Bülow Street Festival: „Kunst kann ein ganzes Quartier verändern“ 10. September 2024Lesedauer: 4 Min. Artikel anhören Player schließen Jetzt wird’s bunt! Vom 13. bis 15. September lädt die Gewobag-Stiftung Berliner Leben zum kunstbetonten Bülow Street Festival nach Schöneberg ein. Anne Schmedding, Beauftragte des Vorstands der Stiftung, spricht im Interview über Highlights und Hintergründe. Wer sich von Berlins kreativer Energie inspirieren lassen will, ist hier genau richtig: Das Bülow Street Festival lockt vom 13. bis 15. September 2024 mit vielfältigen Angeboten für die ganze Familie, doch hinter dem Event steckt noch weit mehr. Worum es beim Bülow Street Festival geht und welche Wirkung Kunst in den Quartieren entfaltet, erklärt Dr. Anne Schmedding, Beauftrage des Vorstands der Gewobag-Stiftung Berliner Leben. Nicht nur staunen, sondern auch selbst machen: Dafür steht das Bülow Street Festival. Foto: Nika Kramer Nicht nur staunen, sondern auch selbst machen: Dafür steht das Bülow Street Festival. Foto: Nika Kramer Floating Murals sind fester Bestandteil des Bülow Street Festivals. Foto: Sebastian Kläbsch Tolle Kunst, tolle Atmosphäre: die Events der Stiftung Berliner Leben im Bülowkiez. Foto: Sebastian Kläbsch Frau Schmedding, warum sollte man sich das Bülow Street Festival nicht entgehen lassen? Anne Schmedding: Weil man dort ein so buntes, reichhaltiges Angebot findet, dass für jede Generation und für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wir binden wieder alle Projekte der Stiftung Berliner Leben mit ein – von unseren „Fresh A.I.R.“-KünstlerInnen über Isigym Boxsport Berlin bis zur Komischen Oper. Und: Alle Angebote sind kostenfrei. Der Fokus des Festes liegt auf der Kunst und künstlerischen Angeboten. Anne Schmedding: Richtig, die Eröffnung der neuen Ausstellung im URBAN NATION Museum ist gewissermaßen der Aufhänger des Bülow Street Festivals und prägt damit auch sein Programm. Künstlerinnen und Künstler werden mit den Menschen vor Ort kreativ sein, gemeinsam Wände bemalen oder in Workshops arbeiten. Die BesucherInnen können zum Beispiel Masken und Puppen basteln oder eine Printwerkstatt nutzen. Was gibt es sonst noch zu entdecken? Anne Schmedding: Jede Menge! Es wird zum Beispiel verschiedene sportliche Angebote geben, neben Boxen auch zum Thema Parcours. Hinzu kommen musikalische Performances, verschiedene Streetfood-Angebote, eine Aufführung unseres HipHopHub und – unterstützt durch die Gewobag – der spektakuläre Stand des NANO Science Centers, bei dem man Wissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann. Eines ist jedenfalls sicher: Es wird bunt! Auch Livemusik ist fester Bestandteil des Bülow Street Festivals. Foto: Nika Kramer Der Stand des NANO Science Centers sorgt regelmäßig für Begeisterung. Foto: Nika Kramer Streetfood-Angebote runden das Bülow Street Festival ab. Foto: Nika Kramer Bei aller Vielfalt gibt es einen roten Faden: Alle Angebote stehen in Verbindung mit sozialen Projekten. Welche Idee steckt dahinter? Anne Schmedding: Unabhängig vom jeweiligen Thema wollen wir mit unserer Stiftungsarbeit Angebote schaffen, die über den regulären Alltag hinausgehen – gerade in Bezug auf Kinder und Jugendliche. Wir möchten jungen Menschen Möglichkeiten bieten, miteinander zu arbeiten, Teamfähigkeit zu lernen und sich auf unterschiedliche Art und Weise weiterzubilden. Beim Bülow Street Festival liegen diese Angebote quasi auf der Straße. Ein Besuch im Bülowkiez lohnt ja ohnehin – im Umfeld des URBAN NATION Museums haben viele Fassaden eine neue künstlerische Gestaltungbekommen. Anne Schmedding: Viele Menschen kennen diese Murals vom Sehen, wissen aber nicht, wer oder was dahintersteckt. Wir bieten deshalb geführte Urban-Art-Touren an, bei denen man den Kiez besser kennenlernen kann und erfährt, was sich die KünstlerInnen bei ihren Projekten gedacht haben. Zur Ausstellung im Urban Nation gibt es übrigens auch im Museum kurze, kostenfreie Führungen. Diverse Fassaden im Bülowkiez sind künstlerisch gestaltet worden. Foto: Sebastian Kläbsch Diverse Fassaden im Bülowkiez sind künstlerisch gestaltet worden. Foto: Nika Kramer Beim Bülow Street Festival gibt es viel zu entdecken. Foto: Nika Kramer Stichwort Museum: Was unterscheidet die neue Ausstellung von den vorherigen? Anne Schmedding: Vor allem