44. Christopher Street Day Parade 2022 unter dem Motto United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung vom Spitte

CSD Berlin 2024: Auf die Straße für mehr Vielfalt

Am Samstag steht mit dem Christopher Street Day ein Highlight des Berliner Sommers bevor, bei dem hunderttausende Menschen für mehr Toleranz und eine vielfältige Gesellschaft demonstrieren. Eine gute Gelegenheit, um selbst ein Zeichen zu setzen – und mitzufeiern. Was man dazu wissen muss? Hier gibt’s die Antworten.

Imposante Outfits, bunte Flaggen und ausgelassene Partystimmung? Ja, all das findet man beim Berliner Christopher Street Day (CSD) zuhauf. Tatsächlich geht es bei der Großveranstaltung aber um viel mehr, nämlich um ein gesellschaftliches Signal: die Sichtbarkeit von queeren Menschen.

Wer sich schon immer gefragt hat, wie es sich anfühlt, wenn Hunderttausende gemeinsam durch Berlins Straßen ziehen, schaut sich das Spektakel am besten vor Ort an. Und setzt damit selbst ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt – Werte, die für die Gewobag als Unternehmen essenziell sind.  

Christopher Street Day: Gemeinsam für die gute Sache

Tanzende Massen und ein LKW, von dessen Ladefläche 2000er-Pophits schallen, ein paar Meter weiter die berühmte Dragqueen aus dem Fernsehen und dahinter eine junge Aktivistin, die eine Regenbogenfahne schwenkt. Typisch CSD – und man selbst? Man selbst kann Teil des Spektakels sein, Teil der hunderttausenden Menschen, die an diesem Tag kommen, um Vielfalt zu feiern, zu leben und sich für sie einzusetzen.

Der CSD Berlin 2024 am 27. Juli markiert den absoluten Höhepunkt des dritten „Pride Month Berlin“, in dessen Rahmen ein vielfältiges Programm stattfand und -findet, um der queeren Community mehr Raum zu bieten. 

Zeichen setzen: Beim CSD 2024 in Berlin geht es um die Sichtbarkeit der LGBTIQA*-Community und den Kampf gegen Diskriminierung. Foto: Imago

Genau darum geht es: Hauptmotiv des Christopher Street Days ist die Sichtbarkeit der LGBTIQA*-Community. Es geht darum, sich gegen die Diskriminierung queerer Menschen und für deren Rechte einzusetzen – und das nicht ohne Grund.

In Deutschland existierte bis 1994 der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der Homosexualität zwischen Männern unter Strafe stellte. Und heiraten dürfen queere Paare in Deutschland auch erst seit 2017, als die „Ehe für alle“ verabschiedet wurde.

Vorbehalte gegen Homosexuelle und andere queere Menschen existieren nach wie vor. Selbst in Berlin, jener Stadt, die wie keine andere in Deutschland für Freiheit und Vielfalt steht, kommt es auch im Jahr 2023 noch zu Diskriminierung und Übergriffen – und die Zahl der Angriffe steigt seit Jahren stetig. Die Berliner Behörden haben im Jahr 2023 insgesamt 791 queerfeindliche Angriffe verzeichnet. Deshalb sind Veranstaltungen wie der CSD Berlin 2024 auch heute noch so wichtig. Wer teilnimmt, setzt ein Zeichen. Gegen Stigmatisierung und für eine vielfältige Gesellschaft.

Queer – was heißt das eigentlich genau?

Queer ist ein vielseitig verwendeter Begriff für Menschen, deren geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht der binären und/oder heterosexuellen Norm entspricht. Als Selbstbezeichnung wird der Begriff oft benutzt, um eine Identität jenseits von Kategorien wie „Frau“ und „Mann“ oder „homosexuell“ und „heterosexuell“ zu bezeichnen.

LGBTIQA* ist ein Akronym und steht für die Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer und Asexual. Das * ist ein Platzhalter und drückt weitere Begriffe aus, die in diesem Akronym nicht enthalten sind. Hier können sich alle einordnen, die sich mit den genannten Begriffen nicht identifizieren können oder wollen.

CSD Berlin 2024: Demonstration und Party vereint

Das Motto der diesjährigen Demonstration lautet: „Nur gemeinsam stark – Für Demokratie und Vielfalt“. Die VeranstalterInnen wollen damit „auf die Gefahren der AfD und jeder anderen rechten Gruppierung“ aufmerksam machen und zu mehr Zusammenhalt innerhalb der queeren Community aufrufen. Der Berliner CSD-Verein verfolgt wichtige politische Zeile und betont immer wieder, „keine Parade” zu sein. Eine große Sause wird die Veranstaltung erfahrungsgemäß trotzdem.

Insgesamt rund bis zu eine Million TeilnehmerInnen werden im Lauf des Tages erwartet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auch bezahlen muss man für die Teilnahme am Event nichts. Stattdessen kann man jederzeit und überall zum Geschehen dazustoßen.

