Junge Mädchen mit bunten, übergroßen Brillen, die während des Unartig-Kunstfestivals ausgelassen auf der Straße tanzen. Foto: Nika Kramer

Stiftung Berliner Leben feiert Jubiläum: „Wir schaffen Perspektiven“

Die Gewobag-eigene Stiftung Berliner Leben lädt zu ihrem zehnjährigen Jubiläum nach Spandau ein. Worauf sich die BesucherInnen beim Quartiersfest am 25. August freuen können? Das erklärt der Vorstandsvorsitzende Hans-Michael Brey. Ein Gespräch über die Vision einer besseren Zukunft und denkwürdige Veränderungen.

Der Programmplan ist prall gefüllt: Das Nachbarschaftsfest im Quartier Heerstraße Nord am 25. August 2023 (14 bis 18 Uhr) bietet Aktionen aus den Bereichen Kunst und Kultur, verschiedene Bewegungsangebote, kulinarische Leckerbissen und vieles andere mehr.

Anlass für das Quartiersfest, das in den Höfen zwischen Sandstraße, Blasewitzer Ring und Heerstraße in Staaken stattfindet, gibt es gleich doppelt. Zum einen feiert die Gewobag-eigene Stiftung Berliner Leben den Start des Programms Stadtraum!Plus in Staaken, zum anderen ihr zehnjähriges Bestehen. Anlässlich des runden Jubiläums spricht der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Dr. Hans-Michael Brey, über bleibende Meilensteine und neue Ziele.

Die Stiftung Berliner Leben feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf dieses Jubiläum, Herr Brey?

Hans-Michael Brey: Ich glaube, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung können auf das, was sie in den letzten Jahren geleistet haben, sehr, sehr stolz sein. Genauso kann die Gewobag stolz sein auf das, was sie vor zehn Jahren initiiert hat. Aus einem Konglomerat an verschiedenen Projekten aus dem Sozialbereich ist etwas zusammengewachsen, das inzwischen ein einheitliches Narrativ hat und sich um das Thema Quartiersentwicklung kümmert – sei es mit Kunst, Kultur, Bildung oder Sport. Wir erreichen mit unseren Aktivitäten und Angeboten mehr als 130.000 Menschen pro Jahr. Und wir schaffen Perspektiven.

Welche Meilensteine ragen heraus? 

Hans-Michael Brey: Ich glaube, wir haben drei wichtige Entwicklungen durchlaufen. Erstens: Die Gründung 2013, als wir mit den „Kiez meets Museum“-Workshops im Hamburger Bahnhof, der Ludothek und dem Isigym-Boxclub Einzelprojekte gestartet haben. Zweitens: Die Eröffnung des Urban Nation Museums 2017 mit den Vorläufern der verschiedenen One Walls, die heute im Berliner Stadtbild zu finden sind. Und ein dritter Meilenstein war die neue Struktur, die die Stiftung ab 2019 bekommen hat. Seither werden die einzelnen Projekte im Programm Stadtraum!Plus zusammengeführt und wirken somit in die Quartiere hinein.

Nach dem ersten Standort im Quartier Schöneberg Nord ist Stadtraum!Plus in diesem Sommer im Quartier Heerstraße Nord gestartet.

Hans-Michael Brey: Richtig, damit haben wir ein neues Kapitel aufschlagen. Dazu gehört auch unser neuer HipHopHub, der sich beim Nachbarschaftsfest am 25. August erstmals präsentieren wird.

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Clip zum zehnjährigen Jubiläum der Stiftung Berliner Leben. Video: Stiftung Berliner Leben.

Das erklärte Ziel der Stiftung ist, die nachbarschaftlichen Strukturen zu stärken. Inwieweit ist das gelungen?

