Schild mit Aufschrift: Haus D Wohnen und einem weißen Pfeil auf rotem Untergrund, im Hintergrund und drum herum Wiese und Bäume, teilweise unscharf

Betreutes Wohnen: Gewobag hilft bei Wohnungssuche

Der Weg zur ersten eigenen Wohnung ist für Jugendliche, die betreut wohnen, oft besonders schwer. Die Gewobag hilft und hat einen Kooperationsvertrag mit dem Jugendamt Spandau geschlossen. Ein Besuch auf dem Campus Kladow.

Mulue macht gern Sport und mag seine Arbeit. Derzeit absolviert der 22-Jährige in der Jugendberufshilfe eine Ausbildung im Gartenlandschaftsbau. Grünpflege, Gartengestaltung, den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen – das ist genau sein Ding.

Mann (Mulue) Halbtotale mit grauem Pullover lächelt in die Kamera, im Hintergrund Efeu leicht unscharf, Hintergrund generell unscharf
Mulue macht gerade eine Ausbildung im Gartenbau und wohnt seit zwei Jahren betreut auf dem Campus Kladow. Foto: Felix Seyfert

Campus Kladow bietet Jugendlichen Betreutes Wohnen an

Sein Arbeitgeber ist das Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerk in Kladow. Momentan wohnt Mulue hier in einem Ein-Zimmer-Apartment auf dem Campusgelände des Berufsbildungswerks. Er ist einer von mehreren Jugendlichen ab 16 Jahren, die hier leben, weil sie nicht mehr bei ihren Familien wohnen können. Oder gar kein Zuhause haben, wie der aus Eritrea geflüchtete Mulue.

Nichts wünscht er sich sehnlicher, als eine eigene Wohnung mit eigenen Möbeln und einem Klingelschild, auf dem sein Name steht. Einen Ort, an dem er sich zu Hause fühlen kann. Wohin er sich nach der Arbeit zurückziehen, Freunde empfangen und wo er bleiben kann. Denn spätestens in einem Jahr, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hat, muss er den Campus verlassen.

Hilfe für Jugendliche: Gewobag und Jugendamt Spandau arbeiten zusammen

Um jungen Erwachsenen ab 18 Jahren, die betreut Wohnen, bei der Wohnungssuche zu unterstützen, hat die Gewobag eine Kooperationsvereinbarung mit dem Jugendamt Spandau getroffen. Das Konzept: Für entsprechende KandidatInnen stellt das Unternehmen bis zu fünf Wohnungen pro Jahr unbefristet zur Verfügung.

Ann Kristin Hartmann, Leiterin des Teams „Betreutes Einzelwohnen“ (BEW) der Jugendhilfe Munita auf dem Campus Kladow, erzählt von einem jungen Geflüchteten, der vor zwei Monaten seine Ausbildung als Bürokaufmann abgeschlossen hat. Er hat nun nicht nur einen Job gefunden, sondern auch eine eigene Wohnung bei der Gewobag. Erfolgsgeschichten wie diese machen jungen Menschen wie Mulue Mut.

„Unser Ziel ist es, die Jugendlichen zu befähigen, alleine in der eigenen Wohnung leben zu können.“
– Ann Kristin Hartmann, Leiterin des Teams Betreutes Wohnen der Jugendhilfe Munita auf dem Campus Kladow

Mulue hat sich schon auf viele Wohnungen beworben, einige hat er auch bereits besichtigt. Einen Mietvertrag gibt es noch nicht. „Mulue ist schon lange reif für eine eigene Wohnung. Er kann sein Leben sehr gut alleine meistern“, sagt Ann Kristin Hartmann. Den Wohnführerschein, den Azubis der Gewobag mit jungen Erwachsenen erarbeiten, um sie auf ihre erste eigene Wohnung vorzubereiten, hat der junge Mann bereits gemacht. Auch der Wohnberechtigungsschein (WBS), der Menschen mit kleinem Einkommen dazu befugt, sich auf eine Sozialwohnung zu bewerben, ist beantragt.

Frau, lächelt in die Kamera, leicht seitliche Einstellung, Hintergrund unscharf, Pflanzen erkennbar. Sie hat lange braune Haare, auf dem Kopf steckt eine Sonnenbrille im Haar
Die Sozialarbeiterin Ann Kristin Hartmann leitet die Abteilung „Betreutes Wohnen“ auf dem Campus des Rot-Kreuz-Instituts in Kladow. Foto: Felix Seyfert

Campus Kladow: Jugendliche lernen selbstständig zu leben

Die Sozialarbeiterin macht die jungen Erwachsenen auf dem Campus fit für ein selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung. Die Vorbereitung auf die Wohnungssuche beginnt schon direkt nach dem Einzug auf den Campus. Ann Kristin Hartmann und ihre KollegInnen vermitteln den jungen Erwachsenen alles über Finanzen und wie sie es schaffen, mit ihrem Geld auszukommen. Unterstützung erfahren die Jugendlichen auch in den Bereichen Schule und Beruf, Gesundheit und Freizeit. „Am Ende steht die Verselbständigung der Jugendlichen. Das heißt, sie sollen in der Lage sein, alleine in der eigenen Wohnung leben zu können.“

In Kladow lernen die Jugendlichen, im Alltag alleine zurechtzukommen. Ein Einkaufstraining zeigt ihnen, wie sie gut und günstig einkaufen und für sich kochen. Sie lernen, dass sie ihre Stromrechnung selbst bezahlen müssen, damit das Licht nicht ausgeht und dass sich das Energiesparen lohnt. Sie wissen, dass sie nicht nur Miete zahlen, sondern die Wohnung auch pflegen müssen. Und was zu tun ist, wenn ein Abfluss verstopft ist oder wenn das Wasser nicht fließt. Im betreuten Wohnen lernen sie alles, was sie für ein selbständiges Leben brauchen.

Mehrfamilienhaus im Anschnitt, Bäume im Hintergrund, davor viele gepflanzte Blumen und Sträucher, ein Hochbeet, Stühle und Tische
Derzeit leben sieben junge Erwachsene im Betreuten Wohnen auf dem RKI-Campus in Kladow. Foto: Felix Seyfert

Wohnungssuche für Jugendliche aus dem Betreuen Wohnen besonders schwer

Wenn sie die ersten Wohnungen besichtigen, beginnt eine aufregende Zeit. Manchmal fürchten sie sich ein wenig vor der großen Freiheit. „Aber die Freude auf die eigene Wohnung überwiegt“, hat die Sozialarbeiterin, die bei den ersten Wohnungsbesichtigungen dabei ist, festgestellt. „Sie wollen es schaffen!“ Nach dem Umzug haben sie bis zu ein Jahr lang Anspruch auf eine ambulante Nachbetreuung.

Leicht ist die Wohnungssuche allerdings nicht. Freie Quartiere sind auf dem Markt kaum zu finden – auch die Kooperationswohnungen der Gewobag sind begrenzt. Hinzu kommt, dass nicht wenige Vermieter Vorurteile gegenüber Jugendlichen aus dem Betreuten Wohnen hegen. Das sei bedauerlich und unbegründet, sagt Ann Kristin Hartmann. „Im Gegenteil: Sie sind oft besser vorbereitet als andere Kids, wenn sie zu Hause ausziehen.“

Auch Mulue fühlt sich inzwischen bereit für seine „eigene“ Wohnung, aber fündig geworden ist er noch nicht. Ein Beispiel, das zeigt: Kooperationen wie jene zwischen dem Jugendamt Spandau und der Gewobag werden dringend gebraucht.

Titelfoto: Felix Seyfert

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