der thematische Schwerpunkt. Bei „Love Letters to the City“ geht es darum, welche Kraft Kunst im öffentlichen Raum hat, also wie sie unsere Sichtweise auf bestimmte Orte verändert und ein Vehikel für ein besseres gegenseitiges Verständnis sein kann. Im Museum finden sich dazu acht verschiedene Kapitel, die sich Aspekten wie Gentrifizierung oder Werbung im öffentlichen Raum widmen. Hinzu kommen als neuntes Kapitel verschiedene Projekte in ganz Berlin, die in den kommenden drei Jahren stetig fortgeführt werden – als unsere „Love Letters in the City“. Die Ausstellung ist also nicht statisch, sondern lebt. Jetzt Newsletter abonnieren und nichts mehr verpassen! E-Mail Ich stimme zu, dass die Gewobag mir per E-Mail den Newsletter zusendet und dabei die auf mich bezogenen Nutzungsstatistiken auswertet. Die Datenschutzerklärung habe ich gelesen. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Abonnieren Schon in der Vergangenheit sind durch URBAN NATION in der ganzen Stadt One Walls und Community Walls entstanden. Welchen Effekt haben diese gestalteten Wände? Anne Schmedding: Nehmen Sie das jüngste Projekt an der Heerstraße Nord in Spandau. Der Künstler Lukas Zeilinger hat hier gemeinsam mit Jugendlichen ein Motiv für die Bemalung eines Parkhauses entwickelt. Dort finden sich jetzt über 60 Namen von Kindern und Jugendlichen auf der Fassade – Namen, die die Bandbreite der unterschiedlichen Kulturen im Quartier transportieren und zeigen, dass Diversität ein Reichtum ist. Sicher, aus der Vielfalt entstehen auch Konflikte, aber vor allem kann in ihr eine große positive Energie stecken. Das Parkhaus bildet das ab. Und schafft zugleich Identifikation. Anne Schmedding: Richtig. Ich habe einige Wandgestaltungen eng begleitet und es ist wirklich berührend, zu sehen, was eine künstlerische Wand auslösen kann. Wenn Kinder und Jugendliche einen grauen Hausdurchgang in ein Kunstwerk verwandeln, bleiben die Menschen sofort stehen. Ob die Rentnerin mit Rollator, die türkische Familie von nebenan oder die ErzieherInnen mit ihrer Kita-Gruppe – sie alle freuen sich, dass wir mit den Kids vor Ort arbeiten und sie an der Quartiersgestaltung teilhaben lassen. Diese Wände können die ganze Umgebung verändern und sind für alle präsent. Sie sprechen über Vielfalt, Teilhabe und Partizipation – Aspekte, die auch erklären, warum das Bülow Street Festival ein Teil des Aktionsmonats zum Berliner Demokratietag ist. Anne Schmedding: Zu unseren großen Zielen zählt, sich für demokratische Werte einzusetzen. Das fängt im Kleinen an. Durch unsere Arbeit können wir zeigen, dass Kunst- und Sportprojekte das Miteinander im Alltag spürbar fördern. Wenn man es in solch bunten Quartieren wie in Schöneberg Nord schafft, gut miteinander umzugehen, voneinander zu lernen und sich miteinander weiterzuentwickeln, statt sich zu bekämpfen und zu beäugen, ist das ein großer Erfolg. Diese Entwicklung beinhaltet ein „sich engagieren wollen“ und die aktive Auseinandersetzung mit der direkten Umgebung. Das ist die Basis für Demokratie. Dr. Anne Schmedding, Beauftragte des Vorstands der Gewobag-Stiftung Berliner Leben. Foto: Bianka Gericke Zurück zum Bülow Street Festival: Auf welches Highlight freuen Sie sich besonders, Frau Schmedding? Anne Schmedding: Im Grunde sind es der Mix der Angebote und die besondere Atmosphäre, wenn so viele Menschen zusammenkommen, aber besonders freue ich mich auf das Open House unserer „Fresh A.I.R.“-KünstlerInnen. Am Samstagnachmittag öffnen sie ihre Arbeitsräume in der Bülowstraße 7, sodass man ihnen über die Schulter schauen und mit ihnen sprechen kann. Solche Einblicke in die künstlerischen Prozesse bekommt man sonst nicht. Das ist schon sehr besonders. Vielen Dank für das Gespräch! Titelfoto: Nika Kramer
Mit Rap ins Rampenlicht: Hip-Hop-Projekt stärkt Jugendliche in Tegel-Süd Alltagserlebnisse werden zu Texten, aus Frust wird Energie: In einem Rap-Workshop der Gewobag und ihrer Stiftung Berliner Leben lernen Kids, wie sie ihren eigenen Sound kreieren. Über ein Projekt, in dem es um weit mehr geht als Musik.
Ein Graffiti, viele Effekte: Kids bringen Farbe ins Quartier Aus Grau wird Wow! In Spandau haben Kinder und Jugendliche einen Hausdurchgang in ein identitätsstiftendes Kunstwerk verwandelt. Über eine bemerkenswerte Aktion mit vielfältiger Wirkung.