Hans-Michael Brey: In Schöneberg haben wir es gemeinsam mit der Gewobag geschafft, die Sozialträger vor Ort miteinander zu verbinden. Außerdem konnten wir Projekte initiieren, denen wir mit finanzieller Anschubhilfe über anfängliche Hürden geholfen haben. Für Stadtraum!Plus in Spandau sind rund 40 Partner-Akteure zusammengeführt worden, die rund 800 Kinder, Jugendliche und SeniorInnen erreichen. Das zeigt: Die Arbeit der Stiftung ist sichtbar geworden. Im nächsten Schritt wollen wir Kinder und Jugendliche noch besser ansprechen und begleiten, etwa durch einen mobilen Boxclub, der in Spandau angeboten werden soll.

Gibt es heutzutage mehr Förderbedarf als noch vor zehn Jahren?

Hans-Michael Brey: Offenbar schon, zumindest legen die Diskussionen beim Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung dies nah. Durch die Corona-Pandemie sind viele Menschen ein Stück weit aus der Kurve getragen worden. Die Herausforderungen scheinen zuzunehmen, sei es durch den technologischen Wandel, die Digitalisierung, die schwierige Schulsituation oder soziale Verwerfungen. Das sind Aspekte, die wir auch im Urban Nation Museum und im Fresh-A.I.R-Programm adressieren. Wir werden nicht auf jede Herausforderung eine Antwort geben können, aber wir können diese Themen sichtbar machen.

Worauf sind Sie als Vorstandsvorsitzender der Stiftung besonders stolz?

Hans-Michael Brey: Da gibt es in der Tat etwas, nämlich unser Säulenmodell, das wir entwickelt haben, um ein gemeinsames Narrativ, eine gemeinsame Zielsetzung zu haben. Wer macht was, wann, wo, mit welchem Ziel? Auf diese Fragen gibt es in unserer Stiftung einheitliche Antworten, die allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren helfen. Mittlerweile wird dieses Konzept in der Branche kopiert, das scheint ein Indikator für Qualität zu sein.

Beharrlichkeit ist enorm wichtig.
Viele andere Stiftungen hören nach drei
oder fünf Jahren mit einer Förderung auf.
Wir wollen Projekte über 10, 15
oder gar 20 Jahre begleiten.

Hans-Michael Brey

Wie genau arbeitet die Stiftung? Wie identifizieren Sie Zielgruppen und Bedarfe, wie werden Projekte konzipiert und umgesetzt? 

Hans-Michael Brey: Zunächst reden wir mit den Akteurinnen und Akteuren in einem Quartier, also mit Schulen, Kindergärten, sozialen Institutionen und anderen über die Situation vor Ort. Anschließend schauen wir, wie wir Kindern, Jugendlichen oder SeniorInnen über Kunst, Kultur, Bildung oder Sport eine Perspektive geben können. Nehmen Sie das Beispiel unseres neuen HipHopHubs. Dort geht es nicht nur darum, dass die Kinder tanzen lernen und in eine Struktur hineinkommen, die ihnen einen Rahmen vorgibt, um auch in der Schule zu bestehen. In einem zweiten Schritt werden wir mit Dienstleistern aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sprechen, um diese Kinder und Jugendliche in ein Arbeitsverhältnis zu bringen. Abschließend wird evaluiert, ob Mitteleinsatz und Reichweite in einem guten Verhältnis stehen.

Wann ist ein Projekt aus Ihrer Sicht erfolgreich?

Hans-Michael Brey: Wenn man mit betriebswirtschaftlicher Brille auf die Dinge guckt, sind die entscheidenden Kriterien die angesprochene Relation von Mitteleinsatz und Reichweite. Die Kernfrage ist: Schaffen wir es, mit einem Minimum an Mitteln einen maximalen Output zu generieren? Diesen Weg haben wir uns in den letzten zehn Jahren ein Stück weit erschlossen. Wenn man die ESG-Kriterien (Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen in den Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, Anm. d. Red.) anlegt, wollen wir die Bereiche Soziales und Unternehmensführung so untersetzen, dass wir einen Mehrwert für die Menschen in den Quartieren schaffen – und somit auch einen Mehrwert für den Konzern generieren.

