Regentonnen im Quartier – genial einfach, einfach genial! 29. Oktober 2025Lesedauer: 4 Min. Artikel anhören Player schließen Im Kampf gegen den Klimawandel sind sie kleine Bausteine mit erstaunlicher Wirkung: Regentonnen helfen nicht nur der Stadtnatur, sondern erzeugen auch positive Effekte für Mieterinnen und Mieter. Wie das in der Praxis aussieht? Das zeigen Initiativen in Charlottenburg und Schöneberg. Die Aufbruchstimmung ist spürbar, immerhin erlebt Tempelhof-Schöneberg ein Novum. „Ich freue mich, dass wir erstmals eine Regentonne im öffentlichen Straßenland eröffnen dürfen“, sagt Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck in feierlichem Ton – und der Applaus lässt nicht lang auf sich warten. Zum kleinen Einweihungsevent an der Yorckstraße 48 sind Mitte Oktober etliche Menschen gekommen, die das Projekt initiiert, begleitet und ermöglicht haben, darunter auch Gewobag-Quartierskoordinatorin Linda Enghusen. Tatsächlich handelt es sich bei der neuen Regentonne um eine erfolgreiche Co-Produktion unterschiedlicher AkteurInnen, angefangen bei der engagierten Anwohnerschaft um Regine Wosnitza, die zur Initiative „Beetgemeinschaft Vorplätze Yorckbrücke“ gehört. „Das Tolle bei solchen Projekten ist, dass sie von einer aktiven Nachbarschaft getragen werden, die sie mit Leben füllen“, betont Bezirksstadträtin Ellenbeck. „Wir als Bezirksamt haben überhaupt nicht das Budget, um Beete im öffentlichen Raum in vergleichbarer Art und Weise zu pflegen.“ Simpel, aber wirksam: die neue Regentonne an der Yorckstraße, finanziert von der Gewobag. Foto: Ralph Maak Liebevoll bepflanzte Stadtbeete wie dieses werden von der Regentonne profitieren. Foto: Ralph Maak Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (3.v.l.) und Initiatorin Regine Wosnitza (5.v.r.) bei der Einweihung der Regentonne an der Yorckstraße. Foto: Ralph Maak Ein solches Beet, das sein Umfeld mit seiner üppigen Bepflanzung sichtlich bereichert, findet sich gleich gegenüber der neuen Regentonne, zwischen S-Bahn-Brücke und Mannsteinstraße. Hier also muss künftig kein kostbares Trinkwasser mehr verbraucht werden, um das Stadtgrün zu pflegen, stattdessen können AnwohnerInnen nun aufgefangenes Regenwasser nutzen. Ein Modell, das vor allem in trockenen Zeiten hilft und zudem Teil des „Schwammstadt“-Konzepts ist, bei dem Regenwasser nutzwertig gespeichert wird, statt es in die Kanalisation abzuleiten. Regentonnen: einfach, nachhaltig und praktisch Vor Ort sind an der Yorckstraße auch Jörg Winners und Hans Jürgen Zschäbitz von der „Initiative Fritschestraße“, die in Bezug auf Gehweg-Regentonnen zu den Berliner Vorreitern zählen. In ihrem Charlottenburger Heimatquartier am Klausenerplatz haben sie 2023 die erste Gehweg-Regentonne der Stadt aufgestellt. „Eigentlich können wir kaum genug gießen“, sagt Jörg Winners. „Der Klimawandel bringt große Herausforderungen mit sich, deshalb müssen wir einfach mehr für unsere Stadtbäume tun.“ Vor allem die zunehmenden Trockenphasen im Frühling machen der Natur zu schaffen. Mitte Juli war dieser Umstand noch weit stärker zu spüren als im Herbst. Bei hochsommerlichen Temperaturen weihten Winners und Zschäbitz damals eine weitere Gehweg-Regentonne im Klausenerkiez ein, diesmal in der von Stadtbäumen gesäumten Nehringstraße. Gemeinsam mit engagierten MieterInnen und Quartierskoordinatorin Florence Dezoteux nahmen sie die von der Gewobag finanzierte 800-Liter-Tonne offiziell in Betrieb. „Bis Mitte Juli lag die Bodenfeuchte bei nur 55 Prozent des Durchschnitts der vergangenen 30 Jahren“, gab Winners vor Ort zu bedenken. „Jeder Liter Wasser, den wir mehr haben, ist ein gewonnener Liter.