damit selbst ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt.  

Christopher Street Day: gemeinsam für die gute Sache

Tanzende Massen und ein LKW, von dessen Ladefläche 2000er-Pophits schallen, ein paar Meter weiter die berühmte Dragqueen aus dem Fernsehen und dahinter eine junge Aktivistin, die eine Regenbogenfahne schwenkt. Typisch CSD – und man selbst? Man selbst kann Teil des Spektakels sein, Teil der Hunderttausenden Menschen, die an diesem Tag gekommen sind, um Vielfalt zu feiern, zu leben und sich für sie einzusetzen.

Der CSD Berlin 2023 am 22. Juli markiert den absoluten Höhepunkt des zweiten „Pride Month Berlin“, in dessen Rahmen ein vielfältiges Programm stattfand und -findet, um der queeren Community mehr Raum zu bieten. 

Zeichen setzen: Beim CSD 2023 in Berlin geht es um die Sichtbarkeit der LGBTIQA*-Minderheiten und den Kampf gegen Diskriminierung. Foto: Imago

Genau darum geht es: Hauptmotiv des Christopher Street Days ist die Sichtbarkeit der LGBTIQA*-Minderheit. Es geht darum, sich gegen die Diskriminierung queerer Menschen und für deren Rechte einzusetzen – und das nicht ohne Grund.

In Deutschland existierte bis 1994 der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der Homosexualität zwischen Männern unter Strafe stellte. Heute kaum noch vorstellbar, doch Vorbehalte gegen Homosexuelle und andere queere Menschen existieren nach wie vor.

Selbst in Berlin, jener Stadt, die wie keine andere in Deutschland für Freiheit und Vielfalt steht, kommt es auch im Jahr 2023 noch zu Diskriminierung und Übergriffen. Deshalb sind Veranstaltungen wie der CSD Berlin 2023 auch heute noch so wichtig. Wer teilnimmt, setzt ein Zeichen. Gegen Stigmatisierung und für eine vielfältige Gesellschaft.

Begriffserklärung

Queer ist ein vielseitig verwendeter Begriff für Menschen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der binären und/oder heterosexuellen Norm entspricht. Als Selbstbezeichnung wird der Begriff oft benutzt, um eine Identität, jenseits von Kategorien wie „Frau“ und „Mann“ oder „homosexuell“ und „heterosexuell“ zu bezeichnen.
LGBTIQA* ist ein Akronym und steht für die Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer und Asexual. Das * ist ein Platzhalter und drückt weitere Begriffe aus, die in diesem Akronym nicht enthalten sind. Hier können sich alle einordnen, die sich mit den Begriffen nicht identifizieren können oder wollen.

CSD Berlin 2023: Demonstration und Party vereint

Das Motto der diesjährigen Demonstration lautet: „Be their voice – and ours! …für mehr Empathie und Solidarität!” Die VeranstalterInnen selbst betonten zwar immer wieder, „keine Parade” zu sein, eine große Sause wird die Veranstaltung erfahrungsgemäß trotzdem.

Insgesamt rund 500.000 TeilnehmerInnen werden im Lauf des Tages erwartet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auch bezahlen muss man für die Teilnahme am Event nichts. Stattdessen kann man jederzeit und überall zum Geschehen dazustoßen.

Die Fahrzeuge, die die Menge auf ihrem Marsch durch die Stadt begleiten, hört man schon von Weitem – sie sorgen für die musikalische Untermalung. Dabei läuft alles von Techno über aktuelle Hits bis hin zu Klassikern aus der Popmusik. Partystimmung programmiert. 

CSD 2023: Was man wissen sollte

Da es direkt an den Fahrzeugen auch mal lauter werden kann, sollten Menschen mit empfindlichen Ohren einen Gehörschutz verwenden oder etwas Abstand halten. Letzteres gilt auch für all jene, die gern ihre Kinder mitbringen möchten, schließlich lässt sich stellenweises Gedränge bei der erwarteten BesucherInnenzahl kaum vermeiden.

Außerdem sollten Eltern wissen, dass es beim Christopher Street Day nicht selten nackte Haut zu sehen gibt, denn der Kleiderwahl sind kaum Grenzen gesetzt. Ob extravagant, kostümiert oder freizügig, Baumwolle oder Latex: Beim CSD in Berlin ist vieles akzeptiert.

Entlang der Route sind Verpflegungsstände zu finden, an denen man Getränke oder andere Stärkungen ergattern kann. Selbstverständlich steht es allen BesucherInnen frei, sich während der Demo selbst zu versorgen – entweder durch Mitgebrachtes oder in den Spätis, Cafés und anderen Etablissements entlang der Route.

Die VeranstalterInnen des CSD 2023 in Berlin rechnen mit insgesamt 500.000 TeilnehmerInnen. Foto: Imago

Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner ist dabei

Der CSD Berlin 2023 wird am 22. Juli gegen 11:30 Uhr vom Vorstand des Berliner CSD e.V. und Bürgermeister Kai Wegner an der Leipziger Straße eröffnet. Von dort aus startet der Demozug ab 12 Uhr gen Westen, vorbei am Bundesrat und am Potsdamer Platz, bevor er auf Höhe der Philharmonie nach links abbiegt.

Über die Potsdamer Straße geht es dann Richtung Nollendorfplatz (ein geschichtsträchtiger Ort für queere Menschen), wo die Menge abbiegt und zur Siegessäule weiterzieht.

Nach insgesamt 7,4 Kilometern endet die Route auf der Straße des 17. Juni am Brandenburger Tor. Erwartet werden die TeilnehmerInnen des Marsches dort gegen 16:30 Uhr. Im Rahmen der Abschlusskundgebung wird der Tag vor Ort durch Redebeiträge und musikalische Acts abgerundet.

Christopher Street Day: ein Event mit Geschichte

Am 28. Juni 1969 widersetzten sich queere Menschen im Stonewall Inn, einer Schwulen-Bar in der New Yorker Christopher Street, erstmals einer Polizei-Razzia. Es kam damals zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und der Community, die den Auftakt zu einer der größten Emanzipationsbewegungen der Welt bilden sollten. Genau ein Jahr später kamen insgesamt 4.000 Homosexuelle im New Yorker West Village zu einer Demonstration zusammen, um an die Ereignisse aus dem Vorjahr zu erinnern. Der Christopher Street Day war geboren und schwappte schon bald in andere Länder über. In Westberlin fand der CSD erstmals 1979 statt – mit 450 TeilnehmerInnen.

Fakten zum CSD Berlin 2023 auf einen Blick:

  • Datum: 22. Juli 2023 ab 12 Uhr 
  • Start: Leipziger Straße/Ecke Spittelmarkt
  • Ziel: Straße des 17. Juni/Brandenburger Tor
  • Motto: „Be their voice – and ours! …für mehr Empathie und Solidarität!”
  • BesucherInnenzahl: ca. 500.000 Menschen

Kritik aus der Community

Ganz ohne Kritik kommt der CSD in Berlin nicht aus. Insbesondere die starke Kommerzialisierung der Veranstaltung wird aus Teilen der queeren Community bemängelt. Deshalb finden auch immer wieder alternative Demonstrationen mit ähnlichen Zielen statt. Wer nicht am CSD Berlin 2023 teilnehmen, aber trotzdem queere Menschen unterstützen möchte, hat zum Beispiel hier die Chance dazu: 

Titelbild: Imago

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