Gab es Projekte, die nicht funktioniert haben wie erhofft?

Hans-Michael Brey: Wir mussten an vielen Stellen nachjustieren, denn manchmal passen die eigenen Vorstellungen nicht mit der Realität zusammen. Dann muss man hinterfragen, ob man mit den richtigen Menschen und der richtigen Fragestellung unterwegs ist. Im Grunde ziehen wir die Schrauben kontinuierlich nach, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

Wie wichtig ist diese Beharrlichkeit?

Hans-Michael Brey: Enorm, denn man muss die Dinge ja langfristig sehen. Wenn wir Kindern dabei helfen wollen, ihren Schulabschluss zu machen – zum Beispiel über den Boxclub – dann müssen wir sie über sieben Jahre begleiten. Wenn wir sie dann noch in eine Ausbildung oder ein Arbeitsverhältnis bringen wollen, müssen wir noch mal drei Jahre dranhängen. Viele andere Stiftungen hören nach drei oder fünf Jahren mit einer Förderung auf. Wir machen das anders. Projekte, von denen wir überzeugt sind, wollen wir über 10, 15 oder gar 20 Jahre begleiten.

Blick nach vorn: Welche Pläne und Ziele gibt es für die Zukunft?

Hans-Michael Brey: Nachdem wir jetzt mit Stadtraum!Plus nach Spandau gegangen sind, wollen wir das Programm in weitere Quartiere bringen. Ein politisches Ziel ist, über die ESG-Kriterien zu demonstrieren, dass Stiftungen das richtige Instrument sind, um Quartiersentwicklung langfristig zu begleiten. Nicht zuletzt wollen wir die Branche dafür begeistern, weitere Stiftungen ins Leben zu rufen.

Wie ist es um die Finanzierung der Stiftung bestellt? Für die gute Sache kann man nie genug Geld haben …

Hans-Michael Brey: Die Stifterin hat uns sehr ordentlich ausstaffiert. Wir leben von Beteiligungserträgen und einer Immobilie, die wir verpachtet haben. Zusätzlich werben wir Spenden ein. Und: Bei der Gewobag steht die Tür immer offen, um über gute Dinge zu reden und diese dann auch zu untersetzen – dafür gebührt Markus Terboven und Snezana Michaelis (Mitglieder im Vorstand der Gewobag, Anm. d. Red.) sowie Sven Harke-Kajuth (Prokurist und Geschäftsführer der Gewobag ID sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Berliner Leben, Anm. d. Red.) großer Dank. Meistens ist es so, dass Geld früher oder später guten Ideen folgt. Deshalb ist die Gewobag hier meines Erachtens mehr als vorbildlich aufgestellt.

Stiftung Berliner Leben: Der Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-Michael Brey im Porträt. Foto: Aurelio Schrey
Stiftung Berliner Leben: Der Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-Michael Brey im Porträt. Foto: Aurelio Schrey

Anlässlich des Stiftungs-Jubiläums findet am 25. August ein Quartiersfest am der Heerstraße Nord statt. Auf was können sich die Besucherinnen und Besucher freuen?

Hans-Michael Brey: Wir haben ein buntes Potpourri an Aktivitäten. Aus dem Stiftungsumfeld kommen zum Beispiel Akteurinnen und Akteure aus dem Boxclub und aus dem Bereich Kunst und Kultur, außerdem wird es ein HipHop-Battle geben. Es kann Graffiti an bereitgestellten Wänden ausprobiert werden und die Komische Oper ist mit ihrem Dolmus dabei. Das Ganze geht Hand in Hand mit Aktivitäten und Akteurinnen und Akteuren aus dem Quartier selbst. Ich bin mir sicher, dass das vier sehr schöne Stunden werden. Und es ist ein guter Auftakt, um zu zeigen: Die Gewobag und die Stiftung sind im Quartier präsent. Daran wollen wir nahtlos anschließen.

Titelfoto: Nika Kramer

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