“ Gamechanger beim Gießen: Gehweg-Regentonnen machen die Pflege von Stadtnatur leichter und nachhaltiger. Foto: Felix Seyfert Schon zwei bis vier Gießkannen Wasser pro Woche helfen Stadtbäumen enorm. Foto: Felix Seyfert Gewobag-Quartierskoordinatorin Florence Dezoteux (Mitte) hat das Projekt eng begleitet. Das Wohnungsunternehmen übernahm die Kosten für die Regentonne und die Aufstellung. Foto: Felix Seyfert Bereitgestellte Gießkannen animieren zum Gießen. Foto: Felix Seyfert Jörg Winners von der „Initiative Fritschestraße“ zählt beim Thema Regentonnen zu den Vorreitern. Foto: Felix Seyfert Ähnliches gilt auch für den Aufwand beim Gießen. Hier ist jeder Meter, den man ohne volle Gießkanne zurücklegen kann, ein gewonnener Meter – und davon gibt es durch die Regentonne viele. Statt in der eigenen Wohnung kann das Wasser nun bequem am Gehweg gezapft werden. „Die Gehweg-Regentonne sorgt dafür, dass das Gießen im Grunde zur Alltagsbewegung wird“, hat Jörg Winners beobachtet. „Man füllt kurz die Gießkanne auf, gießt und geht weiter. Gerade an heißen Tagen merkt man, dass die Menschen automatisch gießen, darunter auch viele Kinder.“ Tatsächlich scheinen die Regentonnen nicht nur der Stadtnatur zu helfen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Vielfältige Effekte für das Stadtklima Hitze- und Trockenperioden zählen genauso zu den Folgen des Klimawandels wie vermehrte Starkregenereignisse. Um Berlin an diese Entwicklung anzupassen und zu einer klimaresilienten Stadt zu entwickeln, ist eine intakte Stadtnatur unverzichtbar. Von verbesserter Luftqualität über kühlende Effekte bis zu einem insgesamt verbesserten Wohlfühlklima: Die Effekte von urbaner, grüne Infrastruktur sind vielfältig. Gerade in trockenen Phasen benötigt die Stadtnatur jedoch Unterstützung. Regentonnen können hierbei einen nachhaltigen und wirksamen Beitrag leisten. Die Erfahrung zeigt zudem: Regentonnen-Projekte haben auf die Menschen in der Nachbarschaft oft eine verbindende Wirkung. Mehr zur Klimastrategie der Gewobag Wer sich nun fragt, warum nicht schon viel mehr Regentonnen im öffentlichen Raum zu finden sind, stößt nicht zuletzt auf bürokratische Hürden. „Wir stehen mit vielen Bezirken und Verwaltungen im Austausch“, berichtet Jörg Winners. „Dort arbeiten sehr engagierte Menschen, die aber den Schreibtisch voll haben.“ Hinzu kommt, dass das Thema vergleichsweise neu ist. Auch bei der Gewobag mussten erst entsprechende Prozesse entwickelt werden. Gewobag als Unterstützerin Ähnliche Erfahrungen haben Florian Dietrich und Klara Adam in Schöneberg gemacht. Sie zählten zu den ersten Gewobag-MieterInnen, die sich mit einem Regentonnen-Anliegen beim Wohnungsunternehmen gemeldet haben – zur Pflege des liebevoll angelegten Innenhofs in der Kulmer Straße 20. Abstimmungs- und Genehmigungsprozesse erforderten zunächst Geduld, allein schon deshalb, weil ein entsprechendes Vertragswerk entwickelt werden musste. Quartierskoordinatorin Linda Enghusen sei vom Projekt jedoch „begeistert“ gewesen und habe es „stetig begleitet“, erzählt Florian Dietrich. Letztlich übernahm die Gewobag die Kosten für die Regentonne und das erforderliche Fundament. Enghusen betont: „Als Vermieterin schätzen wir dieses nachbarschaftliche Engagement und wollen es gern fördern.