Marionetten von einer Prinzessin und einem Frosch mit Krone an einem Brunnen, inmitten von Grünpflanzen und Backsteinhintergrund

Lauschen und träumen: 35. Berliner Märchentage vom 7. bis 24. November

Es war einmal ein dunkler Novembertag. Kalt wehte der Wind durch die Straßen Berlins. Die Sonne blieb hinter einer dicken Wolkendecke versteckt. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. In den Herzen der Menschen, die Märchen lieben. Und so kamen sie zusammen, um abenteuerlichen Geschichten zu lauschen, über Feen, verzauberte Frösche und magische Wälder.  

So oder ähnlich könnte die Erzählung über die Berliner Märchentage beginnen. Eine einmalige Veranstaltungsreihe, die leuchtende Stunden verspricht. In diesem Jahr finden die Berliner Märchentage zum nunmehr 35. Mal in Berlin statt. 600 analoge und virtuelle Veranstaltungen umfasst das Programm für Berlin und Brandenburg. Es ist das größten Märchenevent der Welt.

Die Magie der Märchen

Märchen fesseln Jung und Alt, überall auf der Welt, seit hunderten von Jahren. Vielleicht, weil sie unsere Vorstellungskraft entfesseln. Weil sie uns vieles über Richtig und Falsch lehren. Und unseren Glauben stärken, dass das Gute stets über das Böse siegen kann.

Fest an die Kraft der Märchen glaubte auch der Theaterwissenschaftler und Kinderbuchautor Horst-Dieter Klock. Er rief die Berliner Märchentage 1989 ins Leben, damals unter dem Motto „Märchen überwinden Grenzen“, passend zum Mauerfall. In der Zwischenzeit haben die gegenwärtigen Leiterinnen Silke Fischer und Monika Panse das Festival zum weltweit größten Märchenevent wachsen lassen. Zu den Förderern der Märchentage zählen unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Diesjähriges Motto „Der Weltenbaum“

Der Schwerpunkt der Märchentage wechselt von Jahr zu Jahr: Mal stehen Märchen eines bestimmten Kulturkreises im Mittelpunkt oder große Themen wie Liebe und Leid.

In diesem Jahr stehen die Berliner Märchentage unter dem Motto „Der Weltenbaum: Die kosmische Ordnung – Von Märchen bis Fantasy“. Warum Bäume? Sie spielen überall auf der Welt eine wichtige Rolle in Märchen und Mythen. Der Weltenbaum „Yggdrasil“ etwa verbindet neun Welten miteinander. Der Baum des Lebens symbolisiert das Leben selbst, die Schöpfung, das Wachstum. Und der gewaltige Herzbaum, eine Kreation der Fantasy-Literatur, dient als heiliger Ort für Anbetung und Rituale. Zugleich dienten Bäume, etwa die alte Dorfeiche, als Treffpunkt für die Märchenerzählungen selbst. Gründe genug, die diesjährigen Märchentage diesen uralten Geschöpfen zu widmen.

Theateraufführung mit Schauspielern in bunten Kostümen und Nebeleffekten, die auf einer farbig beleuchteten Bühne interagieren
Im November gibt es überall in Berlin Märchen zu erleben. Foto: Märchenland/pictureblind.de/Jürgen Sendel

Highlights der Berliner Märchentage

Auf dem Programm der diesjährigen Berliner Märchentage stehen sowohl Veranstaltungen für Kinder als auch Erwachsene. Einige sind interaktiv konzipiert. Acht ausgewählte Tipps.

Märchen für Erwachsene

Wie ging es mit Aschenbrödel weiter?

Aschenputtel bestand den Schuhtest und heiratete ihren Prinzen. Ende. Aber wie mag es wohl weitergegangen sein? Caroline Kemps de Escalante hat aus dieser Frage einen ganzen Roman gemacht und liest daraus bei einem Glas Wein.

Lesung aus „Aschebraut“:
11.11., 19.30 Uhr, Eintritt 5 Euro (ab 14 Jahre)
Salón Berlinés, Crellestraße 26, 10827 Berlin (Schöneberg)

Erzählungen über Bäume als Abenteuerhelden

Bei Bäumen ist nicht viel los? Auch sie können echt Abenteuer erleben, wenn sie sich gegen Apfeldiebe, Schweinefresser oder den Tod persönlich verteidigen müssen! Von eben solchen Abenteuern erzählen die ausgewählten Baumgeschichten dieses Abends, mit Gitarre und Cello begleitet.