Die Fahrzeuge, die die Menge auf ihrem Marsch durch die Stadt begleiten, hört man schon von Weitem – sie sorgen für die musikalische Untermalung. Dabei läuft ein bunter Mix aus Techno über aktuelle Hits bis hin zu Klassikern aus der Popmusik. Partystimmung programmiert. 

CSD 2024: Was man wissen sollte

Da es direkt an den Fahrzeugen auch mal lauter werden kann, sollten Menschen mit empfindlichen Ohren einen Gehörschutz verwenden oder etwas Abstand halten. Letzteres gilt auch für all jene, die gern ihre Kinder mitbringen möchten, schließlich lässt sich stellenweises Gedränge bei der erwarteten BesucherInnenzahl kaum vermeiden.

Außerdem sollten Eltern wissen, dass es beim Christopher Street Day nicht selten nackte Haut zu sehen gibt, denn der Kleiderwahl sind kaum Grenzen gesetzt. Ob extravagant, kostümiert oder freizügig, Baumwolle oder Latex: Beim CSD in Berlin ist vieles akzeptiert.

Entlang der Route sind Verpflegungsstände zu finden, an denen man Getränke oder andere Stärkungen ergattern kann. Selbstverständlich steht es allen BesucherInnen frei, sich während der Demo selbst zu versorgen – entweder durch Mitgebrachtes oder in den Spätis, Cafés und anderen Etablissements entlang der Route.

Die VeranstalterInnen des CSD 2024 in Berlin rechnen mit 500.000 bis 1.000.000 TeilnehmerInnen. Foto: Imago

Route des CSD 2024: Von der Leipziger Straße bis zum Brandenburger Tor

Der CSD Berlin 2024 wird am 27. Juli an der Leipziger Straße Ecke Spittelmarkt eröffnet. Von dort aus startet der Demozug ab 12 Uhr gen Westen, vorbei am Bundesrat und am Potsdamer Platz, bevor er auf Höhe der Philharmonie nach links abbiegt.

Über die Potsdamer Straße geht es dann Richtung Nollendorfplatz (ein geschichtsträchtiger Ort für queere Menschen), wo die Menge abbiegt und zur Siegessäule weiterzieht.

Nach insgesamt 7,4 Kilometern endet die Route auf der Straße des 17. Juni am Brandenburger Tor. Erwartet werden die TeilnehmerInnen des Marsches dort gegen 15:30 Uhr. Im Rahmen der Abschlusskundgebung wird der Tag vor Ort durch Redebeiträge und musikalische Acts abgerundet.

Christopher Street Day: ein Event mit Geschichte

Am 28. Juni 1969 widersetzten sich queere Menschen im Stonewall Inn, einer Schwulen-Bar in der New Yorker Christopher Street, erstmals einer Polizei-Razzia. Es kam damals zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und der Community, die den Auftakt zu einer der größten Emanzipationsbewegungen der Welt bilden sollten. Genau ein Jahr später kamen insgesamt 4.000 Homosexuelle im New Yorker West Village zu einer Demonstration zusammen, um an die Ereignisse aus dem Vorjahr zu erinnern. Der Christopher Street Day war geboren und schwappte schon bald in andere Länder über. In Westberlin fand der CSD erstmals 1979 statt – mit 450 TeilnehmerInnen.

Fakten zum CSD Berlin 2024 auf einen Blick:

  • Datum: 27. Juli 2024 ab 12 Uhr 
  • Start: Leipziger Straße/Ecke Spittelmarkt
  • Ziel: Straße des 17. Juni/Brandenburger Tor
  • Motto: „Nur gemeinsam stark – Für Demokratie und Vielfalt“
  • BesucherInnenzahl: ca. 500.000 – 1.000.000 Menschen

Kritik aus der Community und Alternativ-Veranstaltungen

Ganz ohne Kritik kommt der CSD in Berlin nicht aus. Insbesondere die starke Kommerzialisierung der Veranstaltung wird aus Teilen der queeren Community bemängelt. Deshalb finden auch immer wieder alternative Demonstrationen mit ähnlichen Zielen statt.

Lesbische Frauen haben mit dem „Dyke* March Berlin“ beispielsweise seit 2013 ihre ganz eigene Demo. Sie findet am 26.07.24 statt und setzt sich für lesbische Sichtbarkeit ein. Start- und Endpunkt der Demonstration ist der Festsaal Kreuzberg, wo im Anschluss an die Demo die offizielle Dyke* March Abschlussparty „Dykes* Do It Better!“ stattfindet.

Auch die Internationalistische Queer Pride am Hermannplatz findet dieses Jahr wieder statt. Wer also nicht am CSD Berlin 2024 teilnehmen, aber trotzdem queere Menschen unterstützen möchte, hat hier die Chance. Bei der Veranstaltung am 26.07.24 kommen queere, antikoloniale und antirassistische Communities Berlins in Neukölln zusammen.

Titelbild: Imago

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