“ Engagiert: Die Gewobag-MieterInnen Klara Adam und Florian Dietrich mit ihren Kindern. Foto: Ralph Maak Die Hof-Regentonne in der Kulmer Straße fasst 2.000 Liter. Foto: Ralph Maak Florian Dietrich zapft Wasser inzwischen aus der Regentonne. Foto: Ralph Maak Wo Regentonnen und Gießkannen stehen, helfen auch kleine NachbarInnen gern mit. Foto: Ralph Maak Mittlerweile ist die „Wassertanke“ am Rand des Innenhofs seit November 2024 in Betrieb. „Wir haben zwar einen Wasseranschluss im Hof, aber dank der 2000-Liter-Regentonne mussten wir ihn im Sommer kaum noch aufdrehen“, sagt Klara Adam. Zuvor war es für die Pflanzen oft zu trocken, was sich wiederum auf den Zustand des Hofes auswirkte – und damit auf das große Ziel: gemeinsam mit den Nachbarinnen und Nachbarn einen echten Wohlfühlort für die Gemeinschaft zu erschaffen. Ein Vorhaben, das durch die Regentonne spürbar erleichtert wird, ressourcen- und kostensparend. Die eingangs erwähnte Regentonne an den Yorckbrücken ist von der Kulmer Straße 20 nur wenige Gehminuten entfernt. Dort schließt Saskia Ellenbeck ihre „Einweihungsrede“ mit ermutigenden Worten und einer klaren Vision für die Zukunft. „Wir wollen gemeinsam zeigen, dass Klimaanpassungen über die Zuständigkeiten hinweg umgesetzt werden können“, sagt die Bezirksstadträtin. „Dies soll ja nicht die einzige Regentonne bleiben. Wir wollen, dass noch viele weitere folgen.“ Denn das nächste trockene Frühjahr kommt bestimmt. Jetzt Newsletter abonnieren und nichts mehr verpassen! E-Mail Ich stimme zu, dass die Gewobag mir per E-Mail den Newsletter zusendet und dabei die auf mich bezogenen Nutzungsstatistiken auswertet. Die Datenschutzerklärung habe ich gelesen. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Abonnieren Titelfoto: Ralph Maak
Vielfältige Effekte für das Stadtklima Hitze- und Trockenperioden zählen genauso zu den Folgen des Klimawandels wie vermehrte Starkregenereignisse. Um Berlin an diese Entwicklung anzupassen und zu einer klimaresilienten Stadt zu entwickeln, ist eine intakte Stadtnatur unverzichtbar. Von verbesserter Luftqualität über kühlende Effekte bis zu einem insgesamt verbesserten Wohlfühlklima: Die Effekte von urbaner, grüne Infrastruktur sind vielfältig. Gerade in trockenen Phasen benötigt die Stadtnatur jedoch Unterstützung. Regentonnen können hierbei einen nachhaltigen und wirksamen Beitrag leisten. Die Erfahrung zeigt zudem: Regentonnen-Projekte haben auf die Menschen in der Nachbarschaft oft eine verbindende Wirkung. Mehr zur Klimastrategie der Gewobag
Der Sonne entgegen: Eigener Strom durch Steckersolargeräte MieterInnen, die mit einem eigenen Balkonkraftwerk Strom erzeugen möchten, erhalten von der Gewobag die nötige Unterstützung. Wie das in der Praxis aussieht? Ein Besuch bei einem, der es ausprobiert hat.
Erfolgreiche Pilotphase: Effizientere Wärmeversorgung dank KUGU Energieverbrauch runter, Klimaschutz rauf! Die Partnerschaft mit dem Start-up KUGU ermöglicht es, Heizanlagen innovativ zu optimieren. Wie wirksam das Modell ist, bestätigt die jüngste Heizperiode. Neben der Umwelt profitieren auch die MieterInnen.