Bäume als Lebenselixier:
15.11., 19 Uhr, Eintritt frei (ab 14 Jahre)
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde „Zoar“, Cantianstraße 9, 10437 Berlin (Prenzlauer Berg)
Anmeldung über die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde „Zoar“

Märchen für Kinder

Die wundersame Geschichte eines Holzfällers

In diesem estnischen Märchen erleben ein Holzfäller und die Bäume, die er eigentlich fällen will, eine wundersame Geschichte. Erzählt wird am Bollerofen, es gibt Punsch und Gebäck.

„Die Bäume und der gütige Holzfäller“:
15.11., 16 Uhr, Eintritt 5 Euro (3-10 Jahre), ermäßigt 2,50 Euro
Waldschule Spandau, Niederneuendorfer Allee 81, 13587 Berlin (Spandau)
Anmeldung unter spandau@anmeldung-waldschule.de oder 030 336 30 55

Die Alte Eiche zu erzählen hat

Direkt neben einem Baum lässt sich am besten erspüren, von welchen abenteuerlichen Geschichten er wohl berichten könnte. Bei dieser Veranstaltung darf die Alte Eiche auf dem Spandauer Damm erzählen. Auch Nachbarbäume wie Linde und Hainbuche werden besucht. Ein Eichhörnchen lädt ein, Rätsel zu knacken.

„Was die Alte Eiche erzählt“:
16.11., 14 Uhr, Eintritt frei (ab 6 Jahre)
Alte Eiche, Spandauer Damm 10-22, 14059 Berlin (Charlottenburg)
Anmeldung unter Tel. 0177 87 56 400 oder dagmareichhorn@gmx.de

Geschichten der Wikinger lauschen

Bäume spielen auch in den nordischen Sagen eine wichtige Rolle, allen voran in Gestalt von Yggdrasil, dem immergrünen Weltenbaum. Zu den Wikinger-Geschichten werden skandinavische Süßigkeiten gereicht.

„Die Insel der Wikinger“:
16.11., 15.30 Uhr, Eintritt 3 Euro (8-13 Jahre)
Die Insel, Greifswalder Str. 41, 10405 Berlin (Prenzlauer Berg)
Anmeldung unter Tel. 030 425 0604 oder info@insel-buchladen.de

Ein irisches Märchen mit Musik

Das Mädchen Moira macht gemeinsam mit einer Fee und einem Zwerg die irischen Wälder unsicher. Begleitet wird die Märchenlesung von einer irischen Harfe.

„Zauberstaub“:
17.11., 16 Uhr, Eintritt 5 Euro (6-13 Jahre)
Kurt Mühlenhaupt Museum, Fidicinstraße 40, 10965 Berlin (Kreuzberg)
Anmeldung unter karten@muehlenhaupt.de

Frau in großem roten Kleid, das den Boden bedeckt, umgeben von sitzenden Kindern in einer weiten Halle mit Backsteinwänden
Es geht doch nichts über ein gut erzähltes Märchen – hier unter vollem Körper- bzw. Kleideinsatz. Foto: Märchenland/JOCHEN-WERMANN

Interaktive Märchennachmittage

Der Froschkönig

Dieser Klassiker der Gebrüder Grimm wird frei erzählt und mit Violine und Holzinstrumenten begleitet. Das Publikum darf kräftig mitsingen und tanzen.

„Der Froschkönig“:
9.11., 15 Uhr, Eintritt frei (3-10 Jahre)
Mehrgenerationenhaus Gneisenaustraße, Gneisenaustraße 12, 10961 Berlin (Kreuzberg)

Märchen von magischen Bäumen und mythischen Wäldern – Familienworkshop

Zwei Märchenfiguren erwecken magische Bäume und mythische Wälder durch eine Mischung aus Tanz, Workshop und Märchenlesung zum Leben. Alte und junge TeilnehmerInnen sind zum Mitmachen aufgerufen.

Der Märchenkoffer: 10.11., 11 + 15 Uhr, Eintritt frei, ab 4 Jahre, ACUD-Theater, Veteranenstr. 21, 10119 Berlin (Mitte), Anmeldung unter Tel: 030 44 35 94 97 oder kontakt@märchenkoffer.de

Tipp: Für einige Veranstaltungen müssen zuvor Tickets gekauft werden. Also schnell sein!

Klicktipp: Märchentage-Mediathek

Wer es nicht zu den Berliner Märchentagen schafft, mehr über Märchen erfahren oder einfach weiteren Geschichten lauschen möchte, ist in der Mediathek der Berliner Märchentage richtig. Hier finden sich unter anderem zahlreiche Videos, in denen prominente Personen verschiedenste Märchen vorlesen.

Hier geht’s zur Mediathek

Titelbild: picture alliance / imageBROKER | Stefan Ziese

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